Verkehrskollaps verhindern Auf Autobahnen soll bald schon Tempo 80 gelten

mmi

10.10.2023

Bilder von Blechlawinen soll es ab 2026 in der Schweiz weniger geben – ab da soll zu Stosszeiten das Tempolimit 80 km/h gelten.
Bilder von Blechlawinen soll es ab 2026 in der Schweiz weniger geben – ab da soll zu Stosszeiten das Tempolimit 80 km/h gelten.
Keystone

Tempo 80 auf Schweizer Autobahnen zu Stosszeiten: Das Bundesamt für Strassen (Astra) will ab 2026 solch ein flexibles Tempolimit auf rund 2380 Kilometern einführen, um Dauerstaus zu vermeiden.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Das Bundesamt für Strassen (Astra) will auf 2380 Kilometern Autobahn neu Tempo 80 ermöglichen.
  • Ab 2026 soll das Tempolimit flexibel angepasst werden können – etwa bei Verkehrsüberlastungen, Sportanlässen oder Konzerten.
  • Gemäss Astra ist diese Massnahme ein Mittel, um Dauerstaus auf den Schnellstrassen vermeiden zu können. 

«In ein paar Jahren werden wir nicht umhinkommen, in den Spitzenzeiten im Mittelland flächendeckend Tempo 80 zu verordnen, um Dauerstaus zu verhindern»: Das sagt Jürg Röthlisberger, Chef des Bundesamts für Strassen (Astra) zu den Tamedia-Zeitungen

Läuft das Vorhaben nach dem Zeitplan des Astra, dürften das gedrosselten Tempolimit ab 2026 auf den Autobahnen eingeführt werden – zumindest zu den Stosszeiten. Dies würde vor allem Berufstätige betreffen, die von 6 Uhr bis 9 Uhr und von 16 Uhr bis 19 Uhr zwischen Arbeitsplatz und Zuhause hin und her pendeln.

Wo und wie stark das Tempo nach unten angepasst wird, soll gemäss Astra je nach Autobahnabschnitt variieren. Einfluss darauf hätten auch Ferien, Feiertage oder Veranstaltungen, wie Konzerte, Sportanlässe oder Publikumsmessen. 

Elektronische Signalisationsanlagen sollen das flexible Tempolimit anzeigen. Bis zum Jahr 2026 sollen bis zu 2380 Kilometer Autobahn mit solchen Anlagen ausgerüstet werden.

Ein solches Verkehrsregime wäre vor zehn Jahren unmöglich gewesen, ist Röthlisberger überzeugt: «Die Leute hätten uns gefressen.» Das Astra erhalte pro Jahr bis zu 25'000 Briefe von Bürger*innen. Schon damals hätten sich laut dem Astra-Direktor Tausende Zuschriften um die Tempo-80-Zonen auf den Autobahnen gedreht. 

Heute hätten die Leute erkannt, dass mit einer flexiblen Tempodrosselung die Autobahnkapazität maximal ausgenutzt werden könne, glaubt Röthlisberger. Deshalb rechnet er auch mit keiner Empörungswelle seitens der Bevölkerung.

Fast 40'000 Stunden Stau pro Jahr

2021 wurden auf den Schweizer Nationalstrassen fast 40'000 Staustunden gezählt – wegen Verkehrsüberlastung. Das sind mehr als doppelt so viel wie noch vor zehn Jahren. Deshalb wird schon heute Tempo 80 im Mittelland angewendet, etwa vor Baustellen oder wenn sich ein grösserer Stau abzeichne, so Röthlisberger. Um der drohenden Verkehrsüberlastung entgegenzuhalten, wolle man diese Praxis jetzt ausweiten.

Der Schweizerische Nutzfahrzeugverband Astag begrüsst die Pläne des Bundes. Deutlich kritischer sehen dies der Touring-Club Schweiz (TCS) und der Automobilclub (ACS). Der TCS plädiert stattdessen für einen gezielten Ausbau des Autobahnnetzes. Das grösste Problem seien nämlich Bauvorhaben, die durch zunehmende Einsprache blockiert würden: «Die zahlreichen Verzögerungen bei der Umsetzung der bereits beschlossenen Erweiterungen werden für die Autobahnbenutzer in Zukunft immer stärker spürbar», so der TCS.

Umweltschützer sammeln Unterschriften gegen Ausbau

Pläne zum Ausbau des Autobahnnetzes stossen derweil auf Widerstand. Der VCS und die Organisation Umverkehr haben am Dienstag wie angekündigt die Unterschriftensammlung für ein Referendum gestartet.

Aus Sicht der Gegnerinnen und Gegner der Vorlage ist es nötig, dass die Stimmenden das letzte Wort in der Frage des Autobahnausbaus haben, wie es in einer Mitteilung hiess. Nach dem klaren Ja zum Klimaschutz-Gesetz vom 18. Juni sei statt eines Ausbaus ein Marschhalt im Strassenbau angezeigt.

Der VCS findet den Ausbauschritt 2023 für die Nationalstrassen «übertrieben, überholt und überteuert».

Namentlich die enormen Kosten für einen Autobahn-Ausbau stossen auf Unverständnis. Der Ausbau bringe keine Verbesserung des Verkehrsflusses, sondern verschärfe die Probleme nur. Breitere Autobahnen führten unweigerlich zu mehr Verkehr, längeren Staus, mehr Luftverschmutzung, Lärm und steigenden CO2-Emissionen.

Bis Ende Jahr will der federführende VCS die notwendigen 50'000 Unterschriften für ein Referendum sammeln. Die Sammelfrist läuft am 18. Januar 2024 ab.

Unterstützt wird der VCS nach eigenen Angaben von einer breit abgestützten Allianz von weiteren Organisationen, Parteien und Verbänden, darunter die Alpeninitiative, Greenpeace, SP, Grüne und Umverkehr.

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