Das musst du zum H5N1-Virus wissen Vogelgrippe kommt in der Schweiz an – erster Fall entdeckt

Andreas Fischer

13.11.2024

Vogelgrippe – die leise Katastrophe: Neue Mutationen bedrohen nicht nur die Tierwelt

Vogelgrippe – die leise Katastrophe: Neue Mutationen bedrohen nicht nur die Tierwelt

Seit Anfang des Jahres kämpft Südafrika mit der Vogelgrippe. 7,5 Millionen Legehennen und Masthühner vielen dem Virus bereits zum Opfer. Viel schlimmer aber: Das Virus mutiert und könnte schon bald dem Menschen gefährlich werden.

24.10.2023

Die Schweiz hat ihren ersten Vogelgrippefall der Saison: Im Reussdelta im Kanton Uri verendete ein Schwan. Die Behörden reagierten umgehend. Hier findest du die wichtigsten Fragen und Antworten zur Vogelgrippe.

Andreas Fischer

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Bei einem verendeten Schwan im Reussdelta im Kanton Uri wurde eine Infektion mit dem Vogelgrippevirus festgestellt.
  • Es ist der erste Fall in der Schweiz in dieser Saison.
  • Forschende fürchten, dass sich das Virus immer besser an Säugetiere anpasst. Weltweit wurden entsprechende Fälle gemeldet.
  • Auch Menschen haben sich schon mit H5N1 infiziert.
  • Alles Wichtige zum Vogelgrippevirus findest du in unseren Fragen und Antworten.

Bei einem verendeten Schwan im Reussdelta ist am Montag eine Infektion mit dem Vogelgrippevirus H5N1 festgestellt worden. Der Kanton Uri richtete in Absprache mit dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) umgehend ein Kontroll- und Überwachungsgebiet im Umkreis des Fundorts ein.

Dort müssen sich Geflügelhalter an Anforderungen halten, damit das Vogelgrippevirus nicht in ihre Betriebe gelangen kann und einen Kontakt ihrer Bestände zu Wildvögeln verhindern. Denn: Die Situation ist in ganz Europa dynamisch und wird vom BLV beobachtet. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Vogelgrippe findest du hier.

Wie gross ist das Risiko, dass sich die Vogelgrippe in der Schweiz verbreitet?

«Die Ereignisse in ganz Europa bestätigen eine hohe Infektionsdynamik in Europa», heisst es vom BLV auf Anfrage. Laut Mediensprecherin Tiziana Boebner-Lombardo sei deswegen «das Risiko eines Eintrags und der Weiterverbreitung von HPAI in der Schweiz stark angestiegen». Eine aktuelle Lageübersicht gibt das BLV auf seiner Website.

«Der Bevölkerung wird empfohlen, keine kranken oder toten Tiere zu berühren», ergänzt das Bundesamt für Gesundheit. «Personen, die beruflich oder regelmässig mit potenziell infiziertem Geflügel oder in Gefangenschaft gehaltenen Vögeln in Berührung kommen, sollen sich angemessen schützen.»

Welche Massnahmen werden gegen die Vogelgrippe getroffen?

«Vorbeugende Massnahmen sind in der ganzen Schweiz sehr wichtig», unterstreicht BLV-Sprecherin Boebner-Lombardo. So werden tote Wildvögel systematisch untersucht, um eine mögliche Vogelgrippezirkulation in der Schweiz frühzeitig zu erkennen.

Das BLV weist darauf hin, dass der Kontakt zwischen Hausgeflügel und Wildvögeln verhindert werden sollte. Wer Geflügel hält, sollte auf die Anwendung von Biosicherheitsmassnahmen achten: stalleigene Schuhe und Kleider, Händehygiene. Die Fütterung und Tränkung sollten in einem für Wildvögel nicht zugänglichen Bereich stattfinden. Tierhaltende, die verdächtige Symptome feststellen, müsse diese sofort einem Tierarzt/einer Tierärztin melden.

Privatpersonen, die auf tote oder kranke Wildvögel stossen, sollten diese nicht berühren. «Sie sind dazu aufgerufen, diese der zuständigen Wildhut beziehungsweise dem zuständigen Veterinäramt zur Bergung und Untersuchung zu melden», bittet das BLV.

Welche Tiere sind von der Vogelgrippe betroffen?

Die Vogelgrippe H5N1 ist derzeit bei Wildvögeln auf der ganzen Welt weit verbreitet. Betroffen sind alle Vogelarten. Allerdings erkrankt laut BLV Wassergeflügel, etwa Enten und Gänse, selten, und wenn, dann weniger schwer. Nutzgeflügel wie Hühner und Tuten zeigen bei einer Infektion meistens deutliche Krankheitsanzeichen.

Auch zahlreiche wildlebende Säugetiere infizieren sich. In Vietnam verendeten Tiger und Löwen in Zoos an der Vogelgrippe. Laut BLV befällt die Vogelgrippe Dachse, Delfine, Seelöwen, Füchse, Otter, Katzen und Grizzlybären.

Ausserdem führte das Virus jüngst zu Ausbrüchen in Geflügelbetrieben sowie in Milchbetrieben in den USA. Wie gross das Ausmass ist, ist wegen fehlender Daten aber weitgehend unklar.

Kann das Vogelgrippevirus mutieren?

Forschende fürchten in der Tat, dass sich das Virus besser an Säugetiere anpassen kann, wenn es verbreitet in ihnen zirkuliert. Eine Studie, die im August veröffentlicht wurde, zeigte eine Übertragung von Säugetier zu Säugetier, auch zwischen unterschiedlichen Tierarten, etwa von Kühen auf Katzen.

Mutationen des Virus, die zu einer verbesserten Übertragbarkeit von H5N1 auf den Menschen führen würden, wurden bisher nicht entdeckt.

Haben sich in der Schweiz schon Säugetiere mit der Vogelgrippe angesteckt?

«In der Schweiz wurden keine Fälle von Vogelgrippe bei wild lebenden Säugetieren festgestellt», heisst es vonseiten des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen.

Forschende fürchten, dass sich das Virus besser an Säugetiere anpassen kann, wenn es verbreitet in ihnen zirkuliert. Eine im August veröffentlichte Studie zeigte eine Übertragung von Säugetier zu Säugetier, auch zwischen Tierarten, etwa von Kühen auf Katzen. Mutationen des Virus, die zu einer verbesserten Übertragbarkeit von H5N1 auf den Menschen führen würden, wurden bisher nicht entdeckt.

Wie gefährlich ist die Vogelgrippe für Menschen in der Schweiz?

«Bisher gibt es in der Schweiz keinen bestätigten Fall einer H5N1-Infektion beim Menschen», schreibt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf Anfrage von blue News. Mediensprecher Simon Ming weist jedoch darauf hin, dass eine Infektion mit dem Vogelgrippevirus meldepflichtig ist. «Sobald es Hinweise auf eine Exposition gibt, wie zum Beispiel ein enger Kontakt mit krankem Geflügel, können sich die Betroffenen auf das Vogelgrippevirus testen lassen.»

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit einer Vogelgrippe-Infektion bei Menschen?

«Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion mit dem Vogelgrippevirus des Subtyps H5N1 ist für die Allgemeinbevölkerung in der Schweiz derzeit sehr gering», heisst es vom BAG. Für Berufsgruppen, die mit kranken Vögeln oder anderen Tieren in Kontakt kommen können, werde die Wahrscheinlichkeit einer Vogelgrippe-Infektion als sehr gering bis mässig eingeschätzt. Diese hänge von der Ausbreitung der Seuche unter Tieren ab.

Haben sich in anderen Ländern bereits Menschen mit der Vogelgrippe angesteckt?

Das Vogelgrippevirus H5N1 hat in den vergangenen Monaten zunehmend auf Säugetiere übergegriffen, unter anderem auf Milchvieh in den USA. Dort wurden auch bereits Infektionen bei Menschen festgestellt. Die infizierten Personen arbeiteten zum einen in Geflügelbetrieben, zum anderen steckten sie sich beim Melken mit dem Virus an.

Zahlreiche Infektionen von Menschen mit dem Vogelgrippevirus H5N1 werden offenbar nicht entdeckt. Bei Tests sei eine Infektionsrate von sieben Prozent festgestellt worden, berichtete die US-Gesundheitsbehörde CDC.

Was sind die Symptome bei einer Vogelgrippe bei Menschen?

In den USA wurden seit April 2024 insgesamt 46 Vogelgrippefälle bei Menschen nachgewiesen, vor allem unter Mitarbeitern von Milchvieh- und Geflügelbetrieben. Sie hatten milde Verläufen, und nur einige zeigten überhaupt Krankheitssymptome.

Laut Website des Bundesamtes für Gesundheit treten grippeähnliche Symptome meist zwei bis 14 Tage nach einem Tierkontakt mit Ansteckung auf. Die Symptome können unterschiedliche Schweregrade haben. Einen für den Menschen zugelassenen Impfstoff gegen die Vogelgrippe gibt es derzeit nicht. Allerdings werde die Entwicklung eines entsprechenden Vakzins vom BAG verfolgt.

Wie wird Vogelgrippe übertragen?

Mensch-zu-Mensch-Übertragen wurden bislang nicht nachgewiesen.

Tiere infizieren sich über Tröpfcheninfektion oder das Einatmen von erregerhaltigem Staub. Junge Tiere sind dabei gefährdeter als ältere.

Nach derzeitigem Forschungsstand wird H5N1 zwischen Kühen hauptsächlich über die Milch übertragen.

Mit Agenturmaterial.

Erster Fall in dieser Saison: Die Vogelgrippe ist in der Schweiz angekommen. (Archivfoto: Zivilschutzübung zur Tierseuchenbekämpfung im Mai 2023)
Erster Fall in dieser Saison: Die Vogelgrippe ist in der Schweiz angekommen. (Archivfoto: Zivilschutzübung zur Tierseuchenbekämpfung im Mai 2023)
sda