Neuer Vertrag mit SubventionenDer Veloverleih kostet Bern bald Millionen an Steuergeldern
Andreas Fischer
20.1.2025
Bislang war das Veloverleihsystem von Publibike für die Stadt Bern kostenlos. Zukünftig bekommt der Anbieter 440'000 Franken Zuschüsse der öffentlichen Hand pro Jahr. Das finden nicht alle gut.
Andreas Fischer
20.01.2025, 18:15
20.01.2025, 20:13
Andreas Fischer
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Die Stadt Bern will das Veloverleihsystem zum dichtesten städtischen Netz des Landes ausbauen.
Die Abos sollen günstiger, Service und Technik besser werden. 14 Agglogemeinden werden in das System eingebunden.
Der neue Vertrag mit dem Anbieter Publibike kostet die Stadt neu 440'000 Franken pro Jahr. Bislang war der Service für die Gemeinde kostenlos.
Bern ist stolz auf seine Leihvelos. Die Bevölkerung nutzte das Angebot von Publibike allein im vergangenen Jahr für mehr als 1,7 Millionen Fahrten. Die Stadt profitiert davon, dass ihr für den Veloverleih keine Kosten entstehen: Betrieb, Logistik und Unterhalt – all das übernimmt Publibike bislang selbst.
Es nimmt also kaum Wunder, dass der Veloverleih ausgebaut werden soll. Neue Stationen, mehr Velos, bessere Ausstattung, günstigere Abos und die Einbindung von weiteren Agglogemeinden in das Verleihsystem: Ab 2026 soll so die «Velo Region Bern» entstehen, in der das günstigste Jahresabo nur noch 69 Franken statt der heute fälligen 99 Franken kostet.
Der Ausbau hat allerdings seinen Preis, wie die «Berner Zeitung» berichtet. Mit Beginn des neuen Leistungsvertrages bekommt Publibike Betriebsbeiträge von jährlich 440’000 Franken von der Stadt. Summiert über die achtjährige Laufzeit des Vertrages betragen die Zuschüsse der öffentlichen Hand rund 3,5 Millionen Franken.
Hinzu kommen weitere Millionen für den Ausbau des Netzes und der Stationen. Insgesamt plant die Stadt mit einem Kredit von 7,6 Millionen Franken, über den das Stimmvolk am 9. Februar abstimmen soll.
FDP spricht sich gegen Velo-Kredit aus
Dass Publibike nur mit Zuschüssen operieren kann, überrascht. Angetreten war der Anbieter 2018 mit dem Versprechen, langfristig ohne Finanzhilfen auszukommen. Der Stadtberner FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen spricht sich dann auch gegen den Millionenkredit aus. Ein Veloverleih sei kein unverzichtbares Angebot.
Der Politiker stösst sich daran, dass auf einmal «die Spielregeln geändert» werden. «Es ist nicht Aufgabe des Staates, einen Veloverleih mitzufinanzieren».
Anders sieht es der Berner Verkehrsdirektor Matthias Aebischer (SP). Für den ehemaligen Vorsitzenden der Lobbyorganisation Pro Velo Schweiz ist das Angebot ein «wichtiges Puzzleteil zur Förderung des nachhaltigen Verkehrs».
Berner Leihvelo-Netz soll aufgerüstet werden
Bern ist nicht die erste Gemeinde, die den Veloverleih mit einem Deckungsbeitrag bezuschusst. In Zürich bekommt Publibike pro Jahr knapp eine Million Franken aus der Stadtkasse.
Die «Velo Region Bern» soll mit dem bezuschussten neuen Vertrag zukünftig das dichteste städtische Leihvelo-Netz aufweisen. Etwa 1000 zusätzliche Velos sollen angeschafft werden und der Anteil der E-Bikes an der Flotte von heute 50 Prozent auf 70 Prozent steigen. Zudem sollen die Akkus künftig nicht nur 50 Kilometer reichen, sondern doppelt so lange Fahrten ermöglichen.
Total 14 Vororte wollen mitmachen. Neben Agglo-Gemeinden wie Köniz und Ittigen, die bereits an das System angeschlossen sind, sind laut «Berner Zeitung» auch periphere Gemeinden wie Vechigen oder Kehrsatz bereit, Steuergelder in die Hand zu nehmen, um das Angebot nutzen zu können.