Persönlichkeit ist entscheidendDarum haben nette Menschen bessere Bundesrats-Chancen
Von Gil Bieler und Andrea Moser
24.10.2022
Das Zweierticket der SVP für den Bundesratssitz
Er will SVP-Bundesrat Ueli Maurer beerben: Albert Rösti. Der Berner Oberländer ist promovierter Agronom und Berater, 55 Jahre alt und Gemeindepräsident von Uetendorf bei Thun.
Bild: Keystone
Hans-Ueli Vogt hat ebenfalls den Sprung aufs Zweierticket der SVP geschafft. Der 53-jährige Zürcher ist Rechtsprofessor und ehemaliger Nationalrat.
Bild: Keystone
Drei Mitstreiter*innen zogen in der parteiinternen Ausmachung den Kürzeren. Dazu zählt Werner Salzmann. Der 59-Jährige ist Chefexperte bei der Steuerverwaltung des Kantons Bern. Er ist seit 2019 Ständerat, davor war er eine Legislatur lang im Nationalrat.
Bild: KEYSTONE
Der Zuger Regierungsrat Heinz Tännler unterlag ebenfalls. Der 62-Jährige stellte sich bereits zum zweiten Mal als Bundesratskandidat zur Verfügung.
Bild: Keystone
Die vierte im Bunde und die einzige Frau ist Michèle Blöchliger. Die 55-Jährige ist Gründungspräsidentin der SVP-Kantonalsektion und seit 2018 Nidwaldner Regierungsrätin.
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Das Zweierticket der SVP für den Bundesratssitz
Er will SVP-Bundesrat Ueli Maurer beerben: Albert Rösti. Der Berner Oberländer ist promovierter Agronom und Berater, 55 Jahre alt und Gemeindepräsident von Uetendorf bei Thun.
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Hans-Ueli Vogt hat ebenfalls den Sprung aufs Zweierticket der SVP geschafft. Der 53-jährige Zürcher ist Rechtsprofessor und ehemaliger Nationalrat.
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Drei Mitstreiter*innen zogen in der parteiinternen Ausmachung den Kürzeren. Dazu zählt Werner Salzmann. Der 59-Jährige ist Chefexperte bei der Steuerverwaltung des Kantons Bern. Er ist seit 2019 Ständerat, davor war er eine Legislatur lang im Nationalrat.
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Der Zuger Regierungsrat Heinz Tännler unterlag ebenfalls. Der 62-Jährige stellte sich bereits zum zweiten Mal als Bundesratskandidat zur Verfügung.
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Die vierte im Bunde und die einzige Frau ist Michèle Blöchliger. Die 55-Jährige ist Gründungspräsidentin der SVP-Kantonalsektion und seit 2018 Nidwaldner Regierungsrätin.
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Wie entscheidend ist bei den Bundesratswahlen die Persönlichkeit einer Kandidatin oder eines Kandidaten? Eine Studie der Universität Bern kommt zum Schluss: Verträgliche haben bessere Chancen als Reizfiguren.
Von Gil Bieler und Andrea Moser
24.10.2022, 06:55
24.10.2022, 09:46
Von Gil Bieler und Andrea Moser
Wer hat die besseren Chancen auf einen Sitz im Bundesrat: Eine nette Person oder doch eher ein Mensch, der auch mal gerne verbal austeilt? Dieser Frage sind der Politikwissenschaftler Adrian Vatter und seine Forschungskollegin Martina Flick Witzig von der Universität Bern nachgegangen.
Das Ergebnis ihrer Studie sei eindeutig, schreiben die Forschenden diese Woche auf dem Portal «DeFacto»: «Am Wahltag erhalten die Lieben und Netten die meisten Stimmen.» Wer als verträglich gelte, habe nicht nur höhere Chancen, von der eigenen Partei überhaupt nominiert zu werden – sondern auch ins Amt gewählt zu werden. Reizfiguren, die anecken, würden dagegen im Auswahlprozess fortlaufend aussortiert.
Als Beispiel führen die Berner Forscher*innen die Wahl von Guy Parmelin im Dezember 2015 an: Dem «stets freundlichen» Waadtländer sei im dritten Wahlgang ein «Überraschungscoup» gelungen, als er sich gegen «die streitbare Reizfigur» Thomas Aeschi durchgesetzt habe. Dabei habe Aeschi als Favorit gegolten.
SP-Bundesrat Alain Berset sei bei seiner Wahl 2011 gegenüber dem kämpferischen Pierre-Yves Maillard bevorzugt worden. Und auch 1993 habe sich «die besonnene und konziliante» SP-Politikerin Ruth Dreifuss gegen Christiane Brunner durchgesetzt, «die im bürgerlichen Lager als unkonventionell und eigensinnig galt».
Charaktermerkmale basierend auf Selbsteinschätzung
Untersucht wurde das charakterliche Profil aller 101 Kandidierenden, die zwischen 1982 und 2020 ins Rennen um einen Bundesratssitz gestiegen sind: ob sie nun «lediglich» kandidiert haben, von der Partei nominiert oder von der Vereinigten Bundesversammlung auch gewählt wurden. Ausschlaggebend waren verschiedene Charaktermerkmale, die sich die Politiker*innen mittels Selbsteinschätzung zurechneten. Im Falle von bereits verstorbenen Personen übernahmen dies unabhängige Fachleute.
Andere Merkmale, die im Vorfeld von Bundesratswahlen jeweils viel zu reden gäben, hätten dagegen kaum einen Einfluss auf die Erfolgschancen, schreiben die Wissenschaftler*innen. Einzige Ausnahme: die Anzahl National- und Ständeräte, die der jeweilige Kanton der Kandidat*innen stellt.
Je mehr Abgeordnete, desto mehr Stimmen kann er oder sie sich erhoffen. «Andere Merkmale wie das Alter, das Geschlecht oder der Status als langjähriges Parlamentsmitglied oder Parteivorsitzende spielen nur eine untergeordnete Rolle».
Johnson und Trump in der Schweiz vermutlich chancenlos
Schaut man dagegen ins Ausland, zeigt sich, gerade bei der Extravertiertheit, oft das Gegenteil. Studien belegen, dass hochrangige Politiker*innen oft extravertierter sind als die Allgemeinheit. Beste Beispiele dafür sind der ehemalige US-Präsident Donald Trump oder der britische Ex-Premierminister Boris Johnson, die in der Schweiz vermutlich keinen Bundesratssitz ergattern würden.
Witzig und Vatter führen das darauf zurück, dass wegen des Kollegialitätsprinzips in der Schweiz andere Eigenschaften gefragt sind. Teamplayer*innen hätten bessere Chancen als Einzelkämpfer*innen. Einen starken Durchsetzungswillen und ein grosses Selbstbewusstsein seien weniger gefragt. Wichtiger seien Teamfähigkeit, Kooperationsbereitschaft und Überzeugungskraft.
Ausnahmen bestätigen die Regel
Witzig und Vatter kommen zum Schluss, dass die Bundesversammlung diese Erkenntnis wohl auch verinnerlicht habe. In den letzten Jahrzehnten hätten besonders verträgliche Bundesrätinnen und Bundesräte in Bern politisiert. Abgesehen von wenigen Ausnahmen wie beispielsweise Christoph Blocher, der jedoch unter aussergewöhnlichen Umständen gewählt wurde. Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel.