Halbierung in 10 JahrenDroht in der Schweiz ein Hausärzte-Notstand?
Sven Ziegler
24.5.2024
Gemäss einer Mitgliederbefragung eines Fachverbands verschwindet in den kommenden Jahren fast die Hälfte aller Hausärzte. Es droht ein Mangel – und im schlimmsten Fall eine Unterversorgung.
Sven Ziegler
24.05.2024, 14:59
24.05.2024, 15:03
Sven Ziegler
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
In den kommenden Jahren scheidet rund die Hälfte aller Hausärzte aus ihrem Beruf aus.
Nun warnt der Präsident der Nachwuchsförderung vor massivem Mangel.
Sollten die Abgänge nicht aufgefangen werden können, könnten Patienten beim Arzt deutlich weniger Zeit bekommen.
Ausserdem könne es in ländlichen Gebieten zu einer Unterversorgung kommen.
Der Berner Uniprofessor Sven Streit warnt vor einem drohenden Mangel an Fachärzten für Allgemeine Innere Medizin. Laut einer Mitgliederbefragung der Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin wird in den nächsten zehn Jahren fast die Hälfte der derzeitigen Fachärzte in diesem Bereich aus Altersgründen ausscheiden.
«Wir konnten berechnen, dass in den nächsten zehn Jahren 44 Prozent der Arbeitskräfte in der Allgemeinen Inneren Medizin verschwinden werden – hauptsächlich durch Pensionierungen», sagte Streit in einem Interview mit dem «Tagesanzeiger». Das bedeutet den Verlust von 2300 Vollzeitstellen.
Besonders besorgniserregend ist dies, weil damit die Grundversorgung geschwächt wird, da Internisten oft als Hausärzte tätig sind. Streit zeigt sich besorgt über das schwindende Interesse an dieser Fachrichtung, das sich in einer Umfrage unter Studierenden zeigte.
Mehr Studienplätze als Gegenmassnahme?
«In einer kürzlich lancierten Umfrage der Studierenden selbst haben 37 Prozent angegeben, dass sie sich ernsthaft überlegen, gar nie als Ärztin oder Arzt tätig zu werden. Sollte sich das bewahrheiten, haben wir praktisch keine Chance, die künftigen Abgänge zu ersetzen», so der Präsident der Nachwuchsförderungskommission der Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin. Um dem drohenden Mangel entgegenzuwirken, fordert er eine Erhöhung der Studienplätze.
Sollten die Abgänge nicht aufgefangen werden können, droht laut Streit, dass Ärzte deutlich weniger Zeit für Untersuchungen pro Patient haben. Ausserdem könne es in ländlichen Gebieten zu einer Unterversorgung kommen.
Dieses Problem ist nicht neu: Bereits vor zehn Jahren beschäftigte sich die Schweiz mit einem ähnlichen Thema, als die Haus- und Kinderärzte eine Volksinitiative zur Stärkung der Hausarztmedizin einreichten. Trotz eines damals gestarteten Masterplans zur Stärkung der Hausarztmedizin bleibt die Situation offenbar prekär.