Riskanter AusweichverkehrAnders als eine Naturkatastrophe ist ein Stau kein Notfall
tafi
17.7.2023
Osterstau: Strassendörfer schotten sich gegen Ausweichverkehr ab
So zuverlässig wie der Osterstau sind verstopfte Autobahnen. Damit Autofahrer*innen nicht mehr auf das Siedlungsgebiet ausweichen, wehren sich die betroffenen Gemeinden – etwa in Graubünden.
04.04.2023
Wenn es auf der Autobahn staut, erleiden viele Gemeinden in Graubünden und Uri einen Verkehrsinfarkt. Und auch die Fahrzeuglenker profitieren kaum von den Ausweichrouten über die Kantonsstrassen.
tafi
17.07.2023, 21:45
tafi
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Wenn es auf der Autobahn Richtung Süden staut, nehmen viele Fahrzeuglenker die Ausweichrouten über die Dörfer.
Diese Umweg sparen aber keine Zeit und sind zudem gefährlicher.
Auch leiden die Gemeinden unter dem erhöhten Verkehrsaufkommen und wehren sich mit ungewöhnlichen Massnahmen.
Dass viele Automobilisten bereits bei kurzen Staus auf die Kantonsstrasse ausweichen, bringe ihnen gar nichts, sagt Nick Pizzi, der Chef der Urner Verkehrspolizei, gegenüber der «Neuen Zürcher Zeitung». Der Umweg spare keine Zeit und sei zudem gefährlicher.
Schmale Strassen, Camper, Töff- und Velofahrer – auf den Ausweichrouten durch die Dörfer rollt der Verkehr auch nicht schneller. Riskante Überholmanöver führen zu Unfällen, Navigationssysteme leiten den Verkehr auch über Strassen, die sich als Sackgassen entpuppen, weil sie nur in Notfällen geöffnet werden. Anders als eine Naturkatastrophe ist ein Stau im Ferienverkehr kein Notfall.
Tröpfchenweise durch die Ortschaften
«Wir befürchten, dass es in der Ferienzeit ziemlich heftig wird», sagt Reto Loepfe, der Gemeindepräsident von Rhäzüns GR der «NZZ». Die betroffenen Gemeinden wehren sich – teils mit ungewöhnlichen Massnahmen. So wird der Verkehr am Ortseingang dosiert: 120 Sekunden steht die Ampel auf Rot, 40 Sekunden auf Grün.
Der Verkehr wird also tröpfchenweise in die Orte gelassen. Das Problem dabei: Auch die Einheimischen stecken im Stau vor ihrer Gemeinde fest. Immerhin haben dadurch die Rettungsdienste freie Fahrt im Dorf.
«Es gibt kein Recht auf den ungehinderten Reiseverkehr. Deshalb werden wir alle Hebel in Bewegung setzen, um den Ausweichverkehr einzuschränken», sagt der Bündner Ständerat Stefan Engler (Mitte) und fordert in der «NZZ» an Tagen mit starkem Verkehrsaufkommen alle Ausweichrouten zu sperren. Ausnahmen soll es nur für Anwohnerinnen und Anwohner geben und für Fahrzeuglenker, die nachweislich in der Region Ferien machen.
Bund will Verkehrsmanagement verbessern
Generell wünscht sich Engler aber, dass die Dosierung des Verkehrs auf der Autobahn thematisiert wird. Und zwar ohne eine Maut an Gotthard und San Bernadino. Von dieser Idee hält der Bündner Politiker nichts. Eine Maut, so befürchtet er, würde «nur noch mehr Ausweichverkehr über die Pässe verursachen».
Der Bund arbeitet derweil an einem Konzept, wie das Verkehrsmanagement auf den zwei Achsen verbessert werden kann. Das Astra will bis Ende des Jahres einen entsprechenden Bericht erarbeiten.