Politologe zu den Bundesratswahlen: «Es ist gerade nochmal gut gegangen für die SP»
Nebengeräusche begleiten Beat Jans' Wahl zum Bundesrat: Mit Daniel Jositsch holt ein Sprengkandidat viele Stimmen. Die Grünen wiederum greifen die FDP nur halb an: Was schliesst ein Politologe aus alledem?
13.12.2023
Nebengeräusche begleiten Beat Jans' Wahl zum Bundesrat: Mit Daniel Jositsch holt ein Sprengkandidat viele Stimmen. Gleichzeitig greifen die Grünen die FDP nur halbherzig an. Was schliesst ein Politologe daraus?
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Obwohl alle Parteien verkündeten, sie wollten nur offizielle Kandidaten der SP wählen, kam es am Mittwoch bei der Nachfolge für SP-Bundesrat Alain Berset zu Störmanövern.
- Nach dem Favoriten Beat Jans holte Daniel Jositsch in allen drei Wahlgängen am zweitmeisten Stimmen: Obwohl der Zürcher Ständerat gar nicht auf dem SP-Ticket stand.
- Die Grünen griffen mit ihrem Kandidaten Gerhard Andrey zwar den Sitz von FDP-Bundesrat Ignazio Cassis an, scheiterten aber. Den Sitz von FDP-Bundesrätin Karin Keller-Sutter liessen sie unangefochten.
- Politologe Sean Müller von der Universität Lausanne analysiert im Videointerview für blue News die Bundesratswahlen.
- Alles zu den Bundesratswahlen erfährst du in unserem Ticker.
Die Co-Chefin der SP-Fraktion im Bundeshaus, Samira Marti, trat am Mittwoch sichtlich genervt ans Rednerpult im Nationalratssaal.
Der Grund: Als ein Nachfolger für den zurücktretenden Bundesrat Alain Berset gewählt werden sollte, machte ein Sprengkandidat am zweitmeisten Stimmen: Daniel Jositsch. Der Zürcher Ständerat ist zwar Mitglied der SP-Fraktion, aber nicht offiziell nominiert.
«Ich bitte Sie, sich für Jans oder Pult zu entscheiden», wandte sich Marti an die Kolleginnen und Kollegen im Nationalratssaal. Es gehöre zum guten Ton, sich an die offiziellen Kandidatentickets der anderen Parteien zu halten.
Nach aussen hatten auch alle Parteien beteuert, sie würden sich an das offizielle SP-Ticket halten. Was sagen also die 70 Proteststimmen für Jositsch aus? «Dass es im Bundeshaus 246 Egos gibt», urteilt Sean Müller, Politologe der Universität Lausanne, im Interview mit blue News. Und jedes Mitglied im Parlament spiele seine eigenen Spielchen.
Am Ende war nach drei Wahlgängen aber der Sieger erkoren, und der heisst Beat Jans. Dass Jon Pult in allen drei Wahlgängen wenig Stimmen holte, überrascht Müller dann aber doch.
Der Politikwissenschaftler ordnet ausserdem ein, was von einem Bundesrat Beat Jans zu erwarten ist, welche Hürden im Eidgenössischen Departement des Innern von Alain Berset warten, und wieso die Grünen einen von vornherein erfolglosen Angriff auf den Sitz von FDP-Bundesrat Ignazio Cassis versuchten – im Video oben.
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