Vor allem ältere Leute betroffen So erkennst du die miesen Maschen der Trickbetrüger

mmi

3.10.2023

Eine typische Phishing-Nachricht: Hinter solchen Nachrichten verstecken sich meist Betrüger. Es lohnt sich, solche Mitteilungen immer kritisch zu hinterfragen.
Eine typische Phishing-Nachricht: Hinter solchen Nachrichten verstecken sich meist Betrüger. Es lohnt sich, solche Mitteilungen immer kritisch zu hinterfragen.
Bild: Imago

Ältere Personen sind im Visier von Betrügern. Das zeigt eine neue Studie von Pro Senectute. Mit welchen Maschen die Kriminellen am Werk sind, wie du sie erkennst und was du dagegen tun kannst, liest du hier.

mmi

3.10.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Gemäss einer neuen Studie von Pro Senectute sahen sich fast 80 Prozent der Befragten in den vergangenen fünf Jahren mit einem Betrugsversuch konfrontiert.
  • Die zehn häufigsten Betrugsmaschen beliefen sich von Diebstahl in der Öffentlichkeit über Fakturierungen nicht bestellter Waren bis hin zu gefälschte Anzeigen im Internet. 
  • Wie man die Betrugsmaschen erkennt und was man dagegen tun kann, erfährst du hier.

Personen ab 55 Jahren geraten in der Schweiz ins Visier von Betrügern und Betrügerinnen. Das zeigt eine am Montagmorgen veröffentlichte Studie von Pro Senectute, der Schweizer Fach- und Dienstleistungsorganisation für Altersfragen.

Konkret heisst das, dass knapp vier von fünf der insgesamt 1216 Befragten in den letzten fünf Jahren mindestens einmal mit einem Betrug konfrontiert waren. Zwar zähle man etwas weniger Opfer als in der letzten Studie aus dem Jahr 2018. Die Schadensumme habe jedoch stark zugenommen, von 400 auf rund 675 Millionen Franken im Jahr, schreibt Pro Senectute in ihrer Mitteilung.

Top 10 der Betrugsmaschen

blue News listet gemäss fünf Betrugsmaschen auf und fragt bei Beatrice Kübli von der Schweizerischen Kriminalprävention nach, wie du diese am besten erkennst und was du dagegen machen kannst.

Platz 10: Gefälschte Anzeigen im Internet

  • Die Masche: Auf Internetseiten für Kleinanzeigen (Marketplace, Anibis, Ricardo usw.) werden in gefälschten Inseraten verschiedene Arten von Waren oder Dienstleistungen angeboten.
  • Wie erkenne ich die Masche: Gemäss Beatrice Kübli soll man sich immer fragen, ob ein Angebot zu schön, um wahr zu sein ist. Beschleicht einen das Gefühl, dass dem so ist, sollte man unbedingt genauer hinschauen, so Kübli. Die Schweizerische Kriminalprävention hat gemeinsam mit Anbietern von Online-Marktplätzen im Rahmen einer Präventionskampagne detailliert aufgelistet, woran du gefälschte Inserate im Internet erkennen kannst.
  • Was ich dagegen tun kann: Auch wenn die Täter von Internetdelikten ihre digitalen Spuren oft gut verwischen, sollte man dennoch jeden Betrug oder Betrugsversuch bei der Polizei anzeigen, sagt Kübli.

Platz 9: Phishing

  • Die Masche: Betrüger versuchen meist, mit einer falschen E-Mail oder in einem Telefongespräch an vertrauliche Informationen (Kennwörter, Bankdaten etc.) zu gelangen, indem sie vorgeben, eine vertrauenswürdige Einrichtung zu sein.
  • Wie erkenne ich die Masche: Sobald es um Geldüberweisungen, Kreditkartendaten oder Passwortabfragen geht, solltest du misstrauisch werden und den Absender sowie Links genau unter die Lupe nehmen. Gemäss Kübli führen Links oft auf eine Website, die derjenigen des Absenders verblüffend ähnlich sieht. Im Zweifelsfall sollte man den Absender über die offizielle Nummer anrufen (Achtung: selbst recherchieren, nicht die Nummer in der E-Mail verwenden!). Als Beispiel: Du erhältstn eine ungewöhnliche E-Mail deiner Bank. Reagiere nicht auf die Aufforderungen (Link klicken, Anruf tätigen, E-Mail schreiben, Anhang öffnen). Sonder rufe deinen Kundenberater an.
  • Was ich dagegen tun kann: Auch hier gilt wieder, Anzeige von Betrug oder möglichem Betrug zu erstatten.

Platz 8: Angebliche Infektion des Computers (Pop-up)

  • Die Masche: Eine Meldung poppt auf dem Bildschirm auf und alarmiert dich, dass das System infiziert sei und du eine bestimmte Nummer anrufen sollst. Dort wird dann häufig ein betrügerischer Support-Service verkauft. 
  • Wie erkenne ich die Masche: Bei einem solchen Pop-up kannst du grundsätzlich immer von Betrug ausgehen. Die angegebene Nummer wird von Betrügern betrieben und verursacht hohe Kosten für das Opfer. Daher: Nicht anrufen und prüfen, ob der Computer wirklich blockiert ist, rät Kübli.
  • Was ich dagegen tun kann: Ungewöhnliche Warnungen kritisch hinterfragen. Zur Sicherheit nach einer solchen Meldung einen Virenscanner laufen lassen und sämtliche Passwörter ändern.

Platz 7: Account-Hacking

  • Die Masche: Die Betrüger gelangen in den Besitz der Zugangsdaten zu einem IT-Konto und missbrauchen diese.
  • Wie erkenne ich die Masche: Die Masche zu erkennen sei schwierig, sagt Kübli. Deshalb sei es umso wichtiger, möglichst starke und unterschiedliche Passwörter zu wählen. 
  • Was ich dagegen tun kann: Für jeden Zugang ein neues und starkes Passwort anlegen. Das heisst Gross-Kleinschreibung und Sonderzeichen und Zahlen verwenden. Um all die Passwörter zu verwalten, eigne sich ein sogenannter Passwortmanager, empfiehlt Kübli, wo man sämtliche Zugänge und Passwörter niederschreibe. Es sei dann wichtig, den Zugang zum Passwortmanager sicher aufzubewahren, rät Kübli. 

Platz 6: Der Unbekannte in Not

  • Die Masche: Die Betrüger bitten eine ältere Person wegen einer angeblichen Notlage (Verlust von Portemonnaie oder Schlüsseln usw.) um Geld.
  • Wie erkenne ich die Masche: Die Masche erkennst du, egal ob es Liebesbetrüger im Internet sind oder jemand an der Haustüre klingelt, an der Geldforderung. Die Betrüger würden an die Grosszügigkeit der Menschen appellieren. Besonders ältere Menschen hätten sich weniger dafür «Nein» zu sagen, erklärt Kübli. Sobald man ein ungutes Gefühl hat, solltest du einfach den Kontakt oder das Gespräch beenden.
  • Was ich dagegen tun kann: Wenn es sich um Betrug handelt, also eine arglistige Komponente vorhanden ist, gilt auch hier wieder, Anzeige zu erstatten, sagt Kübli. Da helfe es alle Dokumente, Screenshots von Belegen oder Unterhaltungsverläufen zu machen – also jegliche Hinweise die der Polizei dienen könnten.

Platz 5: Rechnung für nicht bestellte Waren und Dienstleistungen

  • Die Masche: Eine ältere Person erhält eine Rechnung für eine Ware oder Dienstleistung, die sie weder gekauft noch bestellt hat.
  • Wie erkenne ich die Masche: Auch wenn die Betrüger raffinierter werden und Mails und Anschreiben fast echt aussehen, lohne es sich, bei der Firma nachzufragen, so Kübli. Und zwar nicht über die Kontaktdaten, die im Schreiben angegeben sind, sondern über jene, die man selbst ausfindig gemacht hat.
  • Was ich dagegen tun kann: Bevor die Angelegenheit nicht geklärt ist, sollte man die Rechnung nicht bezahlen, sondern der Firma deutlich und möglichst schriftlich mitteilen, dass die Ware weder bestellt wurde noch gewünscht ist.

Platz 4: Betrug bei Online-Zahlungen

  • Die Masche: Hierbei handelt es sich um Betrug im Zusammenhang mit Online-Zahlungen, meist bei der Nutzung von Kreditkarten. Ein solcher Betrug kann zum Zeitpunkt der Zahlung oder auch im Nachhinein erfolgen.
  • Wie erkenne ich die Masche: Auch hier solltest du, gemäss Kübli auf das Bauchgefühl vertrauen, wenn dir auf der Seite etwas sonderbar vorkommt. Oft sind die Unterschiede zur wirklichen Bankseite klein. Teilweise kannst du aber an der Websiteadresse (URL) oder am Logo erkennen, dass etwas nicht stimmt.

Platz 3: Waren und Dienstleistungen zu überhöhten Preisen verkaufen

  • Die Masche: Unternehmen oder Privatpersonen kontaktieren Seniorinnen und Senioren, um diesen Waren oder Dienstleistungen weit über Marktpreis zu verkaufen (Wein, Gesundheitsprodukte, Haushaltsdienste usw.).
  • Wie erkenne ich die Masche: Grundsätzlich solletst du dir bei solchen Angeboten immer gut überlegen, ob du es brauchst oder nicht, oder ob es dir wie «aufgeschwätzt» wird. Das eigene Gefühl sei dabei auch hier ein guter Wegleiter, sagt Kübli. Viele Opfer berichteten, dass sie beim Kauf ein ungutes Gefühl gehabt hätten, sich nur nicht getraut hätten, das Angebot auszuschlagen. «Man darf auch nein sagen», sagt Kübli. Häufig wird zudem Zeitdruck aufgesetzt, auch dies ist ein Warnsignal. 
  • Was ich dagegen tun kann: Einem solchen Betrug entgeht man am besten auf sein Gefühl vertraut. Ansonsten gilt wiederum, den Betrug zu melden.

Platz 2: Nutzlose Waren und Dienstleistungen verkaufen

  • Die Masche: Unternehmen, die ältere Menschen kontaktieren, um diese Waren oder Dienstleistungen zu verkaufen, die sie nicht brauchen. Etwa Abonnements, IT-Dienstleistungen, Hörgeräte etc.
  • Wie erkenne ich die Masche: Bei solchen Angeboten fühlten sich besonders ältere Menschen moralisch verpflichtet. Auch hier gelte wieder wie bei Platz drei, dass du nein sagst, sobald du ein ungutes Gefühl hast, erläutert Kübli.
  • Was ich dagegen tun kann: Siehe Platz 3.

Platz 1: Diebstahl in der Öffentlichkeit

  • Die Masche: Persönliche Gegenstände oder Geld werden an öffentlichen Orten gestohlen – häufig mit List und Geschick und manchmal auch mit Gewalt.
  • Wie erkenne ich die Masche: Gemäss Kübli kommt es häufig im Menschengedränge zum Diebstahl, oder aber, das Opfer wird abgelenkt, indem es beispielsweise nach dem Weg gefragt wird. 
  • Was ich dagegen tun kann: Deshalb sei es wichtig, vorausschauend zu handeln. Das heisst, die Taschen geschlossen halten und dicht an sich tragen. Bei grossen und dichten Menschenansammlungen die Tasche oder den Rucksack vorne am Bauch tragen. Sollte man dennoch in der Öffentlichkeit bestohlen werden, solle man den Diebstahl unbedingt der Polizei rapportieren, sagt Kübli. 

Auch wenn die sogenannten Schockanrufe nicht in den Top 10 in den Umfrageergebnissen gelistet werden, verzeichne die Polizei eine starke Zunahme bei den Schockanrufen, sagt Kübli.

Bei Schockanrufen ruft der Betrüger sein vermeintliches Opfer an und überbringt eine schockierende Nachricht. Etwa: «Ihre Tochter hat ein Kind angefahren und ist in Untersuchungshaft.» Solche Nachrichten sind immer mit einer Geldforderung verbunden. 

Betroffene hätten berichtet, dass sie unter Schock gestanden hätten und deshalb handlungsunfähig gewesen seien.

Weil die Betrüger immer raffinierter vorgingen, könne es jedem passieren, Opfer von einem Betrug zu werden. Man solle sich deshalb nicht schämen, sondern den Betrug melden, sagt Kübli.