Extreme Dürre Namibia schlachtet Elefanten und Zebras, um Menschen zu retten

tbz

9.9.2024

Das Leben zahlreicher Elefanten in Namibia ist gefährdet. 
Das Leben zahlreicher Elefanten in Namibia ist gefährdet. 
KEYSTONE

Namibia erlebt derzeit die schlimmste Dürre seit Jahrzehnten. Die humanitäre Krise zwingt die Regierung in Windhoek nun dazu, drastische Massnahmen zu ergreifen.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die humanitäre Lage in Namibia ist derzeit aufgrund einer schweren Dürre angespannt.
  • Die Regierung in Namibia greift deshalb zu drastischen Massnahmen und gibt mehr als 700 Wildtiere zum Abschuss frei.
  • Das Fleisch der geschossenen Elefanten, Flusspferde, Zebras und Antilopen soll an die bedürftige Bevölkerung verteilt werden.
  • Tierschutzorganisationen kritisieren den Entscheid.

In einem Versuch, die angespannte humanitäre Lage zu lindern, hat die namibische Regierung gemäss SRF beschlossen, mehr als 700 Wildtiere zum Abschuss freizugeben. Das Fleisch von Elefanten, Flusspferden, Zebras und Antilopen soll an Bedürftige verteilt werden. Zur Durchführung der Tötungen wurden professionelle Jäger engagiert.

Die drastische Massnahme ist eine direkte Folge der aktuell im Land anhaltenden schweren Dürre. Diese wurde durch das Wetterphänomen «El Niño» verschärft und wird voraussichtlich noch geraume Zeit andauern, da die alljährliche Trockenzeit erst jetzt beginnt.

«Nahrungsmittelvorräte praktisch vollständig aufgebraucht»

So verstörend die Schlachtung der ikonischen afrikanischen Tiere auch erscheinen mag, die humanitäre Lage in Namibia ist extrem angespannt. «Die Hälfte der Bevölkerung leidet unter der Dürre, und die Nahrungsmittelvorräte sind praktisch vollständig erschöpft», erklärt SRF-Korrespondentin Sarah Fluck.

Gemäss einem Sprecher des namibischen Umweltministeriums soll die Massnahme auch dazu beitragen, den Mangel an Wasser und Weideflächen in den Griff zu bekommen. In einigen Nationalparks leben mehr Tiere, als dort Nahrung finden können, was zu einer weiteren Verschärfung der Krise führen würde.

Insbesondere die Elefanten seien bedroht. «Wenn wir nicht eingreifen, sind Konflikte zwischen Menschen und Wildtieren unausweichlich», so der Sprecher weiter.

Es wird angenommen, dass eine grosse Anzahl der Tiere ohnehin aufgrund der extremen Bedingungen sterben würde. Daher wird der Abschuss als notwendiger Schritt angesehen, nicht nur um die Überlebensbedingungen der Menschen, sondern auch jene der verbleibenden Tiere zu verbessern.

Tierschutzorganisationen kritisieren den Entscheid

Der Regierung wird indes vorgeworfen, einen politischen Entscheid gefällt zu haben. In Namibia stehen nämlich Ende November Wahlen an. Das Fleisch soll nun ausgerechnet in den Regionen ausgeteilt werden, in denen die aktuelle Regierung zuletzt an Unterstützung verloren hatte.

Zudem gibt es Warnungen von Tierschutzorganisationen hinsichtlich eines Biodiversitätsverlusts. So seien Ende des letzten Jahrhunderts in benachbarten Ländern ähnliche Massnahmen ergriffen worden. Die damaligen Tötungen von Wildtieren hätten zu einem Rückgang der Biodiversität geführt, der bis heute spürbar sei.