Sterbende Bäckereien Grosse Discounter: Wird es bald keine Schweizer Bäckereien mehr geben?

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2.10.2019

Die Politik will die Schweizer Brotkultur retten.
Die Politik will die Schweizer Brotkultur retten.
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Jedes Jahr müssen in der Schweiz 40 Bäckereien schliessen. Die Politik will nun helfen: Strengere Regeln für den Brotimport sollen hiesige Traditionsbetriebe retten. Doch die Bäcker sind skeptisch.

Das hiesige Bäckereihandwerk steckt seit langer Zeit in der Krise. Noch im Jahr 2000 gab es in der Schweiz etwa 2'500 Bäckereien, heute sind es knapp über 1'400. Tendenz sinkend. Jedes Jahr, so der Bäcker-Confiseurmeister-Verband (SBC), müssen 40 Betriebe schliessen.

Schuld tragen vor allem die grossen Discounter, ebenso wie die von Ketten betriebenen Tankstellenshops. Brot und sonstige Backwaren werden heute in fast jedem Sortiment angeboten, meist handelt es sich um importierte Ware. Während der Marktanteil der Traditionsbäcker innerhalb von zehn Jahren von 50 auf 30 Prozent sank, stieg die Menge der importierten Backwaren in den letzten 30 Jahren von 19'000 auf 122'000 Tonnen.

Strengere Kennzeichnungspflicht gefordert

Genau an diesem Punkt will sich nun die Politik einmischen. Ständerat Peter Hegglin (CVP), der sich als grossen Fan der Schweizer Brotkultur bezeichnet, will die Bäckereien mit einem Vorstoss retten. Der Zuger will eine Deklarationspflicht für Brot und andere Backwaren. Vorschriften gibt es bislang vor allem für abgepackte Produkte – Hegglin will diese auch für offene Waren durchsetzen, für die heute nur eine mündliche Informationspflicht besteht.

Strengere Kontrollen will Hegglin vor allem für tiefgefrorene Importprodukte, die dann in der Schweiz aufgebacken werden. «Man kann Strukturveränderungen nicht aufhalten, doch der Konsument sollte zumindest wissen, dass er ein importiertes Gipfeli kauft», zitiert die «Aargauer Zeitung» den Politiker.

Auch andere Politiker wagen inzwischen Vorstösse zur Rettung der Schweizer Brotkultur: Céline Amaudruz (SVP/GE) etwa fordert wie Hegglin eine Kennzeichnungspflicht, allerdings nur für ausländische Produkte. Währenddessen will Carlo Sommaruga (SP/GE) ein Label durchsetzen, das mit heimischen Zutaten hergestelltes Brot kennzeichnet.

Bäckerverband befürchtet weitere Regulierung

Die Bäcker selbst sehen die plötzliche Hilfsoffensive indes eher skeptisch. SBC-Direktor Urs Wellauer kritisiert den Backwaren-Import zwar, bemerkt aber, dass sich darunter auch Produkte wie Pizzateig befänden, von denen man keine Konkurrenz zu befürchten habe. Er befürchtet weitere Regulierungen.

Gerade im Offenverkauf sei die mündliche Deklarierung eine Erleichterung, zitiert die «Aargauer Zeitung» Wellauer: «Wenn wir im Offenverkauf bei jedem Sandwich alles schriftlich deklarieren müssen, ist das ein riesiger Aufwand, eine Zusatzbelastung – und gefährdet unsere Wettbewerbsfähigkeit noch weiter.»

Bilder aus der Schweiz

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