Geplanter Seilbahn-Ausbau Einheimische befürchten Touristen-Run auf die Rigi

uri

4.10.2019

Chinesische Touristen auf der Rigi. (Archiv)
Chinesische Touristen auf der Rigi. (Archiv)
Bild: Keystone

Eine neue Seilbahn soll künftig mehr Besucher auf die Rigi bringen. Einheimische haben jedoch genug vom Massentourismus. Sie halten die «Schmerzgrenze» bereits für erreicht.

Immer mehr Menschen kommen auf die malerisch zwischen Vierwaldstättersee, Zugersee und Lauerzersee gelegene Rigi. Die Besucherzahl sei zwischen 2009 und 2018 von 553'000 auf 912'000 Personen gestiegen, schreibt «Blick». Aktuell sei man sogar dabei, die Millionengrenze zu knacken.

Um dem Ansturm gerecht zu werden, soll die alte Luftseilbahn zwischen Weggis LU und Rigi Kaltbad LU durch eine neue Bahn ersetzt werden. Kostenpunkt: 20 Millionen Franken. Die neue Bahn soll dann statt 640 Personen in der Stunde 800 Besucher transportieren. Mit optionalen weiteren Gondeln wäre es sogar möglich, die Zahl auf 1200 Passagiere in der Stunde zu maximieren.



Das seien zu viel Besucher auf dem Bergmassiv, meinen einheimische Kritiker. Der Kulturwissenschafter René Stettler, der seit zehn Jahren auf der Rigi lebt, glaubt, dass der Berg nicht noch mehr Massentourismus verträgt – die «Schmerzgrenze» sei bereits erreicht. Er hat deshalb die Petition «Nein zu Rigi-Disney-World!» lanciert, die von mehr als 3100 Personen unterzeichnet wurde.

Keine Wertschätzung durch Pauschaltouristen

Die Petition ist Grundlage der sogenannten Rigi-Charta – einem Programm für eine nachhaltige Entwicklung auf der Rigi –, die inzwischen auch von den Bergbahnen unterzeichnet wurde. Stettler betrachtet genau das inzwischen jedoch kritisch. «Die Entwicklung zeigt, dass man sich nicht an die Charta hält», sagte er «Blick». Es sei offensichtlich, dass mit der geplanten Gondelbahn eine Wachstumsstrategie gefahren werde. Wenn das Projekt wie geplant umgesetzt werde, hätte man künftig 14 statt wie bisher drei Masten bei der Bahn. Dafür müsse ein Schutzwald gerodet werden. Es drohe die Verschandelung der Rigi-Südflanke.

Auch glaubt der 64-Jährige, dass mit dem Neubau vor allem noch mehr Pauschaltouristen auf den Berg gebracht werden. Diese würden hier lediglich schnell hochfahren, um ein Selfie zu schiessen, dem Berg sonst aber keine Wertschätzung entgegenbringen. Ähnlich sieht das auch der einheimische Hotelier Willy Camps. Der 63-Jährige meint gegenüber «Blick», dass man derzeit auf Masse setze. Wichtig sei jedoch, «dass die Qualität im Vordergrund» stehe. Zwar müsse die alte Seilbahn erneuert werden, ist der Hotelier überzeugt, die derzeitigen Pläne gingen aber in die falsche Richtung.

Rigi-Bahnen: Investitionen überfällig

Bei den Rigi-Bahnen äusserte man Verständnis für die Sorgen der Bewohner. Der Interims-CEO Marcel Waldis erklärte, die Investitionen in die inzwischen 51 Jahre alte Seilbahn seien überfällig. Die Steigerung der Passagierzahl auf 800 Personen in der Stunde falle nicht wirklich ins Gewicht. Vor allem wolle man so Wartezeiten entgegenwirken. Der Ausbau auf 1200 Personen pro Stunde solle zwar möglich sein, sei aber «noch nicht zeitlich geplant». Waldis hob vor allem auch die Vorteile für die Einheimischen durch den Neubau hervor: «Keine Wartezeiten, Sitzplätze und die Aussicht auf bessere ÖV-Anschlüsse.»

Bevor es mit dem Seilbahn-Bau losgehen kann, brauchen die Rigi-Bahnen noch die Zustimmung der Weggiser Bevölkerung. Es geht dabei um eine Kapitalbeteiligung der Gemeinde im Wert von 1,4 Millionen Franken und eine notwendige Anpassung des Zonenplans. Die Abstimmung dürfte voraussichtlich in der ersten Hälfte des kommenden Jahres stattfinden. Sollte sie positiv ausfallen, könnte frühestens im Herbst 2021 mit dem Bau der neuen Bahn begonnen werden.

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