Deutliche Worte«Wir holen ihn zurück» – Trump doppelt beim Panamakanal nach
Von Denis Düttmann, dpa
20.1.2025 - 20:22
Vor über 100 Jahren haben die USA die Wasserstrasse durch Mittelamerika gebaut, jetzt will Trump den Kanal zurück. Er hält die Passagegebühren für ungerecht. Dabei sind sie für alle gleich.
DPA, Von Denis Düttmann, dpa
20.01.2025, 20:22
dpa
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
US-Präsident Donald Trump fordert die Rückgabe des ursprünglich vom US-Heer gebauten Panamakanals an die USA.
Er bezeichnet die Passagegebühren als ungerecht und von China beeinflusst.
Bis Ende 1999 kontrollierten die USA die Kanalzone und übergaben die Kanalverwaltung schliesslich an Panama.
Neben Grönland und Kanada hat US-Präsident Donald Trump auch ein Auge auf Mittelamerika geworfen. Schon bei seiner Antrittsrede kündigte Trump mit Blick auf den Panamakanal überraschend direkt an: «Wir holen ihn zurück».
In den Wochen zuvor hatte er wiederholt betont, die USA würden nicht fair behandelt, und die Durchfahrtsgebühren durch die Wasserstrasse seien ungerecht. Zudem kontrolliere China den Kanal.
Worauf stützt Trump seinen Anspruch?
Der Panamakanal war Anfang des 20. Jahrhunderts vom Ingenieurkorps des US-Heeres gebaut worden. Zuvor hatten die Vereinigten Staaten das damals noch zu Kolumbien gehörende Gebiet besetzt und einen unabhängigen Staat Panama ausgerufen. Bis Ende 1999 kontrollierten die USA die Kanalzone.
Das US-Militär betrieb dort unter anderem das Trainingszentrum School of the Americas, wo lateinamerikanische Militärs für den schmutzigen Krieg gegen linke Bewegungen in den 1970er und 1980er Jahren ausgebildet wurden.
1977 schlossen der damalige US-Präsident Jimmy Carter und der panamaische de-facto-Präsident Omar Torrijos einen Vertrag, der die Rückgabe der Kanalzone bis ins Jahr 2000 vorsah. Am 31. Dezember 1999 übergaben die USA die Kanalverwaltung schliesslich an Panama.
Welche Bedeutung hat der Panamakanal?
Der Panamakanal ist eine der wichtigsten Wasserstrassen der Welt. Er verbindet in Mittelamerika den Atlantik mit dem Pazifik. Dadurch können Reedereien die lange und gefährliche Fahrt um die Südspitze von Südamerika vermeiden. Pro Jahr passieren etwa 14'000 Schiffe den Panamakanal, etwa drei Prozent des maritimen Welthandels werden durch ihn abgewickelt. Er trägt 3,1 Prozent zu Panamas Bruttoinlandsprodukt bei.
Wie werden die Durchfahrtsgebühren berechnet?
Die Passagegebühren werden anhand einer komplexen Tabelle nach Art, Grösse und Ladung der Schiffe berechnet. Die Preise gelten als marktüblich, grössere Frachtschiffe zahlen für die Durchfahrt mehrere 100'000 US-Dollar. Im Jahr 2023 nahm die Kanalgesellschaft rund 3,3 Milliarden Dollar (3 Mrd Franken) an Passagegebühren ein. Es gibt keine Regelung, die Schiffen aus bestimmten Staaten Sonderechte einräumt.
Trump behauptet, der Kanal werde von China betrieben. Stimmt das?
Nein, die Wasserstrasse wird von der panamaischen Kanalverwaltung betrieben. Die staatliche Behörde ist der Neutralität verpflichtet und muss Schiffen aller Länder zu den gleichen Bedingungen die Durchfahrt gewähren. «China hat keinerlei Einfluss auf unseren Betrieb», sagte Behördenchef Ricaurte Vásquez Morales zuletzt dem «Wall Street Journal».
Das Hongkonger Unternehmen Hutchison Ports PPC betreibt auf beiden Seiten des Kanals seit Jahrzehnten grosse Container-Terminals. Zwar gehört die Firma nicht dem chinesischen Staat, sondern einer reichen Hongkonger Familie. Allerdings gibt es Befürchtungen, dass die Regierung in Peking auch über private chinesische Unternehmen ihren Einfluss auf Häfen und Schifffahrtsrouten ausbauen könnte.