Keine Zeit für blinde Kundin Migros-Mitarbeitende lehnen Hilfe bei Einkauf ab

tgab

4.5.2024

Blinde können  sich zwar im Lebensmittelladen mehr oder weniger zurechtfinden, allerdings die Produkte nicht erkennen. (Symbolbild)
Blinde können  sich zwar im Lebensmittelladen mehr oder weniger zurechtfinden, allerdings die Produkte nicht erkennen. (Symbolbild)
Petra Orosz/KEYSTONE

Mehrfach wurde eine blinde Kundin bei ihrem Einkauf in der Migros Wil abgewiesen. Die Mitarbeitenden hatten keine Zeit sie dabei zu unterstützen. Die Migros Ostschweiz spricht von einem Missverständnis.

tgab

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Eine blinde Frau benötigt Hilfe beim Einkaufen im Einzelhandel.
  • In der Filiale ihres Heimatorts Wil stösst sie dabei auf Probleme.
  • Die Mitarbeitenden haben mehrfach keine Zeit für sie.
  • Die neue Filialleiterin kann die Situation am Ende für alle zufriedenstellend klären.

Die blinde Gabriela Schürch ist im Einzelhandel auf Begleitung bei Einkäufen angewiesen, da sie die Produkte im Laden nicht erkennen kann. Lebensmittel sind nicht in Blindenschrift beschriftet. Daher benötigt sie eine Person, die mit ihr den Einkauf tätigt. In der Migros Wil allerdings zeigte man dafür wenig Verständnis.

«Dort musste ich mich telefonisch anmelden, was schon sehr unüblich ist", erzählt sie gegenüber «FM1 Today». Mehrmals wurde ihr der Einkauf in der Wiler Filiale verweigert.

Einmal entschloss sie sich nach einem Coiffeurbesuch spontan, noch etwas in der Migros zu besorgen. Angemeldet hat sie sich aber nicht. An der Kundeninformation fragte sie die Angestellte, ob jemand mit ihr kurz einkaufen könnte. Die Antwort: «Nein, wir haben keine Zeit. Sie müssen wieder gehen.»

Personal hat keine Zeit, obwohl nicht viel los ist

Warum das Personal keine Zeit hatte, konnte sie nicht nachvollziehen, denn viele Leute habe es nicht gehabt: «Ich bin zwar blind, aber nicht blöd», ärgert sie sich. Selbst als sie nur mal Kaffee holen wollte, wurde sie weggeschickt, berichtet die 58-Jährige, die sonst ganz gut in ihrem Leben zurechtkommt und in der IT-Branche arbeitet. 

Die Migros Ostschweiz bestätigt auf Anfrage von FM1 Today einen solchen Vorfall. Es sei aber keine Absicht gewesen, sondern es habe sich um ein Missverständnis einer Mitarbeiterin gehandelt. «Die Mitarbeiterin war der Meinung, dass sie selbst die Begleitung der Kundin übernehmen sollte, was ihr nicht möglich war, weil sie zu diesem Zeitpunkt alleine am Kundendienst anwesend war», teilt die Migros mit.

Als die Marktleiterin über den Vorfall informiert wurde, habe sie die blinde Kundin umgehend kontaktiert und ihr zugesichert, dass sie künftig jederzeit einen begleiteten Einkauf machen könne. Schürch bestätigt das. Sie betont zudem, dass sie grundsätzlich nichts gegen die Migros habe. Lediglich das Verhalten der Wiler Filiale war für sie inakzeptabel.

«Die neue Filialleiterin hat mir am Telefon erklärt, dass sie gar nichts davon wusste. Sonst hätte sie das bereits früher in die Wege geleitet», erklärt Schürch.