Starke Unterschiede In welchen Kantonen es die höchsten Kinderabzüge gibt

tmxh/SDA

17.9.2019

Kantone mit hohen Kinderfreibeträgen sind für Eltern am attraktivsten.
Kantone mit hohen Kinderfreibeträgen sind für Eltern am attraktivsten.
Archiv

Viele Kantone locken mit erhöhten Kinderabzügen. Für Familien ist das inzwischen ein entscheidendes Kriterium bei der Wahl des Wohnorts. Der Nationalrat hat sich heute ebenfalls mit dem Thema befasst. 

Schon lange können Familien für ihre Kinder Steuerabzüge geltend machen. Wie hoch die Kinderabzüge jedoch sind, unterscheidet sich von Kanton zu Kanton stark: von maximal 9'250 Franken pro Kind im Jura bis zu 27'700 Franken pro Kind im Kanton Neuenburg.

Zusammengerechnet sind bei diesen Maximalsummen der Kinderabzug, die Abzüge für Betreuung und Versicherungsprämien sowie der Abzug von den Bundessteuern von 251 Franken pro Kind.

Lebt eine Familie also in einem in dieser Hinsicht kinderfreundlichen Kanton, kommt sie unter Umständen auf eine ähnliche Entlastung wie in einem Steuerparadies. So locken etwa in Appenzell-Innerrhoden im Vergleich zur Stadt Zürich geringe Steuern, die Kinderabzüge betragen im Halbkanton jedoch maximal 12'600 Franken – womit Innerrhoden nicht zu den kinderfreundlichsten Kantonen zählt.



Abzüge überall gestiegen

Für Eltern ideal ist somit ein Kanton mit einem hohen Kinderabzug, da dieser unabhängig von den Betreuungskosten geltend gemacht werden kann. Hier liegen die Kantone Zug (12'000 Franken), Tessin (11'100) und St. Gallen (10'200 Franken) vorn. Für ein Kind, das in Ausbildung ist und nicht zu Hause lebt, bietet Graubünden gar bis zu 18'000 Franken.

Gestiegen sind die Kinderabzüge in den letzten Jahren in der ganzen Schweiz. So hob etwa der Kanton Zürich alle drei Abzüge zusammengerechnet von 14'000 Franken (2008) auf 20'400 Franken (2018) an, in Basel-Stadt stiegen die Abzüge in derselben Zeitspanne von 13'300 auf 17'800 Franken.

Nationalrat beharrt auf höherem Kinderabzug

Derweil diskutiert auch die Politik über die Abzüge. National- und Ständerat sind sich einig, dass Eltern für die externe Betreuung von Kindern künftig höhere Steuerabzüge machen können. Umstritten bleibt die Frage, ob auch Eltern profitieren sollen, die ihre Kinder selber betreuen.

Der Nationalrat hält mit 98 zu 90 Stimmen daran fest, bei der Bundessteuer den allgemeinen Kinderabzug von 6'500 Franken auf 10'000 Franken zu erhöhen. Die Mehrheit hält eine einseitige Entlastung für die Drittbetreuung von Kindern für unfair. Es gehe um soziale Gerechtigkeit, sagte Kommissionssprecher Marcel Dettling (SVP/SZ) am Dienstag. Auch für Kinder, die zu Hause betreut würden, fielen Kosten an.

Ein höherer Abzug für die Betreuung durch Dritte würde nur Gutsituierte privilegieren, die sich dies leisten könnten, sagte SVP-Sprecherin Sylvia Flückiger-Bäni (AG). Kinderbetreuung sei eine anspruchsvolle und verantwortungsvolle Aufgabe. Wer diese übernehme und auf ein Einkommen verzichte, habe Anspruch auf Unterstützung. Es gehe darum, Familienarbeit zu anerkennen und zu unterstützen, erklärte auch Leo Müller (CVP/LU).



Schuss ins Dunkle

FDP, GLP, SP und Grüne lehnten den Abzug ab. Es gehe hier nicht um Familienpolitik, sondern um die Fachkräfteinitiative, sagte Daniela Schneeberger (FDP/BL). Sozialabzüge und Abzüge für effektive Ausgaben für die Kinderdrittbetreuung dürften nicht vermischt werden.

Prisca Birrer-Heimo (SP/LU) wies darauf hin, dass die Hälfte der Familien gar keine Bundessteuer zahlten, weil sie nicht das massgebende Einkommen erzielen. Diese Familien müssten auf anderem Weg entlastet werden, etwa über Prämienverbilligungen.

Finanzminister Ueli Maurer appellierte vergeblich an das finanzpolitische Gewissen des Nationalrats. Wenn man 350 Millionen Franken ausgebe, müsse man wissen, wer davon profitiere. «Wenn wir Familien entlasten, dann gezielt.» Das sei beim höheren Familienabzug nicht der Fall. Maurer wies auch darauf hin, dass die Kantone dazu nicht angehört worden seien.



Krippen-Abzug

Der Ständerat hatte den höheren Kinderabzug abgelehnt. Er muss sich nun noch einmal mit der Frage befassen. Einig sind sich die Räte darüber, dass die Steuerabzüge für die externe Betreuung von Kindern erhöht werden sollen. Eltern könnten künftig bei der direkten Bundessteuer statt 10'100 Franken bis zu 25'000 Franken abziehen.

Die Revision basiert auf der im Jahr 2011 lancierten Fachkräfteinitiative. Kurzfristig führt die Anpassung bei der direkten Bundessteuer zu Mindereinnahmen von rund 10 Millionen Franken. Mittelfristig rechnet der Bundesrat mit 2'500 neuen Vollzeitstellen, wodurch die Einbussen wettgemacht würden.

Bilder aus der Schweiz

Zurück zur Startseite