Mitarbeiter packen aus Goldküsten-Paar auf Steuerflucht prellte nicht nur die Gemeinde Meilen

dmu

16.10.2023

Die Zürcher Goldküste bei Meilen. Hier soll ein Paar im grossen Stil betrogen haben. 
Die Zürcher Goldküste bei Meilen. Hier soll ein Paar im grossen Stil betrogen haben. 
Bild: Keystone

Wegen 670'000 Franken Steuerschulden ist ein Ehepaar von der Zürcher Goldküste nach Katar ausgewandert. Ehemalige Mitarbeitende berichten von frisierten Zahlen und ausstehenden Löhnen.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Trotz Steuerschulden in Höhe von 670'000 Franken ist ein Ehepaar von der Zürcher Gemeinde Meilen nach Katar ausgewandert.
  • Ehemalige Mitarbeitende berichten von ausstehenden Löhnen, gefälschten Dokumenten und erfundenen Geschichten.
  • Im Kanton Zürich läuft seit 2021 ein Strafverfahren wegen Betrugs gegen den Ehemann.

Ein wohlhabendes Ehepaar von der Zürcher Goldküste schuldet der Gemeinde Meilen 670'000 Franken an Steuern – und ist untergetaucht. Gemäss einer Verfügung des Steueramts von Meilen, die im Amtsblatt veröffentlicht wurde, ist das Paar nach Katar ausgewandert.

Beim säumigen Ehemann handelt es sich um einen Österreicher, der Mitglied des Verwaltungsrats mehrerer Unternehmen in verschiedenen Branchen ist. Im «Blick» melden sich nun mehrere ehemalige Geschäftspartner und Mitarbeitende zu Wort.

Geschichten von Privatjets und Weingütern

Er sei ein charismatischer und sehr intelligenter Mann, sagt eine ehemalige Mitarbeiterin über ihren früheren Chef. Der Geschäftsmann habe vom eigenen Privatjet, von Weingütern in verschiedenen Ländern und einem Vermögen von mehr als 100 Millionen Franken erzählt.

Der Österreicher wollte von der Schweiz aus das Firmennetzwerk NCDH aufbauen. Laut Unterlagen handelt sich dabei um einen Mischkonzern aus den Bereichen Food, Wein, Maschinenerstellung und ökologischer Unkrautvernichtung. Auch das Reisebüro seiner Frau gehört zur Gruppe.

Das Tea-House Runft in Interlaken gehörte zeitweise zur Firmengruppe des Österreichers.
Das Tea-House Runft in Interlaken gehörte zeitweise zur Firmengruppe des Österreichers.
Bild: Café Runft

Über 1300 Mitarbeitende beschäftigte der Konzern laut dem Geschäftsbericht 2020. «Tatsächlich waren es wohl zwischen 10 und 20», sagt ein ehemaliger Kadermitarbeiter. Auch der Umsatz von knapp 400 Millionen Franken im Bericht sei «erstunken und erlogen».

Ehemalige Mitarbeitende berichten auch von ausstehenden und verspäteten Lohnzahlungen. So wurde zum Beispiel ein Tea-Room in Interlaken im Herbst 2021 eröffnet. Im Juni 2022 legten die Mitarbeiter die Arbeit wieder nieder, weil sie keinen Lohn erhalten haben, wie das «Thuner Tagblatt» berichtete.

Darlehen dank falscher Zahlen

Seinen Mitarbeitern habe der Österreicher regelmässig gefälschte Dokumente präsentiert, darunter frisierte Steuererklärungen und unwahre Kaufverträge für Flugzeuge oder Weingüter. «Er präsentierte Bilanzen und Geschäftsberichte, die von vorne bis hinten gefälscht waren», so ein ehemaliger Mitarbeiter.

Mithilfe der falschen Zahlen habe sich der Unternehmer Darlehen bei Banken und privaten Geldgebern erschlichen. Persönlich bereichert habe er sich laut den ehemaligen Mitarbeitenden indes nicht: «Er hat Schulden gemacht und neue Gelder in die Firma gesteckt.»

Gemäss «Inside Paradeplatz» läuft im Kanton Zürich seit 2021 ein Strafverfahren wegen Betrugs gegen den Österreicher. Ehemalige Mitarbeiter gehen davon aus, dass er sich mit seiner Familie im Emirat Dubai aufhalte. Laut Verfügung der Gemeinde Meilen ist das Ehepaar aber nach Katar ausgewandert.