«Politisches Korsett» Basler Wissenschaftler verlässt aus Protest die Taskforce

SDA

16.4.2021 - 12:00

Bundesrat Alain Berset (hinten rechts) bei einem Treffen mit der Science Taskforce: Das Gremium verliert nun wieder einen Basler Wissenschaftler. (Archiv)
Bundesrat Alain Berset (hinten rechts) bei einem Treffen mit der Science Taskforce: Das Gremium verliert nun wieder einen Basler Wissenschaftler. (Archiv)
Bild: Keystone

Der Basler Wissenschaftler Dominique de Quervain hat genug von der Science Taskforce: Er verlässt das Gremium wegen des «politischen Korsetts», das die «wissenschaftliche Aufklärung» behindere.

Neurowissenschaftler Dominique de Quervain von der Universität Basel ist nach Kritik an der Corona-Politik des Bundesrates und aus Protest über den Druck der Politik auf die Wissenschaft aus der wissenschaftlichen Covid-19-Taskforce des Bundes ausgetreten.

«Heute verlasse ich die Science Taskforce», schrieb de Quervain am Freitag im Kurznachrichtendienst Twitter. Das dem Gremium auferlegte «politische Korsett» verhindere eine «dringend notwendige, ungefilterte wissenschaftliche Aufklärung».

De Quervain war Mitglied der Expertengruppe «Public health» und befasste sich mit der psychischen Gesundheit während der Corona-Pandemie. In Zukunft werde er seine Expertise im Bereich der mentalen Gesundheit unabhängig der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen, erklärte der Wissenschaftler der Universität Basel weiter.



Der Experte hatte am Mittwoch die vom Bundesrat beschlossenen Lockerungen der Corona-Massnahmen als «Fehler» kritisiert. Er warnte vor einem verfrühten Optimismus und unvorsichtigem Handeln. Er befürchtete, dies könnte später umso striktere Massnahmen nötig machen, die auch psychische Folgen hätten.

Es ist nicht der erste Abgang in der Expertengruppe, von der sich Mitglieder während der Pandemie immer wieder auch öffentlich kritisch gegenüber der Corona-Politik der Behörden geäussert haben. Im Januar hatte Epidemiologe Christian Althaus das Gremium erlassen und ebenfalls die Politik kritisiert. Er erklärte damals, dass die Politik endlich lernen müsse, «der Wissenschaft auf Augenhöhe zu begegnen.» Das sei mit ein Grund, warum er aus der Taskforce ausgetreten sei.



Im Parlament wurde im März über einen Maulkorb für Mitglieder der vom Bundesrat im letzten Jahr geschaffenen wissenschaftlichen Taskforce diskutiert. Die Wirtschaftskommission des Nationalrats wollte, dass nur noch der Präsident der Begleitgruppe des Bundes in der Öffentlichkeit in Erscheinung treten darf. Der Nationalrat lehnte das Ansinnen aber mit 116 zu 78 Stimmen ab.

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