Marina am Urnersee Das Volk zeigt Grossinvestor Sawiris die Hörner

Von Gabriela Beck

17.4.2023

Die Marina auf der Halbinsel Isleten am Urnersee existiert bis jetzt nur als Rendering. Viele Urner*innen haben Ressentiments gegen das Projekt des Milliardärs Samih Sawiris.
Die Marina auf der Halbinsel Isleten am Urnersee existiert bis jetzt nur als Rendering. Viele Urner*innen haben Ressentiments gegen das Projekt des Milliardärs Samih Sawiris.
Isen AG

Der ägyptische Unternehmer Samih Sawiris möchte am Urnersee eine Marina bauen. Viele Urner*innen fürchten um den öffentlichen Zugang zum See. Projektgegner haben nun Unterschriften für die Initiative «Isleten für alle» gesammelt.

Von Gabriela Beck

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  • Grossinvestor Samih Sawiris will auf der Halbinsel Isleten am Urnersee eine Freizeitanlage mit Bootshafen und Hotels bauen.
  • Dagegen haben die Grünen Uri die Initiative «Isleten für alle» lanciert. Sie befürworten ein öffentliches Naherholungsgebiet anstelle des Marina-Privatprojekts.
  • Am Wochenende haben Projektgegner eine Unterschriftenaktion auf dem Wochenmarkt in Altdorf gestartet.
  • Das fragliche Areal ist jedoch schon zum grössten Teil in Privatbesitz des ägyptischen Milliardärs.

Idyllisch sieht die «Marina Isleten» auf der Projektskizze aus: Eine Handvoll Satteldachgebäude im lokalen Baustil gruppieren sich um einen kleinen Jachthafen in der Form eines Swimmingpools. Mittendrin eine begrünte Insel. Wiesen und Bäume reichen bis zum Ufer, auf der Promenade spazieren Leute.

Milliardär Samih Sawiris, der 2005 geholt wurde, um als Grossinvestor das Bergdorf Andermatt zu retten, möchte nun auf der Halbinsel Isleten am Urnersee eine Freizeitanlage mit Hotels, Ferienvillen und einem Bootshafen bauen.

In Andermatt erfolgreich, am Urnersee nicht gern gesehen

Seit 2009 entwickelt er die Skiregion Andermatt, indem er dort neue Ferienwohnungen, neue Liftanlagen und Hotels erstellen liess. Das bekannteste Objekt ist das Fünf-Sterne-Luxusresort El Chedi. Und obwohl Andermatt ein Erfolg ist, zeigen ihm die Urne*innen beim Marina-Projekt die Rote Karte.

Viele befürchten, dass der Zugang zum See auf der Halbinsel künftig Eintritt kosten könnte. Dem Versprechen Sawiris, dass auf der Isleten eine Freizeitanlage für alle Einheimischen entstehen solle, trauen sie nicht.

Bei den Landschaftsschützern formiert sich zudem Widerstand gegen die Hafenidee. Das Marina-Projekt sprenge die Dimensionen der Halbinsel und passe mit seinem Ausdruck nicht in die geschützte Landschaft des Urnersees, lautete der Tenor.

Investor Samih Sawiris mischt sich bei der Infoveranstaltung zum Marina-Projekt unter die Einheimischen, am 6. April 2022 in Seedorf.
Investor Samih Sawiris mischt sich bei der Infoveranstaltung zum Marina-Projekt unter die Einheimischen, am 6. April 2022 in Seedorf.
Urs Flueeler/KEYSTONE

Letzten Samstag sammelten die Grünen Uri auf dem Lehnplatz in Altdorf Unterschriften für ihre Initiative «Isleten für alle», die sie vor einem Monat lanciert haben. Das Volksbegehren will erreichen, dass das Areal ein naturnahes Naherholungsgebiet für alle wird, nicht «ein Freizeitparadies für Reiche».

Erlaubt sein soll die Nutzung bestehender Gebäude im bisherigen Rahmen oder ihre zonenkonforme Umnutzung sowie temporäres Camping auf einer Teilfläche. Vorhandene Schutzobjekte wie Bäume und industriegeschichtlich interessante Objekte sollen erhalten werden.

Aussagen wie «Die Schweiz wird häppchenweise verkauft an Ausländer» und «Sawiris hat in Andermatt viele gute Sachen gemacht. Aber jetzt müssen wir Urner unsere Hörner zeigen» waren am Wochenende laut «NZZ» zu hören. Aber auch gegenteilige Meinungen waren vertreten: «Dieses Gebiet ist seit vielen Jahren ein Schandfleck, und nun wird es von einigen zur landschaftlichen Idylle hochstilisiert.»

Altlasten von Industrienutzung auf dem Gelände

Tatsächlich soll die Freizeitanlage auf dem Gelände einer ehemaligen Sprengstofffabrik entstehen. Deren Altlasten müssten vor Baubeginn entsorgt werden, wofür Sawiris als neuer Besitzer aufkommen würde.

Eine Übersicht des Geländes der ehemaligen Sprengstofffabrik «Cheddite» auf der Halbinsel Isleten am Urnersee. (Archiv)
Eine Übersicht des Geländes der ehemaligen Sprengstofffabrik «Cheddite» auf der Halbinsel Isleten am Urnersee. (Archiv)
Urs Flueeler/KEYSTONE

Die von ihm extra für das Projekt gegründete Isen AG hat bereits im Dezember 2021 alle Landparzellen der früheren Fabrik aufgekauft. Bis Ende 2023 soll abgeklärt sein, was für die Renaturierung und den Hochwasserschutz in dem Gebiet notwendig ist. Im Moment wird an den konkreten Plänen gefeilt. Für die öffentliche Nutzung sprechen Liegeplätze für Miet- und Besucherboote sowie die Planung einer Segelschule.

Auf die Frage, was er tun würde, falls das Urnervolk seinen Plänen eine Abfuhr erteilt, erklärte Sawiris schon bei der öffentlichen Projektvorstellung vor rund einem Jahr: «Ich könnte das Gelände meiner Tochter überlassen, und sie nutzt die alte Villa und legt einen schönen Garten an. Und ich gehe sie die ganze Zeit besuchen. Dann haben wir kein Projekt, aber sie hat eine teure Villa gekauft.»

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