Wahlexperiment Grüne profitieren von der Klimakrise – Grünliberale nicht

aru

22.4.2023

Grünen-Präsident Balthasar Glättli: Seiner Partei wird bei Umweltfragen die grösste Kompetenz zugetraut.
Grünen-Präsident Balthasar Glättli: Seiner Partei wird bei Umweltfragen die grösste Kompetenz zugetraut.
Keystone/Salvatore Di Nolfi

Welche Themen helfen welcher Partei? blue News wollte es genau wissen und hat mit Politologen der Universitäten Zürich und Genf ein Experiment durchgeführt.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Forscher führten gemeinsam mit blue News ein Experiment durch.
  • 2710 Leser*innen wurden gefragt, welcher Partei sie an den Wahlen vom 22. Oktober ihre Stimme geben.
  • Einigen davon wurde zuvor ein Text zu den Themen Klimakrise, Neutralität oder Asyl vorgelegt.
  • Unter anderem hat sich gezeigt, dass die Klimakrise erwartungsgemäss den Grünen hilft, den Grünliberalen aber nicht.
  • Die GLP kann dafür mit ihrer Haltung zur Neutralität überzeugen.
  • Auf die Wähler*innen der Mitte haben die gezeigten Texte wenig bis keinen Einfluss.

Wie fallen die eidgenössischen Wahlen vom 22. Oktober aus, wenn das dominierende Thema zuvor Asyl ist? Und wie gehen sie aus, wenn in den Wochen davor die Klimakrise oder die Neutralitätsdebatte die Medien dominieren?

Solchen Fragen sind Forscher gemeinsam mit blue News nachgegangen. Insgesamt 2710 Leser*innen von blue News nahmen am Experiment teil.

Das von den Politikwissenschaftlern Oliver Strijbis (Universität Zürich, Franklin University Switzerland) und Maxime Walder (Universität Genf) durchgeführte Experiment verläuft folgendermassen: Einer zufälligen Gruppe von Teilnehmenden wurde vor einer Umfrage zu ihrer Wahlabsicht ein kleiner Artikel zu einem spezifischen Thema gegeben, eine sogenannte Kontrollgruppe erhielt dies nicht.

«Weil die Frage nach der Wahlintention kurz nach dem Text zu einem Thema gestellt wurde, dürften viele Teilnehmer*innen bei der Beantwortung der Frage das entsprechende Thema noch präsent gehabt haben», sagt Strijbis.

Grünliberale punkten bei der Neutralitätsdebatte

Einige Ergebnisse überraschten. So hilft die Klimakrise erwartungsgemäss den Grünen, nicht aber den Grünliberalen. Der Anteil jener, die GLP wählen wollen, ist geringer, wenn man zuvor einen Text zur Klimakrise gelesen hat. 

Quelle: Oliver Strijbis und Maxime Walder

Dies hat jedoch nichts mit der Kompetenz der GLP in diesem Bereich zu tun. Denn gefragt danach, wer denn nun die besten Antworten in Sachen Umweltpolitik hat, wählen die Leser*innen von blue News klar die Grünen und die Grünliberalen.

Hier wurde die Teilnehmenden gefragt, welche Partei die besten Antworten auf die drängenden Fragen in der Umweltpolitik hat.
Hier wurde die Teilnehmenden gefragt, welche Partei die besten Antworten auf die drängenden Fragen in der Umweltpolitik hat.
Quelle: Oliver Strijbis und Maxime Walder

Die GLP kann dafür bei einem anderen Thema punkten. Denn wer vor der Umfrage einen Text über die Neutralität der Schweiz hinsichtlich des Kriegs in der Ukraine gelesen hat, gibt den Grünliberalen eher seine Stimme. «Offensichtlich hat sich die GLP mit ihrem Kurs zugunsten einer Annäherung an die Nato profiliert», so Strijbis.

Mitte nicht direkt mit einem Thema verbunden

Ebenfalls spannend: Generell wurde die Mitte weniger oft gewählt, wenn die Teilnehmenden zuvor ein Artikel zu den Themen Klimawandel, Asyl oder Neutralität vorgelegt bekommen haben. «Die Mitte wird also nicht direkt mit einem dieser Themen assoziiert.»

Aus demselben Experiment stammt auch eine Erkenntnis, die in einem früheren Artikel aufgenommen wurde. Und zwar zeigte sich, dass die CS-Pleite der FDP keinen Schaden zufügt, wenn es um die Wahlabsicht geht.