Tauchboot-Unglück im Roten MeerSchweizer überlebte 36 Stunden in 12 Meter Tiefe – jetzt redet er
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3.12.2024 - 10:25
Der Waadtländer Michael Miles hat den Untergang des Tauchschiffs «Sea Story» im Roten Meer überlebt. Nun hat der 70-Jährige von den dramatischen Stunden unter Wasser erzählt.
Dominik Müller
03.12.2024, 10:25
03.12.2024, 14:55
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Michael Miles war an Bord, als am 25. November ein Tauchschiff in Ägypten sank.
Er überlebte 36 Stunden in einer halb gefluteten Kabine 12 Meter unter Wasser.
Nun hat der Senior über seine Erfahrungen gesprochen.
Eine moderne Motorjacht ist am 25. November im Roten Meer mit rund 44 Personen an Bord – davon rund 30 Touristen – unterwegs, als es zum Unglück kommt. Die «Sea Story» sinkt. Vier Todesopfer sind bestätigt, sieben Personen werden weiter vermisst, 33 Personen werden gerettet.
Auch zwei Schweizer überlebten den Untergang. Der Waadtländer Michael Miles ist einer davon. Im Gespräch mit dem «Tages-Anzeiger» berichtet er über die bangen Stunden. «Fast eine Woche nach der Tragödie muss ich gestehen, dass ich mich immer noch im Überlebensmodus befinde», sagt Miles.
Am Sonntag sei der bald 71-Jährige aus Ägypten zurückgekehrt. Er wolle nun versuchen, die Kontrolle über sein Leben zurückzugewinnen, das ihm an Bord dieses Boots entglitten sei. «Es geht darum, meinen verletzten Körper wieder in Ordnung zu bringen.»
36 Stunden lang war Michael Miles in seiner zur Hälfte mit Wasser gefüllten Kabine – 12 Meter unterhalb der Wasseroberfläche. «Die Stunden vergingen. Wir fühlten uns allein. Niemand suchte nach uns. Wir hörten nichts. Niemanden, der uns mit dem Megafon rief», erzählt Miles. Um auf den schlimmsten Fall vorbereitet zu sein, habe er auf seiner Kamera eine Abschiedsbotschaft an seine Frau und seine beiden Töchter aufgenommen.
Die «Sea Story» wird mitten in der Nacht von einer grossen Welle getroffen. Der Finne, mit dem sich Miles die Kabine teilte, sei durch die Luft geflogen. Als Miles die Tür öffnet, sei der Flur bereits zu zwei Dritteln überflutet. In der Kabine steigt zwar das Wasser, über ihnen habe sich aber eine Luftblase gebildet. Deshalb entscheiden die beiden Männer, dass die Überlebenschance in der Kabine grösser sei, als einen Tauchgang an die Oberfläche zu riskieren.
Die Notsender an den Rettungswesten funktionierten nicht. Der Grund: «Niemand hatte Batterien eingelegt», sagt Miles. Angst habe er trotz der extremen Umstände nicht gehabt: «Ich habe mich schnell in den Überlebensmodus versetzt.»
Schliesslich sah Miles durch den Türschlitz einen Lichtstrahl: «Endlich Taucher!» Miles und der Finne gelangten in völliger Dunkelheit und mit Flaschen ausgerüstet durch einen 60 Zentimeter langen Schacht sowie durch eine Luke aus dem Schiff – und an die Oberfläche.
Die Freude an seiner Passion will sich Miles trotz des Erlebten nicht nehmen lassen. Er wolle wieder tauchen gehen – sogar im Roten Meer.
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