Corona-Ticker Papst-Appell: «Wir sitzen alle im selben Boot» – USA mit Rekord-Hilfspaket

Agenturen/red

27.3.2020

Die Zahl der Menschen, die sich mit dem Coronavirus anstecken, wächst hierzulande weiter rasant. In Italien gibt es derweil so viele Corona-Tote wie noch nie. Ausserdem appelliert der Papst an die Gläubigen, und die USA verabschiedet ein Rekord-Hilfspaket. Die wichtigsten News im Überblick.

Am Freitag hat sich der Bundesrat erneut in einer Medienkonferenz an die Öffentlichkeit gewandt und über die aktuellen Entwicklungen und Massnahmen zum Coronavirus informiert. Nationalrat Alain Berset nutzte die Gelegenheit für ein Lob an die Schweizer Bevölkerung: «Wir zeigen, dass es geht. Wir zeigen, dass man sich auf die Eigenverantwortung der Bevölkerung verlassen kann.» Gleichzeitig mahnte er auch über die herannahenden Ostertage zu konsequentem Handeln. Denn ein Abflachen der Kurve ist derzeit noch nicht absehbar, wie die Pressekonferenz verdeutlichte.

Während Berset einen drohenden Engpass von Intensivbetten im Tessin einräumte, berichtete Guy Parmelin, dass bereits 51'000 Unternehmen Kurzarbeitsgesuche eingereicht haben. Ebenfalls im Rahmen der Pressekonferenz angesprochen wurde die Auswertung anonymisierter Handydaten. Demnach sei eine Echtzeit-Überwachung derzeit kein Thema.



Andernorts in Europa bringt die Corona-Krise die Gesundheitssysteme an den Rande des Kollaps. In Hinblick auf die Todesfälle meldeten Spanien (769 Tote in 24 Stunden) und Italien (969 Tote) traurige Rekorde. Auch Frankreich verzeichnete knapp 300 neue Todesfälle. Aktuellen Erkenntnissen der WHO zufolge sind weltweit über eine halbe Million Menschen infiziert, über 20’000 sind an Covid-19 bereits gestorben.

Papst Franziskus spricht Sondersegen «Urbi et Orbi» aus

Angesichts der dramatischen Lage hat am Freitagabend Papst Franziskus den Sondersegen «Urbi et Orbi» gespendet. Auf dem menschenleeren Petersplatz sprach der Pontifex von einer «tiefen Finsternis». Ausserdem sagte er: «Uns wurde klar, dass wir alle im selben Boot sitzen, alle schwach und orientierungslos sind, aber zugleich wichtig und notwendig, denn alle sind wir dazu aufgerufen, gemeinsam zu rudern.»



In der USA beschloss der Kongress derweil ein Konjunkturpaket, das der Wirtschaft mit 2 Billionen US-Dollar unter die Arme greift. Eine derart hohe Finanzhilfe habe es laut US-Präsident Donald Trump in der Nachkriegsgeschichte noch nicht gegeben. Neben dem Gesundheitssektor sollen von den Geldern auch die Steuerzahler und kleiner und mittlere Unternehmen profitieren. Ausserdem aktivierte Trump am Abend das Kriegswirtschaftsgesetz, um den Autobauer General Motors zur Produktion von Beatmungsgeräten zu zwingen.

Das Wichtigste im Überblick

21:30 Uhr: Trump aktiviert Kriegswirtschaftsgesetz

US-Präsident Donald Trump hat in der Coronavirus-Krise ein Kriegswirtschaftsgesetz aktiviert, um den Autobauer General Motors zur Produktion von Beatmungsgeräten zu zwingen. General Motors (GM) habe «Zeit verschwendet», erklärte Trump am Freitag. Er setze deswegen den sogenannten «Defence Production Act» ein, mit dem Unternehmen zur Herstellung gewisser Güter verpflichtet werden können.

Das Gesetz wurde 1950 während des Koreakriegs beschlossen. Mit ihm kann die US-Regierung in Krisenzeiten Unternehmen verpflichten, bestimmte Aufträge anzunehmen. Trump hatte das Gesetz bereits vor zehn Tagen ins Gespräch gebracht, war vor einer tatsächlichen Anwendung zunächst aber zurückgeschreckt.

«Das heutige Vorgehen wird helfen, eine schnelle Produktion von Beatmungsgeräten sicherzustellen, die Leben von US-Bürgern retten werden», erklärte Trump am Freitag. Bisherige Verhandlungen mit GM seien zwar «produktiv» gewesen; der Kampf gegen das Coronavirus sei aber zu dringlich, um bei der Auftragsvergabe weiterhin den «normalen Weg» zu gehen.

20:50 Uhr: Fast 300 neue Covid-19-Todesfälle in Frankreich

In Frankreichs Krankenhäusern sind innerhalb von 24 Stunden 299 Menschen an der durch das neuartige Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Damit sei die Zahl der Todesfälle insgesamt auf 1995 gestiegen, teilte am Freitagabend der Generaldirektor im Gesundheitsministerium, Jérôme Salomon, mit. Am Donnerstag hatte die Zahl der neuen Todesfälle noch bei 365 gelegen, sie ging am Freitag also zurück.

Allerdings sind in der Statistik nur Menschen erfasst, die in Krankenhäusern starben. Todesfälle im eigenen Heim oder in Alters- und Pflegeeinrichtungen werden bisher in Frankreich nicht erfasst. Salomon kündigte aber an, dass dies ab Montag geschehen soll.

Landesweit infizierten sich den Angaben zufolge bis Freitag knapp 33'000 Menschen mit dem neuartigen Coronavirus. Von ihnen werden mehr als 15'700 in Krankenhäusern behandelt, fast 3'800 davon auf Intensivstationen.

20:14 Uhr: Italiens Präsident ruft EU zu Solidarität auf

Angesichts der zunehmenden Zahl von Coronavirus-Todesopfern hat der italienische Präsident Sergio Mattarella am Freitag in einem Appell an die EU zu Solidarität aufgerufen. Mattarella urgierte die EU zu «gemeinsamen Initiativen». «Ich hoffe, dass jeder voll begreift, wie akut die Bedrohung für Europa ist», sagte der Präsident.

Solidarität sei im gemeinsamen Interesse notwendig, meinte der Staatschef in seiner Videobotschaft an die Nation. «Auch heute melden wir eine schmerzhaft hohe Zahl von Todesopfern», sagte der Präsident, der die Italiener aufrief, die Vorbeugungsmassnahmen streng einzuhalten, um eine weitere Ausbreitung der Epidemie zu bekämpfen.

In einer Ansprache rief der italienische Präsident Sergio Mattarella am Freitag zu Solidarität innerhalb der EU auf.
In einer Ansprache rief der italienische Präsident Sergio Mattarella am Freitag zu Solidarität innerhalb der EU auf.
Bild: Keystone

Mattarella dankte den Sanitätern, die sich unermüdlich für die Kranken einsetzen. Er dankte auch den Sicherheitskräften und den Arbeitnehmern, die mit ihrem Engagement lebenswichtige Produktionen aufrechterhalten. Die ganze Welt bewundere Italiens Verantwortungsbewusstsein und Einsatz im Kampf gegen die Pandemie.

Zugleich müsse Italien bereits auch an den Neustart denken. «Wir müssen effiziente Instrumente gegen die wirtschaftlichen Schwierigkeiten für die Zeit nach der Epidemie einsetzen. Beim Wiederaufbau hat unser Volk stets das Beste von sich gegeben», sagte Mattarella.

20:00 Uhr: Belgien verlängert Ausgangssperre

Die wegen der Corona-Pandemie verhängte Ausgangssperre in Belgien gilt noch mindestens bis nach den Osterferien. «Die Massnahmen werden um zwei Wochen bis zum 18. April verlängert», sagte Regierungschefin Sophie Wilmès am Freitag in Brüssel. Die Einschränkung des öffentlichen Lebens sei derzeit die einzige Möglichkeit, die Verbreitung des neuartigen Coronavirus einzudämmen. Zudem sollen die Regeln strenger durchgesetzt und Verstösse stärker geahndet werden.

Seit vergangenem Mittwoch dürfen die Menschen in Belgien nur in Ausnahmefällen, etwa für Arztbesuche und Lebensmitteleinkäufe, ihre Häuser verlassen und müssen dabei Mindestabstand halten. Öffentliche Verkehrsmittel verkehren weiterhin und der Weg zur Arbeit ist nur erlaubt, wenn ein Arbeiten von zu Hause aus nicht möglich ist. Auch sportliche Betätigung an der frischen Luft ist gestattet – solange Distanz gewahrt wird.

Diese Vorgaben bleiben dieselben, die Durchsetzung soll aber deutlich strenger werden. Die Polizei habe nun das Recht, bei Verstößen auf der Stelle Bußgelder zu verhängen, sagte Regierungschefin Wilmès.

19:39 Uhr: Merkel telefoniert mit Trump wegen Corona-Krise

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat mit US-Präsident Trump telefoniert. Schwerpunkt des Gesprächs sei der Austausch zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie gewesen, teilte der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitagabend mit. Beide hätten vereinbart, hierzu im engen Kontakt zu bleiben und Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu nutzen.

Die Vereinigten Staaten haben nach Angaben von US-Experten inzwischen mehr bekannte Coronavirus-Infektionen als jedes andere Land der Welt.

Nicht persönlich, aber am Telefon haben sich die Angela Merkel und Donald Trump über das Vorgehen in der Corona-Krise beraten. (Archivbild)
Nicht persönlich, aber am Telefon haben sich die Angela Merkel und Donald Trump über das Vorgehen in der Corona-Krise beraten. (Archivbild)
Bild: Keystone

Weiteres Thema des Telefonats seien die Entwicklungen in Afghanistan gewesen. Man sei sich einig gewesen, «dass im gemeinsamen Bemühen um Frieden und Stabilität in Afghanistan auch weiterhin eine enge
Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten von
Amerika erforderlich ist».

19:18 Uhr: US-Kongress beschließt Billionen-Konjunkturpaket

Der US-Kongress hat wegen der Coronavirus-Pandemie ein massives Konjunkturpaket beschlossen, mit dem rund 2 Billionen US-Dollar in die Wirtschaft gepumpt werden sollen. Nach dem von den Republikanern dominierten Senat beschloss am Freitag auch das von den Demokraten kontrollierte Repräsentantenhaus den Gesetzesentwurf mit Unterstützung über Parteigrenzen hinweg. US-Präsident Donald Trump hat bereits angekündigt, das Gesetzespaket umgehend mit seiner Unterschrift in Kraft zu setzen. Trumps Republikaner, seine Regierung und die Demokraten hatten sich erst nach zähen Verhandlungen auf das Konjunkturpaket einigen können. Der Senat hatte den Entwurf in der Nacht zu Donnerstag ohne Gegenstimmen beschlossen.

Das Volumen des Pakets von 2 Billionen Dollar – Trump zufolge das grösste der Nachkriegsgeschichte – entspricht fast zehn Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. Damit bekommen Gesundheitssektor und besonders vom Coronavirus betroffene Staaten zusätzliche Milliardenbeträge. Zudem soll es umgehend direkte Auszahlungen an die meisten Steuerzahler geben: Erwachsene sollen 1'200 US-Dollar pro Person bekommen, zusätzlich soll es 500 US-Dollar pro Kind geben.

Mit der Unterschrift von US-Präsident Donald Trump tritt das Rekord-Hilfspaket in Kraft.
Mit der Unterschrift von US-Präsident Donald Trump tritt das Rekord-Hilfspaket in Kraft.
Bild: Keystone

Ein wichtiger Bestandteil des Pakets sind auch Kredite für kleinere und mittlere Unternehmen von insgesamt rund 350 Milliarden Dollar, die zu bestimmten Bedingungen später erlassen werden können. Das Finanzministerium soll zudem noch 500 Milliarden Dollar für weitere Notkredite für Unternehmen zur Verfügung haben.

Die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, sagte: «Unsere Nation steht heute vor einem wirtschaftlichen und gesundheitlichen Notstand von historischem Ausmass.» Die Abgeordneten votierten in einem vereinfachten und damit beschleunigten Verfahren, in dem einzelne Stimmen nicht erfasst wurden. Die USA haben inzwischen mit mehr als 92'000 Fällen die weltweit meisten bestätigten Coronavirus-Infektionen. Mehr als 1'300 Tote sind bislang verzeichnet.

18:54 Uhr: Papst spendet Sondersegen

Papst Franziskus hat im Zuge der Corona-Pandemie in einer einmaligen Geste den Sondersegen «Urbi et Orbi» gespendet und die Menschen zu mehr Zusammenhalt in der Krise aufgerufen. «Tiefe Finsternis hat sich auf unsere Plätze, Strassen und Städte gelegt. Sie hat sich unseres Lebens bemächtigt und alles mit einer ohrenbetäubenden Stille und einer trostlosen Leere erfüllt, die alles im Vorbeigehen lähmt», sagte der Pontifex am Freitag vor dem menschenleeren Petersplatz in Rom. «Uns wurde klar, dass wir alle im selben Boot sitzen, alle schwach und orientierungslos sind, aber zugleich wichtig und notwendig, denn alle sind wir dazu aufgerufen, gemeinsam zu rudern.»

Papst Franziskus hat sich am Freitag Abend mit einem Sondersegen an die Gläubigen gewandt. (Archivbild)
Papst Franziskus hat sich am Freitag Abend mit einem Sondersegen an die Gläubigen gewandt. (Archivbild)
Bild: Keystone

Der Segen «Urbi et Orbi» (der Stadt und dem Erdkreis) ist der wichtigste der katholischen Kirche und wird eigentlich nur zu Weihnachten, Ostern und nach einer Papstwahl gesprochen. Damit ist eine Generalabsolution, also der Straferlass bei Sünden, verbunden. Angesichts der Corona-Krise entschied sich der Papst zu dem historischen Ereignis. Dabei stand der 83-jährige Franziskus alleine vor den Stufen des Petersdoms, Regen fiel über Rom. Nur sein Zeremonienmeister war dabei. Der Petersplatz ist im Zuge der allgemeinen Ausgangssperre in Italien gesperrt. Für die Zeremonie wurde auch ein Pestkreuz geholt. Es war während der Pest 1522 durch Rom getragen worden.

Franziskus erinnerte die Menschen an ihre Verletzlichkeit. «Der Sturm legt unsere Verwundbarkeit bloss und deckt jene falschen und unnötigen Gewissheiten auf, auf die wir bei unseren Plänen, Projekten, Gewohnheiten und Prioritäten gebaut haben», sagte der Papst. «Er macht sichtbar, wie wir die Dinge vernachlässigt und aufgegeben haben, die unser Leben und unsere Gemeinschaft nähren, erhalten und stark machen.»

18:12 Uhr: Über eine halbe Million Infektionen weltweit

Mit dem neuen Coronavirus sind inzwischen nachweislich mehr als eine halbe Million Menschen in aller Welt infiziert. Das sagte der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, am Freitag in Genf. Mehr als 20'000 Menschen seien an der Lungenkrankheit Covid-19, die das Virus auslösen kann, gestorben. «Dies sind tragische Zahlen, aber wir müssen uns auch daran erinnern, dass es weltweit Hunderttausende Überlebende gibt», sagte Tedros.

Die renommierte amerikanische Johns-Hopkins-Universität hatte in ihrer weltweit beachteten Datenanalyse am Freitag bereits fast 560'000 nachweislich Infizierte. Die wahre Zahl dürfte um ein Vielfaches höher liegen, glauben Experten. Es gibt in kaum einem Land genügend Tests, um die Menschen flächendeckend zu untersuchen.

WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus hat neue Zahlen zur weltweiten Ausbreitung des Coronavirus verkündet. 
WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus hat neue Zahlen zur weltweiten Ausbreitung des Coronavirus verkündet. 
Bild: Keystone

Ausserdem warnte Ghebreyesus davor, Medikamente gegen das neuartige Coronavirus einzusetzen, deren Wirksamkeit bislang nicht nachgewiesen ist. «Die Geschichte der Medizin ist voller Beispiele von Mitteln, die auf dem Papier und im Reagenzglas funktionierten, aber nicht im Menschen, oder die sogar schädlich waren», sagte er. Zudem könnten unkontrollierte Versuche Engpässe bei Medikamenten kreieren, die Patienten mit anderen Diagnosen dringend bräuchten.

18:00 Uhr: Italien meldet Rekordzahl an Toten

Italien hat an einem Tag fast 1'000 Tote im Zuge der Corona-Pandemie gemeldet und damit so viele wie an keinem Tag zuvor seit Ausbruch der Epidemie am 20. Februar. Die Zahl stieg um 969 auf 9'134, wie der Zivilschutz am Freitag in Rom mitteilte.

Die Gesamtzahl der Infizierten stieg um fast 6'000 auf 86'498. Damit liegt Italien weltweit etwa gleichauf mit den USA. Die Kurve der Neuinfektionen flachte sich aber nach Aussagen des obersten Gesundheitsinstituts etwas ab - sie hat allerdings noch nicht ihren Höhepunkt erreicht.

17.45 Uhr: Keine Entschädigung für Halbtax-Abonnenten

Im Kampf gegen das Coronavirus soll die Bevölkerung möglichst zu Hause bleiben. Damit nutzt sie ihre Jahresabonnements für den öffentlichen Verkehr nicht. Die Organisation Alliance Swisspass beschäftigt sich unter Hochdruck mit der Entschädigung von Abonnementskundinnen und -kunden.

Was schon sicher ist: Inhaberinnen und Inhaber eines Halbtax-Abonnements gehen leer aus. Sie hätten die Kosten der Ermässigungskarte meist nach kurzer Zeit und wenigen Fahren amortisiert, begründet die Allianz den Entscheid.

17.15 Uhr: Nachtwächter schlägt symbolisch Alarm

Eine Jahrhunderte alte Tradition wird wegen der Coronavirus-Pandemie in Lausanne wiederbelebt. Ab Freitagnacht schlägt der Nachtwächter der Kathedrale jede Nacht symbolisch Alarm, um die Bevölkerung zur gegenseitigen Hilfe aufzurufen. Dies teilte die Stadt Lausanne mit. Mit dem Auftreten von Covid-19 werde die Glocke wieder für ihren ursprünglichen Zweck verwendet: Die Einwohner vor Bränden und Katastrophen warnen.

Der Nachtwächter der Lausanner Kathedrale – hier ein Bild aus dem Jahr 2005 – warnt ab jetzt wieder die Bevölkerung der Waadtländer Stadt.
Der Nachtwächter der Lausanner Kathedrale – hier ein Bild aus dem Jahr 2005 – warnt ab jetzt wieder die Bevölkerung der Waadtländer Stadt.
Bild: Keystone

16.38 Uhr: Lage beim Schutzmaterial-Import entspannt sich

In Deutschland bestehen keine Einschränkungen mehr beim Export von medizinischem Schutzmaterial in die Schweiz, wie das Seco mitteilte. Die Waren seien unterwegs oder bereits in der Schweiz. Alle dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) bekannten Probleme seien gelöst. «Generell hat sich die Lage entspannt», heisst es weiter.

Vereinzelte Unternehmen hätten Verzögerungen in der Abwicklung der Lieferungen aufgrund von «operationellen Herausforderungen» gemeldet. Das Seco sei regelmässig in Kontakt mit den Unternehmen. Auch die Probleme mit den Lieferungen aus Frankreich und Italien seien teilweise gelöst, so das Staatssekretariat. Die durch die französische Beschlagnahmung der Atemschutzmasken blockierten Lieferungen wurden grösstenteils freigegeben.

15.59 Uhr: Medienkonferenz beendet

Nach gut eineinhalb Stunden wird die Medienkonferenz des Bundesrates beendet. Wichtig: Zügeln ist weiterhin möglich – jedoch nur unter strikter Einhaltung der BAG-Vorgaben. Und: Dass die Ansteckungskurve momentan alles andere als abflacht, bedeutet laut Daniel Koch vom BAG nicht, dass die Massnahmen des Bundes nicht greifen würden. 

Bundesrat Alain Berset (links) mit Daniel Koch (rechts) auf dem Weg zur Medienkonferenz des Bundesrats, begleitet von Sprecher André Simonazzi (Mitte).
Bundesrat Alain Berset (links) mit Daniel Koch (rechts) auf dem Weg zur Medienkonferenz des Bundesrats, begleitet von Sprecher André Simonazzi (Mitte).
Bild: Keystone/Peter Klaunzer

15.57 Uhr: Schweiz für Impfstoff-Produzenten uninteressant

Nun zur letzten Frage der Medienschaffenden: Wäre es angesichts der aktuellen Krise nicht notwendig, die Impfstoff-Produktion in der Schweiz voranzutreiben? Koch sagt, das sei in den letzten zehn Jahren immer wieder thematisiert worden. Das BAG sei auf diverse Firmen zugegangen. Diese hätten jedoch nie Interesse daran bekundet, die Schweiz als Standort für ihre Impfstoff-Produktion zu wählen. 

15.50 Uhr: Gastro-Arbeiter als Erntehelfer?

Ein Journalist stellt die Frage, inwiefern es möglich sei, dass momentan unbeschäftigte Gastro-Mitarbeitende als Erntehelferinnen und Erntehelfer eingesetzt würden. Die Spargelernte stehe tatsächlich vor der Türe, sagt Boris Zürcher vom Seco. Hier bedürfe es genaue Prüfungen, denn die üblichen Regelungen des Arbeitslosenversicherungsgesetzes seien nicht einfach ausgesetzt. Das heisst: Die Arbeit müsse zumutbar sein. Die diesbezüglichen Kriterien seien in der Schweiz relativ strikt. 

Laut Zürcher will die Fluggesellschaft Swiss Angestellte, die über eine medizinische Ausbildung verfügen, im Kampf gegen das Virus ehrenamtlich zur Verfügung stellen. Die Abklärung über einen möglichen Einsatz der besagten Personen würde laufen. 

15.47 Uhr: Kein Abflachen der Kurve in Sicht

Momentan sei die Kurve sicherlich noch nicht dabei abzuflachen, sagt Koch. Inwiefern daraus geschlossen werden könne, dass die bisher ergriffenen Massnahmen nicht ausreichen würden, um die Verbreitung des Virus einzudämmen, sei fraglich. Es gelte, die Entwicklung genauestens zu beobachten. 

15.44 Uhr: Ist auch Echtzeit-Überwachung ein Thema?

Schliesslich noch eine Frage zur Verwendung von Handydaten. Ein Journalist möchte wissen, ob auch eine Echtzeit-Auswertung von Mobiledaten zulässig wäre. Bundesrat Berset gibt an, das Epidemiegesetz erlaube diesbezüglich weitreichende Massnahmen.

Zum heutigen Zeitpunkt erachte der Bundesrat eine Echtzeit-Überwachung als nicht notwendig. Datenschutztechnisch wäre eine solche ein deutlich einschneidenderer Schritt. «Das wollen wir eigentlich nicht», sagt Berset.

15.41 Uhr: Gegenseitige Unterstützung der Kantone

«Wir sind eine Schweiz, ein Land – aber mit 26 Kantonen. Es gibt also unterschiedliche Realitäten in unserem Land», kommentiert Berset das Zusammenspiel zwischen dem Bund und den Kantonen sowie die besondere Situation im Tessin. Die Kantone sollten einander unterstützen, damit es nirgendwo im Land zu einer Überlastung der Spitäler komme. 

15.37 Uhr: Ausserordentliche Massnahmen im Tessin

Bundesrat Berset plädiert für einen ständigen Austausch mit dem Kanton Tessin, der nun weitere Massnahmen erlassen darf. Der Bundesrat behalte es sich vor, etwa über die Dauer dieser besonderen Massnahmen zu bestimmen – sollte er etwa zur Ansicht gelangen, dass der Kanton Tessin diese für einen zu langen Zeitraum erlasse.

15.34 Uhr: «Haben alle möglichen Massnahmen ergriffen»

Bundesrat Berset äussert sich noch einmal zur Frage von soeben. Der Bundesrat habe sämtliche Massnahmen ergriffen, um die Situation unter Kontrolle zu haben. Als Gesellschaft müsse man sich nun strikt an die Regelungen halten und sich auf die kommenden Wochen konzentrieren. 

15.33 Uhr: Ist die Situation noch unter Kontrolle?

Eine Journalistin fragt: «Haben wir die Situation noch im Griff? Schliesslich gibt es immer mehr Infektionen und Todesfälle.» Berset antwortet, es stimme, dass man sich momentan in der vorhergesagten ernsten Lage befinde. Das Virus liesse sich aber nicht einfach so stoppen. Bis die restriktiven Massnahmen des Bundesrats ihre Wirkung entfalten würden, dauere es einige Zeit. 

Koch ergänzt, Vorhersagen zu epidemielogischen Kurven seien immer sehr heikel. Natürlich analysiere das BAG sämtliche Daten, die zur Verfügung stünden. Und der weitere Verlauf? Unter Expertinnen und Experten sei man sich einige: «Es ist noch zu früh, um eine Prognose zu wagen», so Koch.

15.26 Uhr: Tausende können von Kurzarbeit nicht profitieren

Ein Medienschaffender möchte wissen, was mit jenen Erwerbstägigen geschehe, die von Kurzarbeit nicht profitieren könnten. Er verweist auf einen selbstständigen Fotografen. Parmelin antwortet: «Alle Bundesrätinnen und Bundesräte erhalten jeden Tag Hunderte Mails mit solchen Fragen. Bis jetzt hat sich der Bundesrat tatsächlich erst mit den Direktbetroffenen befasst.»

Natürlich gebe es auch sehr viele Leute, die von der Corona-Krise indirekt betroffen seien. Ebendiese Aspekte würden momentan im Bundesrat analysiert. Einige hätten etwa Überbrückungshilfen, andere überhaupt nichts. Wann Lösungen für die Betroffenen gefunden werden könnten, kann Parmelin nicht sagen. Man arbeite mit Hochdruck daran.

15.22 Uhr: Ordnungsbusse bei weniger als 2 Meter Abstand

Das Versammlungsverbot von mehr als fünf Personen in der Öffentlichkeit gilt laut Berset unverändert. Mit Ordnungsbussen habe man nicht nur zu rechnen, wenn gegen dieses verstossen werde, sondern auch, wenn innerhalb einer kleineren Gruppe der Mindestabstand von zwei Metern nicht eingehalten werde. 

15.15 Uhr: Kurzarbeitsgesuche werden genau überprüft

Wie kann kontrolliert werden, dass sich beispielsweise Baufirmen tatsächlich nicht an die BAG-Regelungen halten können, und deshalb rechtmässig Kurzarbeit beantragen? Aus Bequemlichkeit zu schliessen, sei keine Option, sagt Parmelin.

Es müsse genauestens begründet werden, wieso nicht mehr gearbeitet werden können – also: Wieso es nicht möglich sei, sich an die BAG-Regelungen zu halten. Habe ein Arbeitgeber Zweifel, könne er sich an die Suva oder die Arbeitskontrolle wenden. 

15.12 Uhr: «Berühmte Frage nach den Dunkelziffern»

Eine Journalistin möchte von BAG-Koch wissen, wie viele unerkannte Ansteckungen es in der Schweiz in etwa gebe. Koch: «Es ist im Moment nicht möglich diesbezüglich eine Zahl zu nennen. Das wäre unseriös.» Die berühmte Frage nach der Dunkelziffer lasse er deshalb unbeantwortet.

15.09 Uhr: Müssen sich auch Genesene an die Regeln halten?

Daniel Koch vom BAG erklärt, dass davon auszugehen sei, dass Genesene immun gegen das Coronavirus seien. Das sei aber keinesfalls ein Grund, sich nicht mehr an die Massnahmen und Regelungen des Bundes zu halten, so Koch. Diese würden nach wie vor für alle gelten. 

15.07 Uhr: Unter welchen Umständen finden Umzüge statt?

Martin Tschirren, Direktor des Amts für Wohnungswesen, führt aus, unter welchen Umständen Umzüge in der Schweiz noch stattfinden dürfen. Wichtig sei, sich regelmässig die Hände zu desinfizieren. Auch Schutzanzüge sollten getragen werden, sowie die Abstandsregel eingehalten. Zügel-Unternehmen, die all das nicht garantieren könnten, dürften momentan keine Umzüge durchführen, sagt Tschirren.

15.05 Uhr: Ausnahme vor allem für Grenzkantone gedacht

Der zuvor angesprochene Artikel, der Kantone unter bestimmten Umständen die Schliessung aller Unternehmen aus gewissen Branchen erlaubt, gelte in erster Linie für Grenzkantone, sagt Berset.

15.02 Uhr: Spitäler im Tessin könnten bald an Grenze stossen

Ein weiterer Medienschaffender möchte wissen, wie es um die Spitalbetten im Kanton Tessin stehe. Berset sagt, momentan verfüge man noch über freie Intensivbetten. «Die Entwicklung zeigt aber, dass wir bald an die Grenzen stossen könnten. Deshalb haben wir auch die Armee zu Hilfe gezogen.»

14.59 Uhr: Verwirrung über Ausgehverbot im Tessin

Ein Journalist möchte wissen, wie der Bundesrat das Ausgehverbot für Personen über 65 im Kanton Tessin beurteile. Berset fragt zurück. Von einer verhängten Ausgangssperre für ältere Personen im Tessin habe er keine Kenntnisse. Nichtsdestotrotz sei es für die ältere Bevölkerung besonders wichtig, daheim zu bleiben und sich zu schützen. 

14.58 Uhr: Erneuter Appell an gefährdete Personen

Berset richtet sich an Personen über 65 Jahre und solche mit Vorerkrankungen: «Es ist sehr wichtig, dass Sie alle die Massnahmen sehr strikt einhalten. Nur so können wir verhindern, dass die Spitäler überlastet werden.» 

Schliesslich bedankt sich der Gesundheitsminister bei der Bevölkerung. «Wir müssen diesen Weg gemeinsam weitergehen. Es geht immer noch um Solidarität.» Und weiter: «Wir leben langsamer, aber wir leben weiter!»

14.51 Uhr: Auswertung von anonymen Handydaten

«Es ist für uns wichtig, zu überprüfen, ob unsere Massnahmen eingehalten werden, und die Bevölkerung somit tatsächlich besser schützen», kommentiert Bundesrat Berset die viel diskutierte Frage rund um die Auswertung von Mobiledaten. 

Das BAG erhalte von der Swisscom nicht die eigentlichen Daten, sondern eine Auswertung von anonymisierten Daten. Auch Echtzeitdaten spielten keine Rolle, versichert Berset einmal mehr. 

14.47 Uhr: Bundesrat billigt Ausnahme fürs Tessin

Nun kommt der Gesundheitsminister auf die Lage im Kanton Tessin zu sprechen. Der Kanton weise dreimal mehr direkt von der Lungenkrankheit Betroffene auf als der Rest der Schweiz. 

In der Verordnung des Bundesrats gebe es deshalb einen neuen Artikel. Unter bestimmten Bedingungen wird es einzelnen Kantonen demnach möglich, dass alle Unternehmen einer bestimmten Branche geschlossen würden – mit der Ausnahme, dass Firmen, die geöffnet bleiben wollten, dies unter Einhaltung der BAG-Regelungen dürften. Bis anhin sei es einzig der Kanton Tessin, der die Bedingungen für eine solche Massnahme erfülle. 

14.43 Uhr: Bundesrat ist zufrieden mit der Bevölkerung

Gemäss Berset ist der Bundesrat zufrieden damit, wie sich die Schweizerinnen und Schweizer an die Massnahmen halten. Auch wenn es noch sehr früh sei für erste Evaluationen, werte man das als gutes Zeichen. «Wir zeigen, dass es geht. Wir zeigen, dass man sich auf die Eigenverantwortung der Bevölkerung verlassen kann», so Berset.

Weiter erinnert Berset daran, dass die Massnahmen auch über die kommenden Ostertage strikt eingehalten werden müssten. Der Bundesrat bitte die Bevölkerung, selbst bei zunehmenden Frühlingswetter daheim zu bleiben und die Situation weiterhin ernst zu nehmen. 

14.42 Uhr: Über 12'000 Fälle in der Schweiz

Die Zahl der Coronavirus-Infektionen steigt weiter: Das BAG vermeldete am Freitagmittag insgesamt 12'161 bestätigte Corona-Fälle – das sind 1'390 Fälle mehr als noch am Donnerstag. Erwachsene sind häufiger betroffen als Kinder. Die Hälfte der Infizierten ist jünger als 52-jährig. Insgesamt würden 6'000 bis 8'000 Corona-Tests durchgeführt, sagt Berset.

14.40 Uhr: 51'000 Kurzarbeits-Gesuche eingereicht

Nun zur Kurzarbeit: Insgesamt 51'000 Firmen hätten bis gestern Abend ein Gesuch für Kurzarbeit eingereicht, so Parmelin. Die Bearbeitung dieser Gesuche nehme viel Zeit in Anspruch. 

Parmelin appelliert an die Bevölkerung, dass momentan die Gesundheit das Allerwichtigste sei. Dazu gehöre aber auch, dass man sich beschäftige. Wann immer möglich solle man deshalb seine Arbeit von zuhause aus weiterführen.

14.31 Uhr: Umziehen weiterhin möglich

Zu Beginn der Medienkonferenz mit Gesundheitsminister Alain Berset (SP) und Volkswirtschaftsminister Guy Parmelin (SVP) wird über die bevorstehenden Umzüge informiert. Laut Parmelin ist das Zügeln weiterhin möglich – sofern die  Massnahmen und Regelungen des BAG eingehalten würden. Mit dieser Entscheidung beseitige man Unsicherheiten in der Bevölkerung.

Der Bundesrat verlängert die Frist von Zahlungsrückständen für Mieten und Nebenkosten, die sich zwischen dem 13. März und 31. Mai 2020 ergeben, von 30 auf 90 Tage. Die Kündigungsfrist für möblierte Zimmer wird von 14 auf 30 Tage erhöht. Dies habe man auch aufgrund des gestiegenen Kündigungsrisiko beschlossen. 

14.20 Uhr: Der Bundesrat informiert

Um 14.30 Uhr informiert der Bundesrat über die aktuelle Situation und Entscheide im Zusammenhang mit der Coronavirus-Epidemie. Bei der Medienkonferenz, die bei «Bluewin» live zu sehen sein wird, sind Gesundheitsminister Alain Berset und Volkswirtschaftsminister Guy Parmelin anwesend. 

14.05 Uhr: Trauriger Rekord in Spanien

In Spanien hat sich die Zahl der Todesfälle durch das neuartige Coronavirus auf mehr als 4'800 erhöht. 769 weitere Menschen seien in den vergangenen 24 Stunden an den Folgen ihrer Infektion gestorben, teilte die Regierung in Madrid mit. Es handelt sich um die höchste Zahl an Todesfällen in Spanien an nur einem Tag seit Beginn der Pandemie. Die Zahl der Infektionsfälle stieg auf mehr als 64'000.

13.25 Uhr: Freiburg zieht Personal von Privatklinik ein

Der Kanton Freiburg greift im Kampf gegen das Coronavirus auf die Kapazitäten von Privatkliniken zurück. Davon betroffen ist auch die zur Aevis Victoria-Gruppe gehörende Freiburger Clinique Générale.

«Unsere Klinik in Freiburg ist beschlagnahmt worden», sagte Antoine Huber, Chef der Privatspital- und Luxushotelgruppe Aevis an einer Telefonkonferenz. Das gesamte Pflegepersonal der Klinik, insgesamt 40 Personen, ist an das Freiburger Kantonsspital verlegt worden und soll dort helfen, den erwarteten Ansturm von Corona-Patienten zu bewältigen.

13.22 Uhr: Pariser Spitäler rufen um Hilfe

Frankreich erwartet am Wochenende die bisher grösste Welle von Corona-Kranken: Premierminister Edouard Philippe warnte am Freitag in Paris nach einem Krisentreffen der Regierung vor einer «extrem grossen Welle», die «über Frankreich hinwegspült». 

Neben den überlasteten Spitälern im Elsass riefen auch die Pariser Kliniken um Hilfe. Es müssten dringend Patienten in andere Regionen verlegt werden, «um für die Kranken von morgen oder übermorgen Platz zu schaffen», sagte der leitende Arzt Bruno Riou von der öffentlichen Krankenhausgesellschaft Assistance Publique - Hôpitaux de Paris (AP-HP). Der Pariser Grossraum ist neben dem Osten Frankreichs das am stärksten betroffene Gebiet.

12.52 Uhr: Zürcher Kantonsräte wollen trotzdem tagen

Der Zürcher Kantonsrat wird am Montag zum ersten Mal in der Messehalle in Oerlikon tagen. Wichtigstes Traktandum: das Hilfspaket für die Wirtschaft. Ratspräsident Dieter Kläy (FDP) rechnet damit, dass rund 150 der 180 Parlamentarier teilnehmen.

Bedenken wegen der Versammlungsgrösse hat Kläy keine, wie er am Mittwoch gegenüber dem «Regionaljournal Zürich-Schaffhausen» von Radio SRF1 sagte. Man setze die Vorgaben um. Der Abstand von zwei Metern werde eingehalten. Zudem würden keine Papiere herumgereicht.

14 der 180 Parlamentarierinnen und Parlamentarier sind bereits über 65 Jahre alt – und gehören damit zur Risikogruppe für einen schweren Verlauf einer Corona-Infektion. Man habe an diese Parlamentarier appelliert, dass sie am Montag nicht kommen, sagte Kläy weiter. Doch nur zwei oder drei hätten Bedenken angemeldet. Ein Sitzungsverbot gibt es für die Ü65-Mitglieder aber nicht.

12.32 Uhr: Bürgermeister lässt Bänke abmontieren

Der Bürgermeister einer nordfranzösischen Gemeinde hat im Kampf gegen das Coronavirus alle Bänke abmontieren lassen. «Ich konnte sie jeden Tag aus dem Fenster meines Büros im Rathaus sehen», sagte Sébastien Leprêtre, Bürgermeister von La Madeleine, der Tageszeitung «Le Parisien» am Freitag über die Menschen, die sich auf die Bänke gesetzt hätten.

«Bei strahlendem Sonnenschein kamen die Einwohner zum Reden und nicht nur für zehn Minuten, sondern für einen guten Teil des Nachmittags. Das ist inakzeptabel.» Die Stadtverwaltung montierte schliesslich um die 40 Bänke auf Frei- und Grünflächen ab.

Nicht nur, dass das Sitzen auf einer Bank derzeit nicht erlaubt sei – die Bank sei auch ein potenzieller Virusüberträger, so der Bürgermeister. «Ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages eine solche Entscheidung treffen müsste», so Leprêtre.

12.22 Uhr: Boris Johnson infiziert

Auch der britische Premierminister Boris Johnson hat sich mit Covid-19 angesteckt. Das gab der Politiker vor wenigen Minuten auf Twitter bekannt. Er habe «milde Symptome» entwickelt und sei positiv getestet worden, schreibt Johnson. Nun werde er in Selbstisolation ausharren, aber seinen Aufgaben weiterhin nachkommen. 

11.49 Uhr: Geschäfts- und Konsumklima in Italien bricht ein 

Die Corona-Krise drückt die Stimmung von Managern und Verbrauchern in Italien tief in den Keller. Das Barometer für das Geschäftsklima fiel im März von 97,8 auf 81,7 Punkte, wie das Statistikamt Istat am Freitag unter Berufung auf seine monatliche Umfrage mitteilte.

Das ist der schlechteste Wert seit Juni 2013. Das Barometer für das Konsumklima brach von 110,9 auf 101,0 Punkte ein, den niedrigsten Stand seit Anfang 2015. Italien ist besonders schwer vom Corona-Ausbruch betroffen. Bislang wurden mehr als 8000 Todesopfer registriert - so viele wie in keinem anderen Land.

Die Ökonomen der Investmentbank Goldman Sachs sagen der nach Deutschland und Frankreich drittgrössten Volkswirtschaft der Euro-Zone eine schwere Rezession voraus. Demnach wird das Bruttoinlandprodukt (BIP) in diesem Jahr um 11,6 Prozent einbrechen.

11.42 Uhr: Schutzmaterial-Import wird zollfrei

Schutzbekleidung und Schutzmaterial im Kampf gegen das Coronavirus sind in diesen Tagen knapp. Nun hat der Bund Importe von Hygienemasken, Einweghandschuhe, Schutzkittel und dergleichen von Zollgebühren befreit, wie die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV) mit.

Die Ausnahme gilt demnach bis auf weiteres für Material, das für die Kantone und den Bund bestimmt ist. Keine Ausnahme gibt es bei der Mehrwertsteuer: Diese muss laut EZV weiterhin in jedem Fall gezahlt werden.

11.34 Uhr: Jüngste Coronavirus-Tote in Frankreich

Ein 16-jähriges Schulmädchen aus dem Département Essonne südlich von Paris ist das bislang jüngste Opfer des Coronavirus in Frankreich. Sie wurde am Montag in das Krankenhaus Necker in Paris eingeliefert und starb am Dienstagabend an der Lungenkrankheit Covid-19, wie französische Medien am Freitag berichteten. Sie wurde mit ihrem Vornamen Julie identifiziert; ihre ältere Schwester Manon rief vor Journalisten dazu auf, Covid-19 nicht länger als eine Krankheit anzusehen, «die nur die Älteren trifft. Niemand ist für das mutierte Virus unbesiegbar.»

Manon sagte, Julie habe keine Vorerkrankungen gehabt. Vergangene Woche habe sie einen «leichten Husten» bekommen, der sich am Wochenende verschlimmert habe. Ein Arzt sei gerufen worden, von da an sei die Krankheit mit gewaltigen Tempo vorangeschritten.

11.10 Uhr: Tausende freiwillige Helfer in Rotkreuz-App

Bis zur Stunde haben sich bereits 32'000 Personen auf der Rotkreuz-App als Unterstützer registrieren lassen. Nachdem sich in den ersten Tagen vor allem Freiwillige gemeldet hatten, die Hilfe anboten, wächst nun kontinuierlich der Anteil jener an, die Hilfe suchen.

Die App «Five up» des Roten Kreuzes (SRK) und der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG) ist seit rund zehn Tagen aktiv. Sie wurde für die Koordination von Freiwilligenarbeit entwickelt. Unterdessen haben sich über 32'000 Personen auf der Plattform angemeldet, wie das SRK und die SGG mitteilten.

Weil viele ältere Menschen, die zu Hause bleiben müssen, keinen Zugang zu der App haben, hätten Freiwillige beim SRK das Five-up-Telefon-Helpcenter eingerichtet. Dieses ist über die Nummer 058 400 41 41 erreichbar.

11.03 Uhr: Militär hilft bei Zollkontrollen aus

Das wegen der Covid-19-Pandemie verschärfte Grenzregime fordert das Zollpersonal. Darum helfen Militärpolizisten und ein Milizbataillon an den Grenzen aus. Ihr Einsatz startete heute und ist bis Ende Juni befristet.

Die Unterstützung dient der "längeren Durchhaltefähigkeit" ihres Personals, wie die eidgenössische Zollverwaltung (EZV) mitteilte. Die EZV kann die verschärften Kontrollen an der Grenze und im Hinterland mit ihrem Personal nicht über längere Zeit aufrechterhalten.

11 Uhr: Bisher 25 Strafanzeigen im Wallis

Seit den von Bund und Kanton beschlossenen Massnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie sind im Wallis 25 Strafanzeigen eingereicht und 206 Bussen verhängt worden. Die Strafen betreffen Unternehmen und Privatpersonen. Die überwiegende Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger halte sich an die Anweisungen der Behörden, teilte die Kantonspolizei Wallis mit. Einige Personen hätten aber bestraft werden müssen.

Die Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft betreffen hauptsächlich Unternehmen und öffentliche Betriebe. Die Bussen wurden gegen Personen verhängt, welche die sozialen Distanzen nicht eingehalten oder Versammlungsverbot von mehr als fünf Personen im öffentlichen Raum missachtet hatten.

10.15 Uhr: Jedes sechste KMU fürchtet den Konkurs

Die Coronakrise trifft in der Schweiz vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) hat – und sie sind das Mark der hiesigen Wirtschaft. Mehr als die Hälfte der kleinen und mittleren Firmen rechneten in einer Befragung in der vergangenen Woche damit, in den kommenden Monaten in finanzielle Not zu geraten. Und jedes sechste KMU hielt den Konkurs für wahrscheinlich, wie eine heute publizierte Umfrage der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) zeigt.

9.52 Uhr: Russland schliesst nun auch die Restaurants

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie sollen in Russland ab Samstag alle Cafés und Restaurants für gut eine Woche schliessen. Die russischen Regionen seien angewiesen worden, den Gastronomiebetrieb bis zum 5. April einzustellen, ausgenommen seien Lieferdienste. Das heisst es in einem Dekret von Ministerpräsident Michail Mischustin. Die Regionalbehörden wurden zudem angewiesen, den Bürgern zu empfehlen, Reisen einzuschränken.

In Russland, das 144 Millionen Einwohner zählt, gibt es nach offiziellen Angaben bislang 840 Coronavirus-Fälle. Zwei Menschen starben demnach an der durch das neuartige Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19.

9.40 Uhr: Die Ärzte melden sich aus dem Home Office

Die deutsche Punkband Die Ärzte grüsst in Corona-Zeiten aus dem Homeoffice und präsentiert einen neuen Song. In dem «Lied für jetzt», das seit der Nacht bei Youtube zu hören ist und nach Bandangaben «unter Einsatz von drei gebrauchten Mobiltelefonen» hergestellt worden sein soll, scheinen die frei Bandmitglieder sich jeweils in heimischer Isolation zu befinden.

Nacheinander singen sie von der Langeweile in Zeiten von Ausgangsbeschränkungen und Kontaktverboten: «Ich sitze zuhause und langweile mich, Klopapier und Nudeln sammle ich nicht.» Und: «Das bisschen Quarantäne ist nicht die schlimmste Sache der Welt».

9 Uhr: Post-Chef: So viele Pakete wie an Weihnachten

In einem Interview mit «CH Media» sagt Post-Chef Roberto Cirillo, dass die Post wegen der Coronakrise mittlerweile gleich viele Pakete transportiert wie vor Weihnachten.

«Am Mittwoch verzeichneten wir das gleiche Volumen wie an einem Black Friday. Das ist verständlich: Die Online-Bestellung ist die einzige Möglichkeit, um an gewisse Waren zu kommen», so Cirillo. Darum sei die Post auch so wichtig. «Dank uns können die Leute zu Hause bleiben und die Schweiz kommt nicht zum Stillstand.»

Im Moment könne die Post den Betrieb aufrechterhalten. Aber: «Wir müssen die Situation Tag für Tag anschauen», so Cirillo zu «CH Media» weiter. Insgesamt würden der Post nämlich 2'100 Mitarbeiter fehlen. «Das führt natürlich zu operativen Schwierigkeiten», sagt der Tessiner.

Die Post habe nun eine interne Jobbörse kreiert. «Wer in einem Bereich arbeitet, in dem die Volumina zurückgehen, kann an einem anderen Ort aushelfen. Wir müssen aber auch Dienstleistungen einschränken, die nicht Teil der Grundversorgung sind», sagt Cirillo.

Die A-Post könne nicht mehr in jedem Fall am nächsten Tag zugestellt werden. «Ausserdem haben wir Öffnungszeiten einiger Filialen reduziert und andere ganz geschlossen, weil sie etwa in Altersheimen eingemietet sind», so der Post-Chef.

8.22 Uhr: Kidnappern entkommen und nun in Quarantäne

Eine Kanadierin, die in Westafrika von Islamisten entführt worden war, ist nach ihrer glücklichen Flucht wieder in ihrem Heimatland eingetroffen – ganz frei ist sie aber noch nicht: Sie muss wegen der Corona-Pandemie zunächst in eine 14-tägige Quarantäne, wie ihre Familie am Donnerstag (Ortszeit) mitteilte.

8.18 Uhr: Australien steckt alle Heimkehrer in Quarantäne

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie schickt die Regierung Australiens alle aus dem Ausland heimkehrenden Bürger für zwei Wochen in Quarantäne. Sie würden direkt vom Flughafen in Hotels oder andere Unterkünfte gebracht, sagte Premierminister Scott Morrison am Freitag in Canberra. Die Kosten der Unterbringung trügen die jeweiligen Bundesstaaten. Die neue Verordnung soll an diesem Samstag ab Mitternacht in Kraft treten.

In Australien gibt es bisher gut 3000 bestätigte Covid-19-Fälle. Bei mehr als zwei Dritteln der Infizierten handele es sich um Australier, die aus dem Ausland zurückgekehrt seien, sagte Morrison. In den vergangenen Tagen trafen täglich rund 7000 Australier aus Übersee auf den fünften Kontinent ein. Morrison rief alle Bürger auf, so schnell wie möglich nach Hause zu fliegen. «Es wird nicht sehr lange dauern, dass es sehr schwer wird heimzukehren.»

7.34 Uhr: Schnelle Zunahme von Verbrechen

Europol sieht eine schnelle Zunahme von Verbrechen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Kriminelle und organisierte Banden hätten ihre Methoden sehr schnell angepasst und profitierten von der Krise, warnt die europäische Polizeibehörde in einem am Freitag in Den Haag veröffentlichten Bericht. Ermittler stellten demnach zunehmend Fälle von Cybercrime, Betrug, Diebstahl und Fälschungen fest.

Der Verkauf von gefälschten Schutzartikeln und Medikamenten sei um ein Vielfaches gestiegen seit Ausbruch der Krise, heisst es in dem Bericht. Fälscher würden den Mangel von etwa Schutzmasken oder Desinfektionsgels ausnutzen. Im März waren nach Angaben von Europol bei einem weltweiten Polizeieinsatz gegen Medikamentenfälscher etwa 34'000 gefälschte chirurgische Masken sichergestellt worden. Gefälscht würden auch antivirale Medikamente, das Anti-Malariamittel Chloroquine und Vitaminpräparate.

Europol warnt auch vor Cyber-Kriminellen. Viele Menschen arbeiteten nun zu Hause und schalteten sich über weniger gut gesicherte Heimcomputer in die Netzwerke von Firmen oder Organisationen. Europol erwartet auch eine schnelle Zunahme von Betrugsfällen. «Betrüger passten sehr schnell berüchtigte Muster an und beuten Ängste und Sorgen von Opfern während der Krise aus», heißt es in dem Bericht.

Auch in der Schweiz warnte die Polizei zuletzt mehrfach vor Kriminellen, die im Zuge der Pandemie aktiv werden. Laut der Kantonspolizei Aargau gingen in den letzten zwei Wochen rund 60 Meldungen wegen betrügerischer Telefonanrufe ein. Im Wallis wurden Fälle bekannt, wo falsche Helfer Senioren Einkaufsdienste angeboten haben.

7.05 Uhr: Trump lobt Zusammenarbeit mit China

US-Präsident Donald Trump hat mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping telefoniert und die gute Zusammenarbeit im Kampf gegen die Corona-Pandemie hervorgehoben.

«China ist schon weit vorangekommen und hat ein grosses Verständnis des Virus entwickelt. Wir arbeiten eng zusammen. Grosser Respekt!», schrieb Trump auf Twitter.

In der zentralchinesischen Provinz Hubei war das neue Virus Sars-CoV-2 Ende vorigen Jahres zuerst aufgetreten. Inzwischen gibt es in China kaum noch Neuerkrankungen. In den USA hat deren Zahl zuletzt dagegen stark zugenommen.

6.46 Uhr: Trump hält Arbeitsmarktdaten nur für vorübergehend schlecht

US-Präsident Donald Trump hat den Anstieg der Arbeitslosigkeit in den Vereinigten Staaten infolge der Coronavirus-Epidemie als nur vorübergehend beschrieben. Sobald der «unsichtbaren Feind» besiegt sei, werde sich die Wirtschaft «sehr schnell» wieder erholen.

Dies sagte Trump im Zusammenhang mit dem Coronavirus am Donnerstag (Ortszeit) im Weissen Haus. «Wir werden sehr stark wieder zurückkommen», betonte Trump.

Das US-Arbeitsministerium hatte zuvor am Donnerstag mitgeteilt, dass die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der Woche bis 21. März von 282'000 auf rund 3,3 Millionen angestiegen war. Es war der grösste Anstieg seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Erstanträge gelten als Indikator für die kurzfristige Entwicklung des Arbeitsmarkts in der grössten Volkswirtschaft der Welt.

6.22 Uhr: Wissenschaftler warnen vor Knappheit bei Spitalbetten in der Schweiz

Wissenschaftler haben aufgrund der Coronavirus-Pandemie gewarnt, dass die Spitalbetten auf den Intensivstationen der Schweiz nicht ausreichen könnten. Bereits ab Donnerstag kommender Woche sei ein Engpass zu verzeichnen, hiess es in einer neuen Untersuchung der ETH Zürich.

Es könnten bis zu 1'000 zusätzliche Plätze auf den Intensivstationen notwendig sein, führt ein Artikel bei «La Liberté» sowie in den Partnerzeitungen aus. «Unter Berücksichtigung der aktuellen Kapazität sowie der Angaben zu den Coronavirus-Krankheitsfällen legt unsere Untersuchung nahe, dass das System bald am Anschlag ist», erklärte Thomas Van Boeckel, Professor im Department Umweltsystemwissenschaften an der ETH Zürich und Mitautor der Studie, gegenüber den Zeitungen.

Am Donnerstag (26. März 2020) stehen im Kantonsspital Baselland am Standort Bruderholz in Binningen Betten in einem Gang vor einer erweiterten Notfallabteilung bereit.
Am Donnerstag (26. März 2020) stehen im Kantonsspital Baselland am Standort Bruderholz in Binningen Betten in einem Gang vor einer erweiterten Notfallabteilung bereit.
Bild:  Keystone/Georgios Kefalas

Neben dem Tessin könne in den Kantonen Waadt, Genf, Wallis und Graubünden die Bettenkapazität der Intensivstationen sogar deutlich überschritten werden. Nach den Modellen werde es am 2. April zu einem Engpass kommen, hiess es weiter. In dieser Situation könnten bis zu 86 Intensivbetreuungsplätze fehlen, falls keine Massnahmen getroffen würden, so Van Boeckel.

5.39 Uhr: Coronavirus führt zu Boom von Sendungen bei der Post

Die Schweizerische Post ist derzeit mit Arbeit eingedeckt – das Unternehmen wird wegen der Coronavirus-Krise und den deswegen Ausgangsbeschränkungen mit Paketsendungen überschwemmt. Dies erklärte Post-Chef Roberto Cirillo in einem Interview mit den «Zeitungen der CH-Media» vom Freitag. «Vor zwei Wochen hatten wir bei den Paketen einen Zuwachs von etwa 15 Prozent gegenüber normalen Zeiten», sagte der Manager. Dies habe aber nochmals stark zugenommen. «Mittlerweile transportieren wir gleich viele Pakete wie üblicherweise vor Weihnachten», betonte er. Und am Mittwoch habe die Post sogar ein Volumen verzeichnet, wie sonst nur am Online-Kauftag «Black Friday», hiess es weiter.

Online-Bestellungen sei momentan meist der einzige Weg, um an gewisse Waren zu kommen. Daher sei die Post in der aktuellen Situation mit der Coronavirus-Ausbreitung sehr wichtig. Die Menschen könnten zu Hause bleiben und die Schweiz stehe dennoch nicht still, erklärte Cirillo weiter. Die Post liefere derzeit zudem etwa dreimal so viel Lebensmittel aus wie üblich – deshalb gebe es lange Wartezeiten und ein Ausbau der Kapazitäten sei innerhalb kürzer Zeit ohnehin unrealistisch.

Bezüglich der Einschränkung von Angeboten sagte der Post-Konzernchef, dass die A-Post nicht mehr in jedem Falle am nächsten Tag zugestellt werden könne. Ausserdem habe man die Öffnungszeiten einiger Filialen reduziert und manche geschlossen, erklärte Cirillo in dem Interview.

Die Ausbreitung des Coronavirus hat auch die Strassen und Geschäfte im Zürcher Niederdorf leergefegt – viele kaufen jetzt online ein.
Die Ausbreitung des Coronavirus hat auch die Strassen und Geschäfte im Zürcher Niederdorf leergefegt – viele kaufen jetzt online ein.
Bild: Keystone/Alexandra Wey

5.16 Uhr: Kanada will keine Verlegung von US-Soldaten an die gemeinsame Grenze

Die kanadische Regierung hat gegen die mögliche Entsendung von US-Soldaten an die gemeinsame Grenze als Massnahme gegen die Coronavirus-Pandemie protestiert. Es sei im gemeinsamen Interesse beider Länder, dass die Grenze «entmilitarisiert» bleibe. Dies sagte der kanadische Regierungschef Justin Trudeau am Donnerstag (Ortszeit).

Schärfer äusserte sich die kanadische Aussenministerin Chrystia Freeland: Die Entsendung von US-Truppen wäre ein «völlig unnötiger Schritt, der in unserer Sicht unsere Beziehungen beschädigen würde», sagte sie. Dies sei nicht die richtige Art, «einen treuen Freund und militärischen Verbündeten zu behandeln».

Laut Freeland hat die US-Regierung aber noch keine Entscheidung über die mögliche Truppenentsendung an die Grenze getroffen. Nach Informationen des kanadischen Senders Global News wird im Weissen Haus über die Entsendung von weniger als tausend Soldaten in Grenzgebiete zu Kanada nachgedacht. Sie sollten diesen Überlegungen zufolge mittels Sensortechnik Menschen aufspüren, die illegal die Grenze überqueren.

Die USA und Kanada haben wegen der Pandemie die gemeinsame Grenze vorübergehend geschlossen. Die Landgrenze zwischen beiden Staaten ist mit 8'900 Kilometern die längste der Welt.

4.45 Uhr: China meldet 55 neue Coronavirus-Infektionen und 5 neue Todesfälle

In Festland-China melden die Behörden 55 Neu-Infektionen beim Coronavirus. Unter diesen Fällen sei zum ersten Mal seit drei Tagen auch wieder eine sogenannte örtliche Infektion, teilen die Gesundheitsbehörden in Peking am Freitag mit.

Alle anderen Fälle stünden aber im Zusammenhang mit Reisenden aus dem Ausland. Insgesamt seien damit nunmehr 81'340 Infektionen bekannt. Für Mittwoch hatten die Behörden 67 neue Erkrankungen gemeldet. Die Zahl der Todesopfer stieg bis Donnerstag um fünf auf 3'292, hiess es.

Die aktuelle Übersicht der amerikanischen Johns Hopkins University, die regelmässig mit eingehenden Daten aktualisiert wird, zeigt in der Regel einen höheren Stand bestätigter Infektionen als etwa die offiziellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder einzelner Staaten.



4.37 Uhr: Südkorea meldet leichten Rückgang von Infektionen

Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 in Südkorea ist wieder leicht zurückgegangen. Wie die Gesundheitsbehörden am Freitag mitteilten, kamen am Donnerstag 91 Fälle hinzu. Damit liegt die Zahl der täglich erfassten Fälle seit einigen Tagen um die Schwelle von 100. Bisher wurden in dem Land 9'332 Menschen positiv auf den Sars-CoV-2-Erreger getestet. Es wurden 139 Todesfälle in Verbindung mit dem Virus gebracht.

Zwar stellte sich in Südkorea seit dem Höhepunkt Ende Februar mit über 900 Infektionsfällen innerhalb eines Tages ein deutlicher Abwärtstrend ein. Doch warnen die Behörden, dass sich die Zahl wegen einer Zunahme der «importierten» Fälle und durch lokale Häufungen wieder schnell erhöhen könne. Am Donnerstag wurden nach 30 Fällen am Vortag bei weiteren 13 Personen das Virus festgestellt, die aus dem Ausland eingetroffen waren.

Zahlreiche Südkoreaner kehren aus Angst vor einer Ansteckung in Ländern, die eine rasche Ausbreitung des Virus verzeichnen, zurück. Am Freitag traten die verstärkten Einreisekontrollen für Ankommende aus Europa auch für Reisende aus den USA in Kraft. Wer nicht nur für kurze Zeit einreist, sondern einen langfristigen Aufenthalt plant, muss sich für zwei Wochen in häusliche Quarantäne begeben. Ein Verstoss werde «niemals toleriert», sagte Yoon Tae Ho von der Zentrale für das Katastrophen-Management. Ausländer müssen bei Verstössen mit einer Ausweisung rechnen.

Von den neuen Infektionsfällen stammen die meisten wieder aus dem Südosten des Landes, der am stärksten von dem Covid-19-Ausbruch betroffen ist.

4.32 Uhr: Aktienmärkte in Asien im Plus

An der asiatischen Leitbörse in Tokio sind die Kurse im Vormittagshandel am Freitag wieder gestiegen. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte legte um 230,70 Punkte oder 1,2 Prozent auf den Zwischenstand von 18'895,30 zu. Am Vortag war das Börsenbarometer mit einem Abschlag von 4,5 Prozent aus dem Handel gegangen.

Auch an der Aktienbörse in Seoul ging es nach den Verlusten am Vortag zunächst wieder aufwärts. Im Gefolge der Gewinne an der Wall Street lag der Leitindex Kospi um 11:20 Uhr (Ortszeit) bei einem Stand von 1700,41 Zählern um 0,8 Prozent im Plus.

4.30 Uhr: USA mit meisten bestätigten Coronavirus-Fällen der Welt

Die Vereinigten Staaten haben nach Angaben von US-Experten inzwischen mehr bekannte Coronavirus-Infektionen als jedes andere Land. In den USA gab es bis Donnerstagnacht (Ortszeit) 85'563 bekannte Infektionen, in China rund 81'800 und etwa 80'600 in Italien.

Dies geht aus einer aktuellen Übersicht der Johns Hopkins University in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland hervor. Weltweit gibt es nun mehr als eine halbe Milliarde bestätigte Infektionen mit dem Virus Sars-CoV-2.

US-Präsident Donald Trump sagte vor Journalisten im Weissen Haus, die hohe Zahl bestätigter Infektionen in den USA liege daran, dass im Land so viele Tests durchgeführt würden. In anderen Ländern wie China wisse man zudem nicht, was die wirklichen Zahlen seien, sagte Trump weiter. Experten gehen davon aus, dass es vielerorts wesentlich mehr Infektionen gibt, als bisher durch Tests bestätigt wurden. Während es zunächst in den Vereinigten Staaten an Coronavirus-Tests fehlte, wird inzwischen aber umfassend getestet.

In den USA wurden laut der Johns Hopkins University bisher infolge der Lungenerkrankung Covid-19 mehr als 1'290 Todesfälle gemeldet. In Italien wurden zudem rund 8'200 Todesopfer verzeichnet. China bestätigte bisher knapp 3'300 Coronavirus-Todesopfer. Die Webseite der US-Forscher wird regelmässig mit eingehenden Daten aktualisiert und zeigt daher in der Regel einen höheren Stand bestätigter Infektionen als etwa die offiziellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Die Pandemie war Ende vorigen Jahres in China ausgebrochen und hatte sich von dort aus weltweit verbreitet. Die Ausbreitung des Virus ist dort jedoch inzwischen ausgebremst.

3.42 Uhr: Heimreise deutscher Kreuzfahrt-Passagiere aus Australien gesichert

Die Heimreise der wegen mehrerer Coronavirus-Fälle vor Australien gestrandeten rund 830 Passagiere eines deutschen Kreuzfahrtschiffs ist gesichert. «Bis Ende des Wochenendes werden fast alle von ihnen in drei Flugzeugen nach Deutschland gebracht», kündigte der australische Finanzminister Mathias Cormann am Freitag im Fernsehsender Sky News an. Die Kranken an Bord der «MS Artania» des Bonner Reiseveranstalter Phoenix würden in Australien behandelt.

Fünf Passagiere und zwei Crewmitglieder an Bord des Schiffs waren am neuartigen Coronavirus erkrankt. Nach Bestätigung der Fälle hatte der Regierungschef des Bundesstaats Westaustralien, Mark McGowan, am Donnerstag gefordert, das Schiff solle die australischen Gewässer unverzüglich verlassen. Die meisten der 832 Passagiere sind Deutsche. An Bord sind daneben rund 500 Besatzungsmitglieder.

Lokale Medien berichteten, dass das Kreuzfahrtschiff nach einem medizinischen Notfall in Fremantle in der Nacht zu Freitag südlich von Perth habe anlegen dürfen. Zwei Passagiere seien in ein Spital gebracht worden. Der Notfall stehe aber in keinem Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung.

Eine Phoenix-Sprecherin hatte bereits am Donnerstagnachmittag gesagt, alle Gäste sollten voraussichtlich am kommenden Wochenende mit eigens gecharterten Flugzeugen aus Australien ausgeflogen werden. Die australischen Behörden und die deutsche Botschaft hätten dies genehmigt. Weiter teilte der Reiseveranstalter mit, man stehe mit dem deutschen Aussenministerium und der deutschen Botschaft in Kontakt, um die Gäste wieder an Land und nach Hause zu bringen.

3.15 Uhr: EU-Parlament genehmigt Aussetzung von Slot-Regeln für Fluglinien

Das EU-Parlament hat grünes Licht für die Aussetzung der Slot-Regeln für Fluglinien gegeben. Mit 686 Stimmen dafür, keiner Gegenstimme und zwei Enthaltungen segneten die Abgeordneten am Donnerstag die von der EU-Kommission vorgeschlagene Sonderregelung ab.

Die Regelung soll verhindern, dass Fluggesellschaften wegen der Coronavirus-Krise ohne Passagiere fliegen, um ihre Start- und Landerechte – sogenannte Slots – nicht zu verlieren. Fluggesellschaften müssen die ihnen zugestandenen Slots an grossen Verkehrsflughäfen während eines Flugplans zu 80 Prozent tatsächlich nutzen, um in der Flugplanperiode des kommenden Jahres ihr Recht darauf zu wahren. Zahlreiche Airlines hatten zuletzt wegen des Coronavirus aber ihre Flüge fast vollständig gestrichen. Wirtschafts- und Umweltverbände warnten deshalb vor massenhaften «Geisterflügen» ohne Passagiere.

Nach der nun endgültig beschlossenen Regelung verlieren Airlines ihre bisherigen Start- und Landerechte nicht – egal, ob die Maschine abhebt oder nicht. Die Ausnahmeregelung gilt bis einschliesslich Oktober.

Die Coronavirus-Pandemie hat enorme Auswirkungen auf den Luftverkehr. Die Internationale Luftverkehrsvereinigung IATA verzeichnete für die Monate März bis einschliesslich Juni je nach Streckenlänge einen Rückgang der Buchungen um 40 bis 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die europäischen Flughäfen gehen für das erste Quartal 2020 von einem Rückgang beim Passagieraufkommen um 67 Millionen Fluggäste aus.

2.29 Uhr: Deutsche Bank in den USA – Pause bei Stellenabbau wegen Coronavirus

Wegen der Coronavirus-Krise setzt die Deutsche Bank nach Angaben eines Sprechers in den USA geplante Stellenstreichungen aus. Das Institut habe sich entschieden, vorerst keine neuen Gespräche mit Angestellten über individuelle Umstrukturierungsmassnahmen aufzunehmen.

Dies erklärte der Sprecher des Kreditinstituts am Donnerstag (Ortszeit) in einer E-Mail. «Die Unterbrechung dauert so lange, bis in der Welt um uns herum eine Rückkehr zu mehr Stabilität zu erkennen ist», hiess es. Laufende Gespräche würden aber fortgesetzt und durch Fluktuation frei werdende Posten weitgehend nicht neu besetzt. Auch die US-Banken Morgan Stanley und Citigroup setzen Kündigungen aus. Über die Entscheidung bei der Deutschen Bank hatte zuerst Bloomberg berichtet.

Zuvor hatte die Deutsche Bank in Frankfurt gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters erklärt, wegen der Virus-Krise erstmals Kurzarbeit in Erwägung zu ziehen. Aktuell gibt es laut der Deutschen Bank keine Kurzarbeit innerhalb des grössten deutschen Instituts, auf der operativen Ebene werde aber ein solches Szenario vorbereitet.

1.10 Uhr: EU-Parlament ebnet Weg für Investitionsoffensive wegen Krise

Das EU-Parlament hat grünes Licht für eine 37 Milliarden Euro schwere Investitionsoffensive zur Bewältigung der Coronavirus-Krise gegeben. Mit 683 Stimmen dafür, einer dagegen und vier Enthaltungen sprach sich eine breite Mehrheit der Abgeordneten am Donnerstag im Schnellverfahren für einen entsprechenden Vorschlag der EU-Kommission aus.

Das Geld soll primär in die Gesundheitssysteme der Mitgliedstaaten und an kleinere sowie mittlere Unternehmen fliessen.

Es handelt sich dabei allerdings nicht um frisches Geld, sondern um bisher nicht abgerufene Posten im EU-Haushalt. Acht Milliarden Euro stammen aus EU-Fonds aus dem Jahr 2019 und waren bereits an die Mitgliedstaaten ausgezahlt worden. Diese nutzten die Mittel jedoch nicht, weshalb sie im Normalfall zurück nach Brüssel überwiesen werden müssten. Stattdessen können die Länder sie nun für den Kampf gegen die Coronavirus-Krise verwenden. Die restlichen Milliarden stammen aus EU-Strukturfonds, die bereits für das Jahr 2020 eingeplant waren. Die Vergaberegeln für diese Töpfe werden nun deutlich vereinfacht.

Die EU-Abgeordneten stimmten zudem für eine Änderung der Definition von Naturkatastrophen in den Statuten des EU-Solidaritätsfonds. Wegen einer Gesundheitskrise wie der Coronavirus-Pandemie können nun wie etwa im Fall von Erdbeben oder Überschwemmungen Hilfsgelder des Fonds beantragt werden.

Die Mitgliedstaaten hatten beide Notfallmassnahmen bereits abgesegnet. Mit dem positiven Votum im EU-Parlament können sie nun umgesetzt werden. Wegen der Pandemie konnten die Abgeordneten erstmals per E-Mail aus der Ferne abstimmen. Die Teilnahme an den Abstimmungen war mit 688 von insgesamt 705 Abgeordneten vergleichsweise hoch.

1.05 Uhr: EU-Länder wollen neues Modell für Rettungsschirm in der Krise

Um die Wirtschaftsfolgen der Coronavirus-Krise zu bewältigen, wollen die EU-Staaten binnen zwei Wochen ein neues Modell für einen gemeinsamen Rettungsschirm ausarbeiten. Das ist das Ergebnis eines Videogipfels der EU-Staats- und Regierungschefs am Donnerstagabend. Um den Kompromiss war hart gerungen worden, denn Italien legte sein Veto gegen eine vorab ausgehandelte Kompromissformel ein und forderte eine stärkere Antwort der Europäischen Union auf die beispiellose Krise.

In der gemeinsamen Gipfelerklärung hiess es am Ende, die Eurogruppe solle binnen zwei Wochen einen neuen Vorschlag für gemeinsame finanzpolitische Massnahmen machen: «Diese Vorschläge sollten dem beispiellosen Charakter des Covid-19-Schocks Rechnung tragen, der alle unsere Länder trifft.» Weitere gemeinsame Schritte behält sich die Staatengemeinschaft demnach ausdrücklich vor.

Ursprünglich sollte die Eurogruppe beauftragt werden, Details für Hilfen aus dem Eurorettungsschirm ESM zu erarbeiten. Die Rede war von einem Instrument zur «Pandemie-Krisen-Unterstützung». Gemeint waren vorsorgliche Kreditlinien des ESM. Die Kreditlinien stünden Staaten zur Verfügung, die wegen der enormen Unterstützungspakete für die heimische Wirtschaft in Bedrängnis geraten könnten. Der ESM hat rund 410 Milliarden Euro für Darlehen frei.

Dieser Vorschlag reichte Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte aber nicht. Gemeinsam mit Spanien forderte Conte nach Angaben aus italienischen Regierungskreisen beim Videogipfel «innovative und angemessene Finanzinstrumente». Binnen zehn Tagen sollten die fünf Präsidenten der EU-Institutionen einen Vorschlag machen. Daraus wurde schliesslich der Kompromiss, dass die Eurogruppe binnen zwei Wochen Vorschläge machen soll.

Italien und Spanien sind in Europa am schlimmsten von der Coronavirus-Krise betroffen. Trotz schärfster Ausgangssperren sterben täglich Hunderte von Menschen an der neuen Lungenkrankheit Covid-19. Die Wirtschaft steht praktisch still, vor allem in Italien, das schon vor der Krise kaum noch Wachstum und riesige Schuldenberge hatte.

Conte stellte nach den Angaben aus Regierungskreisen bei der Gipfelschaltung klar, dass er keine Vergemeinschaftung öffentlicher Schulden wolle. Jedes Land verantworte seine eigenen Schulden selbst und werde dies auch weiter tun. Doch müsse Europa gemeinsam handeln und eine starke Antwort auf die Krise finden. Sonst könne man das den Bürgern nicht erklären.

In einer Pressekonferenz am späten Abend sagte EU-Ratschef Charles Michel, man habe alle Möglichkeiten für eine Reaktion auf die Krise debattiert. «Wir tun alles, was nötig ist, um eine Lösung zu finden», sagte der Ratschef. Bei vielen Fragen sei man durchaus einig. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen sagte, man sei offen dafür, «alle anderen Möglichkeiten zu diskutieren, die auf dem Tisch liegen könnten».

Eine Gruppe von neun EU-Staaten – darunter Italien – hatte bereits ein gemeinsames Schuldeninstrument gefordert, bekannt als Corona-Bonds. Doch sind Deutschland und andere Staaten derzeit strikt dagegen. Die Debatte darüber dürfte nun aber weiter gehen.

Vor dem Gipfel hatte von der Leyen heftige Kritik an den Alleingängen der EU-Staaten in der Krise geübt, darunter einseitige Exportverbote, Grenzkontrollen und Störungen des Binnenmarkts in Europa.

«Als Europa wirklich füreinander da sein musste, haben zu viele zunächst nur an sich selbst gedacht», sagte von der Leyen in einer Sondersitzung des Europaparlaments. «Und als Europa wirklich beweisen musste, dass wir keine ‹Schönwetterunion› sind, weigerten sich zu viele zunächst, ihren Schirm zu teilen.» Inzwischen hätten die Staaten aber begonnen, einander zu helfen. «Europa ist wieder da», sagte von der Leyen. Sie forderte zudem eine enge Koordinierung unter den EU-Staaten bei der Rücknahme der Notfallmassnahmen gegen die Corona-Pandemie. «Andernfalls untergraben wir die Wirksamkeit der harten von uns ergriffenen Massnahmen», warnte von der Leyen im Anschluss an eine Videokonferenz mit den EU-Staats- und Regierungschefs. Die EU-Kommission werde zu diesem Zweck eine wissenschaftlich fundierte Ausstiegsstrategie entwickeln, erklärte sie.

In ihrer Gipfelerklärung versicherten die 27 Staaten, die Probleme für den Warenverkehr an den teils geschlossenen Grenzen zu beheben. Gemeinsam soll die Beschaffung von Schutzausrüstung vorangetrieben und die Forschung an Impfstoffen gegen Covid-19 gefördert werden.

Nach Darstellung der deutschen Kanzlerin Angela Merkel bekannten sich die EU-Staaten zu einem solidarischen Vorgehen in der Coronavirus-Krise. «Wir sind entschlossen, diese Herausforderung gemeinsam zu bewältigen», sagte Merkel am Donnerstag anschliessend bei einer telefonischen Pressekonferenz in Berlin.

Merkel lobte zudem die EU-Kommission, die «sehr beherzt bestimmte Dinge in Gang gesetzt hat». Sie nannte die Initiative zur gemeinsamen Beschaffung von Schutzkleidung. Das sei zum Beispiel für kleinere Mitgliedsstaaten sehr wichtig. «Ich hoffe auch, dass das zu Erfolgen führt.» Die EU-Kommission gehe zudem «unheimlich schnell» auf die Beihilfe-Anliegen der Mitgliedstaaten ein und handele sehr unbürokratisch. «Das ist sehr wohltuend.»

Die deutsche Kanzlerin wies zudem darauf hin, dass nach anfänglich langen Staus der Warenverkehr in der EU inzwischen besser funktioniere. Auch die Rückholinitiative von im Ausland gestrandeten Bürgern sei eine «solidarische Aktion», weil alle Beteiligten jeweils auch viele Bürger anderer EU-Staaten mit nach Europa zurückgebracht hätten. «Das sind alles Zeichen aus meiner Sicht, wo man sagt, hier wollen wir doch miteinander solidarisch sein.»

Merkel warnte aber gleichzeitig vor einer Debatte über eine Lockerung der Ausgehbeschränkungen. Es sei noch nicht der Zeitpunkt gekommen, um über eine Lockerung zu sprechen, sagte Merkel nach der EU-Videoschaltung. Sie müsse die Bevölkerung um Geduld bitten. Es werde sich erst in einigen Tagen zeigen, ob die Massnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus überhaupt Wirkung zeigten. Es müsse daran gearbeitet werden, dass das Gesundheitssystem nicht durch eine zu hohe Zahl an Infizierten überfordert werde.

0.48 Uhr: Erste bewaffnete Gruppen folgen Uno-Aufruf zu Waffenstillstand

Die ersten bewaffneten Gruppen sind dem Uno-Aufruf zu einem weltweiten Waffenstillstand angesichts der Corona-Krise gefolgt. Die Uno begrüsse, dass die Aufforderung von Uno-Generalsekretär António Guterres von einigen Rebellengruppen in Kamerun und auf den Philippinen gehört worden sei, erklärte Uno-Sprecher Stéphane Dujarric am Donnerstag.

Am Montag hatte Guterres zu einem «sofortigen weltweiten Waffenstillstand» aufgerufen. Zivilisten in Konfliktgebieten müssten vor den verheerenden Auswirkungen der Pandemie geschützt werden, sagte der Generalsekretär bei einer Rede im Uno-Hauptquartier in New York. «Die Heftigkeit des Virus» verdeutliche, wie «unsinnig» Kriege seien.

Dujarric zufolge haben die «kamerunischen Verteidigungskräfte des Südens» sowie die «Kommunistische Partei der Philippinen» in den vergangenen zwei Tagen vorübergehend einen Waffenstillstand verkündet. Generalsekretär Guterres fordere auch andere bewaffnete Gruppen des Kameruns auf, «das Gleiche zu tun». In einigen Regionen des westafrikanischen Landes herrscht seit drei Jahren ein Konflikt zwischen der Armee und separatistischen Rebellengruppen. Mehr als 3'000 Menschen starben, viele davon Zivilisten.

Auch in den Philippinen ermutigte Guterres die Konfliktparteien, «eine endgültige politische Lösung zu finden, um ihren langen Konflikt zu beenden». Er hoffe, dass diese Waffenstillstände «als Beispiel für die Welt dienen werden, um die Waffen zum Schweigen zu bringen und die Menschen angesichts der globalen Bedrohung durch Covid-19 zusammenzubringen», sagte Dujarric im Namen von Guterres.

0.18 Uhr: Trump – US-Regierung könnte Anteile von Airlines übernehmen

Die US-Regierung könnte sich nach Meinung von Präsident Donald Trump im Zuge eines Rettungsprogramms an strauchelnden Fluggesellschaften beteiligen. Die USA könnten es nicht zulassen, dass die Airlines wegen der Coronavirus-Epidemie Pleite gingen, sagte Trump am Donnerstag im Weissen Haus. Falls die Regierung Fluggesellschaften mit Krediten oder Direkthilfen unterstütze, könne sie sich auch an ihnen beteiligen, sagte er. «Wenn wir das nicht machen, hätten wir keine Airlines mehr», sagte Trump.

Fluggesellschaften sind von der Coronavirus-Pandemie besonders schwer betroffen. Im riesigen Konjunkturpaket des US-Kongresses sind auch Milliardenhilfen für Airlines vorgesehen. Ob es sich dabei um Kredite, Direkthilfen oder eine Mischung aus beidem handeln würde, war zunächst noch unklar. Der Senat hatte das Konjunkturpaket, mit dem rund 2 Billionen US-Dollar in die Wirtschaft gepumpt werden sollen, am Mittwochabend beschlossen. Die Zustimmung des Repräsentantenhauses wurde an diesem Freitag erwartet.

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