Die Schweiz ist zu trocken Der Regen ist kein Grund für eine Entwarnung

Von Andreas Fischer

14.7.2023

Nach der Hitzewelle gab es zuletzt einiges an Niederschlag. Reicht der Regen,  um die Gefahr einer Dürre wie im Sommer 2022 zu bannen? Zumal die nächsten Hitzetage vor der Tür stehen. blue News hat nachgefragt.

Von Andreas Fischer

14.7.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Regen der vergangenen Tage hat in besonders trockenen Regionen für eine leichte Entspannung gesorgt.
  • Doch der Sommer ist in diesem Jahr ähnlich niedershlagsreich (oder -arm) wie 2022: Die Pegel der Seen und grossen Flüsse sind auch in diesem Jahr oftmals unterdurchschnittlich.
  • Laut WSL-Hydrologe Massimiliano Zappa kommt der Süden in diesem Jahr gut durch den Sommer. Die Nordschweiz ist hingegen noch auf jede Menge Niederschlag angewiesen.

Eine gewisse Entspannung hat der Niederschlag der letzten Tage immerhin gebracht. Zumindest in einigen Regionen in der Nordschweiz, die unter einer recht ausprägten Trockenheit leiden, wie es beim Wetterdienst MeteoNews heisst. «Für eine totale Entspannung wäre aber noch viel mehr und länger andauernder Regen nötig», schreiben die Meteorologen in ihrem Blog.

Auf Nachfrage von blue News präzisiert Michael Eichmann: «In den vergangenen 48 Stunden sind entlang der Voralpen und dem angrenzenden Mittelland verbreitet 30 bis 50 mm Regen gefallen, lokal zum Teil auch noch deutlich mehr: zum Beispiel in Luzern knapp 70 mm.»

Diese Niederschläge, so Eichmann, «helfen sicherlich, die Trockenheit etwas abzumildern. Sichtbar wird dies beispielsweise auch bei der Waldbrandgefahr, welche in einigen Regionen zurückgestuft werden konnte.» Die Nordwestschweiz, die Genferseeregion und das Wallis haben weniger Niederschlag abbekommen.

Zum Glück war der Frühling recht nass

Laut Meteonews-Meteorologe Eichmann wird die erste Julihälfte in der Deutschschweiz sogar «mit einem leichten Niederschlagsüberschuss abschliessen, wobei räumlich grosse Unterschiede bestehen». Kommt die Schweiz in diesem Jahr also besser durch den Sommer als im letzten Jahr, als es vielerorts eine Dürre gab, die Pegel sanken und Gewässertemperaturen höher als gewöhnlich waren?

«Eine Sommerbilanz», erläutert Eichmann, «lässt sich natürlich noch nicht ziehen, aber bisher verlief der Sommer jetzt ähnlich niederschlagsreich wie im vergangenen Jahr.» Im Unterschied zum vergangenen Jahr «ist aber der diesjährige Frühling deutlich nasser ausgefallen» Schweizweit gäbe es im Vergleich zum Mittel einen Überschuss von zwölf Prozent. 2022 habe der Frühling noch ein Defizit von 42 Prozent gehabt.

Schweizweite Trockenheit

Grund für eine Entwarnung in Sachen Trockenheit sei dies mitnichten. «Die Pegel der Seen und grossen Flüsse sind aber auch in diesem Jahr oftmals unterdurchschnittlich. Dem Bodensee fehlen zum langjährigen Mittel mehr als 50 cm», erklärt Eichmann.

Bis auf den Süden Graubündens ist die gesamte Schweiz von einer leichten Trockenheit betroffen, wie die Informationsplattform des Bundes (drought.ch) ausweist. Wie Massimiliano Zappa, Hydrologe bei der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), gegenüber blue News bestätigt, herrscht im Jura und in Teilen der Nordwestschweiz sogar eine mittlere Trockenheit: «Aber auch die Nordost-Schweiz war bis Mitte der Woche ein Hotspot.»

Zappa geht davon aus, dass der Süden in diesem Jahr «auf jedem Fall» besser durch den Sommer kommt. «In Norden hängt es von der Frequenz und Stärke der Regenmengen in den kommenden Wochen ab.» Die Prognosen sehen ganz gut aus. Für Ende Juli und Anfang August werden vom Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie (MeteoSchweiz) aktuell eher überdurchschnittliche Niederschlagsmengen prognostiziert.

Ab Samstagabend gibt es wieder Gewitter

Michael Eichmann ist bei der Prognose zurückhaltender. «Solche Aussagen sind immer schwierig zu treffen. Betrachtet man längerfristige Trends, so kann man wohl von episodisch gewittrigen Phasen ausgehen, allerdings sind auch längere trockene Phasen dazwischen wahrscheinlich. Diese Trends sind aber mit grösster Vorsicht zu geniessen.».

Relativ sicher ist allerdings, dass in der Nacht von Samstag auf Sonntag Regen und Gewitter aufkommen.«Auch Mitte nächster Woche sieht es gewittrig aus», sagt Eichmann.

Ganz so schlimm wie im August 2022 sieht es in Triboltingen am Untersee noch nicht aus. Doch der Bodensee-Pegel ist auch in diesem Jahr niedriger als im langjährigen Mittel.
Ganz so schlimm wie im August 2022 sieht es in Triboltingen am Untersee noch nicht aus. Doch der Bodensee-Pegel ist auch in diesem Jahr niedriger als im langjährigen Mittel.
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