Kritik an dynamischen Pisten-Preisen «Am Ende sind die Skifahrer die Verlierer»

gbi

20.10.2023

Wie teuer der Pistenplausch wird, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Im Bild: das Skigebiet Flumserberg. (Archivbild)
Wie teuer der Pistenplausch wird, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Im Bild: das Skigebiet Flumserberg. (Archivbild)
Keystone

Wer im Winter günstig auf die Skipiste will, sollte früh buchen: Weitere Wintersportgebiete führen neu dynamische Preise ein. Der Konsumentenschutz spricht von einer intransparenten Abzocke. 

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Mehrheit der Schweizer Wintersportgebiete setzt mittlerweile auf dynamische Preise. Das heisst: Die Höhe des Preises hängt von Faktoren wie Wetter, Nachfrage und Zeitpunkt des Kaufs ab.
  • Wer früh bucht, komme so günstig zu seinem Ticket, versprechen die Pistenbetreiber.
  • Der Konsumentenschutz dagegen kritisiert das System als intransparent. Die Skifahrer*innen seien die Verlierer*innen. 

Wer seine Winterferien jeweils in Andermatt, Crans-Montana, Gstaad, Flimx-Laax, St. Moritz oder Zermatt verbringt, kennt das bereits: Der Preis für die Tageskarte ist nicht mehr fix, er schwankt. Diese Wintersportgebiete setzen schon seit Jahren auf sogenannte dynamische Preise.

Das bedeutet: Je nach Wetter, Datum der Buchung, Wochentag und Nachfrage müssen Pistenfans tiefer oder weniger tief in die Tasche greifen.

Das Modell macht Schule, auf diese Saison hin führen unter anderem auch Motta-Naluns in Scuol und Adelboden-Lenk im Berner Oberland das System neu ein. 

Die Pistenbetreiber sagen, dass dynamische Preise im Interesse der Kund*innen seien: Wer frühzeitig buche und flexibel sei, komme besonders günstig zu seinem Ticket. Doch der Konsumentenschutz kritisiert das Preissystem als Abzocke.

«Die Skifahrerinnen und Skifahrer sind die Verlierer»

Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz, wählt bei «20 Minuten» deutliche Worte zu dynamischen Preisen: «Sie stellen einen grossen Nachteil für die Kunden dar», sagt sie dem Newsportal. Die Pistenbetreiber könnten ihre Preise unbemerkt in die Höhe schrauben, es herrsche völlige Intransparenz. «Am Ende sind die Skifahrerinnen und Skifahrer die Verlierer, sie bezahlen bei dynamischen Preissystemen fast immer mehr», kritisiert Stadler.

Ins gleiche Horn stösst Beat Niederhauser, der Stellvertreter und Geschäftsleiter des eidgenössischen Preisüberwachers: Am besten kämen bei dynamischen Preismodellen jene weg, die ihre Skitage frei planen könnten. «Familien sind meist weniger flexibel und damit tendenziell die Verlierer», sagt er zu «20 Minuten».

Wer früh buche, um einen günstigen Preis zu bekommen, trage das Risiko, dass das Wetter schlecht sei. Es sei daher unmöglich, zu wissen, ob das Preis-Leistungs-Verhältnis auch stimme.

Branchenverband wehrt sich gegen Kritik

Die Wintersportgebiete widersprechen der Kritik am dynamischen Preismodell. So habe sich der durchschnittliche Preis für eine Tageskarte im Winter 2022/23 nur um 1,9 Prozent auf 35.78 Franken erhöht, hält der Branchenverband Seilbahnen Schweiz in seiner Saisonbilanz fest. Und dies nach einer längeren Phase der Preisstabilität: Das widerspreche «der gängigen Kritik, dass die Kosten fürs Skifahren kontinuierlich angestiegen sind».

Auch das Skigebiet Flims-Laax hält am dynamischen Preissystem fest: Die Medienstelle hält auf Anfrage von «20 Minuten» fest, die Preise für die gesamte Wintersaison seien stets im Online-Ticketshop und der App klar ersichtlich, weitere Informationen gebe es auf der Homepage. Zudem seien Wintersportgebiete nicht die einzige Branche, die dynamische Preise kenne: Dasselbe sei auch bei Airlines und Hotels seit Längerem bekannt.

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