Grenzgänger feiern ihre Schweizer Jobs«Seit ich hier arbeite, schwelge ich im Luxus»
gbi
9.8.2023
Sie verdienen teils doppelt so viel wie daheim: Für Deutsche, die nahe der Schweizer Grenze wohnen, lohnt sich das Pendeln – nicht nur finanziell. Drei Grenzgänger*innen sind voll des Lobes für ihren Schweizer Job.
gbi
09.08.2023, 23:55
10.08.2023, 09:29
gbi
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Deutsche Grenzgänger*innen verdienen in der Schweiz wesentlich mehr als in der Heimat.
Dem deutschen Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» berichten drei Deutsche, welche Vorzüge ihr Job in der Schweiz habe.
Der Grundtenor: Nicht nur der Lohn sei besser, auch die Arbeitsbedingungen.
Die Zahl der deutschen Grenzgängerinnen nimmt laufend zu.
Seit neun Monaten ist Emil Grenzgänger. Er lebt im deutschen Freiburg im Breisgau, arbeitet aber in Basel. Das Pendeln zahlt sich für den Masseur finanziell aus: «Seit ich in der Schweiz arbeite, schwelge ich im Luxus und denke über keinen Euro nach, den ich ausgebe», schwärmt Emil – der eigentlich anders heisst – im Gespräch mit dem deutschen Nachrichtenmagazin «Der Spiegel».
Er arbeite nur noch drei Tage pro Woche und verdiene trotzdem fast 3000 Euro brutto. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Lohn in Deutschland lag 2022 bei 4105 Euro brutto – für eine Vollzeitstelle.
Der Grund, wieso sich das Pendeln über die Grenze für Deutsche lohnt, liegt auf der Hand: Das Schweizer Lohnniveau trifft in ihrer Situation auf deutsche Lebenshaltungskosten. «Grenzgänger verdienen je nach Branche im gleichen Beruf in der Schweiz bis zu doppelt so viel», schreibt der «Spiegel». Nach Feierabend kehren sie nach Deutschland heim – wo die Preise rund 40 Prozent tiefer seien als in der Schweiz.
Auf einen Schlag 20 Prozent mehr Lohn
Welche Vorzüge ein Lohn in Franken hat, erklärt Marc Milohnic dem Magazin: Er arbeitet als Berufsbildner für Pflegefachkräfte am Universitätsspital Basel, auch er pendelt täglich mit Velo oder Vespa über die Grenze. Seinen Lohn bekommt er in Franken ausbezahlt, seine Ausgaben begleicht er in Euro.
Dem «Spiegel» erzählt Milohnic, wie er auf einen Schlag eine 20-prozentige Lohnerhöhung erhalten habe. Anfang 2015 hatte die Schweizerische Nationalbank den Mindestkurs für den Franken aufgehoben, der Kurs des Franken zum Euro schoss in die Höhe. Davor bekam Milohnic für einen Franken noch 80 Cent, jetzt war es auf einmal ein Euro.
Das Bundesamt für Statistik zählte zuletzt, im zweiten Quartal 2022, knapp 65'000 Grenzgänger*innen, die zwischen Deutschland und der Schweiz pendeln. Die Deutschen machten damit hinter den Franzos*innen und Italiener*innen die drittgrösste Gruppe aus. Und ihre Zahl steigt: 2002 waren es noch knapp 33'800 Grenzgänger*innen aus Deutschland.
In vielen Regionen der Schweiz sind Fachkräfte von ennet der Grenze essenziell. In Basel etwa machen Grenzgänger*innen 18,3 Prozent aller Beschäftigten aus. Die Tramlinie 8 verbindet Basel direkt mit Weil am Rhein in Baden-Württemberg, die Tramlinie 3 wurde 2018 ins französische Saint-Louis verlängert.
Es ist eben nicht nur das Geld, das stimmt
Als dritte Grenzgänger*in berichtet Laura (ihr Name wurde geändert), die in einer Psychiatrie in Basel arbeitet, dem «Spiegel» nur lobend von ihren Erfahrungen hierzulande: «Finanziell ist es super, ich verdiene doppelt so viel wie meine Mutter, die ebenfalls als Pflegerin in einer Notaufnahme in Deutschland arbeitet», sagt die 35-Jährige aus einer Ortschaft nahe Freiburg im Breisgau.
Doch es sei eben nicht nur das Geld, was sie an der Schweiz so schätze – auch die Arbeitsbedingungen seien besser. Pfleger*innen erhielten mehr Wertschätzung als in Deutschland, generell sei das Verhältnis zwischen Ärzt*innen und Pfleger*innen weniger hierarchisch und der Zeitdruck etwas kleiner. «In Deutschland würde ich nicht in diesem Job arbeiten, die Bedingungen sind zu schlecht.»
Masseur Emil macht ähnliche Erfahrungen: An seinem Wohnort in Deutschland zu arbeiten, könne er sich nur schlecht vorstellen. Die Massagestudios dort seien «oft sehr esoterisch aufgeladen», in einem Thermalbad wiederum würden die Arbeitsbedingungen nicht stimmen.
In der Schweiz dagegen verdiene nicht nur er mehr, auch die Patient*innen hätten mehr Geld, könnten sich darum teurere Therapien leisten. Das erlaube es auch ihm, eine höherwertige Arbeit zu leisten, sagt Emil.