Steigender ReferenzzinsDrohende Mieterhöhungen sind «Hiobsbotschaft» für Ärmere
SDA/dor
2.6.2023 - 01:36
Referenzzinssatz steigt erstmals – Kostenschub für Mieter
Der sogenannte hypothekarische Referenzzinssatz steigt zum ersten Mal überhaupt. Dies ist wohl der Startschuss für eine Erhöhung der Mietzinsen in der Schweiz auf breiter Front.
01.06.2023
02.06.2023, 01:36
02.06.2023, 06:45
SDA/dor
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Ab 1. Juni können die Mieten in der Schweiz wegen der wahrscheinlichen Erhöhung des Referenzzinssatzes teurer werden. Der Zinssatz steigt von bisher 1,25 auf neu 1,5 Prozent.
Das berechtigt Vermieterinnen und Vermieter, Nettomieten um 3 Prozent zu erhöhen. Bereits kommende Woche könnten Mieterinnen und Mieter die ersten Formulare mit Mietzinserhöhungen erhalten.
Durch die steigenden Mietkosten, die auf die Verteuerung von Lebensmitteln und Krankenkassenprämien folgen, würden viele Familien unter die Armutsgrenze fallen, mahnt Andreas Lustenberger von der Caritas.
«Das ist in der aktuellen Situation mit ohnehin steigenden Lebenskosten eine Hiobsbotschaft für die Ärmeren», sagte Andreas Lustenberger, Geschäftsleitungsmitglied des Hilfswerks Caritas, in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen (Freitag). All jene, die derzeit knapp über der Armutsgrenze lebten, würden jetzt Gefahr laufen, dass sie aufgrund der Miet- und Preiserhöhungen unter die Armutsgrenze fielen, sagte das
Als Beispiel nannte Lustenberger eine vierköpfige Familie mit zwei kleinen Kindern und einem bisherigen Mietzins von 1800 Franken. Wegen des höheren Referenzzinssatzes, der Teuerung und höheren Nebenkosten müsse diese viel tiefer in die Tasche greifen. «Insgesamt ergibt dies Mehrkosten von 136 Franken pro Monat allein für das Wohnen», sagte er in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit dem Tamedia-Zeitungen.
Dazu kämen die gestiegenen Lebensmittelpreise und die stark gestiegenen Krankenkassenprämien. Eine weitere markante Prämienerhöhung zeichne sich für nächstes Jahr bereits ab. «Man kann von einer multiplen Krise für Menschen mit tiefen Einkommen sprechen», so Lustenberger. Bereits die Coronapandemie habe gezeigt, dass rund ein Fünftel aller Menschen keine 2500 Franken auf der Seite habe. «Jetzt sind wir ein paar Krisen weiter, und es erträgt eigentlich nichts mehr.» Die Caritas-Märkte hätten dieses Jahr in den ersten drei Monaten 40 Prozent mehr Umsatz als in der Vorjahresperiode verzeichnet.
Lustenberger riet Betroffenen, von kostenlosen Budgetberatungen Gebrauch zu machen, die in den meisten Kantonen angeboten werden. Auch eine allfällige Mietzinserhöhung solle darauf geprüft werden, ob diese gerechtfertigt ist. Er nahm aber auch die Politik in die Pflicht: «Mittelfristig sollte sie für mehr bezahlbaren Wohnraum sorgen, was nicht ganz einfach ist. Kurzfristig schlagen wir von der Caritas Ergänzungsleistungen für Menschen in prekären Situationen vor.»