Drei Schlüsse aus dem TV-Duell Die Nettigkeit hat gesiegt – Vance hat sein Ziel erreicht

Philipp Dahm

2.10.2024

Walz vs. Vance Highlights und Tiefpunkte des TV-Duells im Video

Walz vs. Vance Highlights und Tiefpunkte des TV-Duells im Video

Bei der TV-Debatte der designierten Vize-Präsidenten haben sich Tim Walz und JD Vance nichts geschenkt. Doch neben harten Argumenten haben sie im Gegensatz zu Kamala Harris und Donald Trump auch Freundlichkeiten ausgetauscht.

02.10.2024

Tim Walz vs. JD Vance: Was war anders als bei der TV-Debatte zwischen Donald Trump und Kamala Harris? Gab es auch Parallelen? Drei Aspekte stechen heraus, bei dem einer der Kandidaten sein Ziel erreicht hat.

Philipp Dahm

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Beim TV-Duell zwischen den designierten Vizepräsidenten Tim Walz und JD Vance sind drei Aspekte ins Auge gestochen.
  • Warum nicht gleich so? So erfrischend normal kann ein TV-Duell sein.
  • Gesetzte Themen und die bekannten Standpunkte: der Déjà-vu-Effekt.
  • Stärken und Schwächen: Der eine spielt seine Erfahrung vor der Kamera aus, der andere vergisst wegen Nervosität, richtig zu kontern.
  • And the winner is: Einen richtigen Gewinner gibt es nicht, aber einer der beiden Kandidaten hat sein Ziel klar erreicht.

Tim Walz ist am frühen Mittwochmorgen MESZ auf James David Vance gestossen: Beim TV-Duell der designierten Vizepräsidenten sind drei Aspekte aufgefallen.

Warum nicht gleich so?

Höflichkeit, Zugeständnisse und ein ziviles Miteinander – wenn man Walz und Vance auf der nationalen Bühne sieht, fällt einem direkt auf, wie irre das Duell zwischen Donald Trump und Kamala Harris doch war.

US-Wahlen 2024 im Fokus

Amerika wählt am 05. November einen neuen Präsidenten. Aber nicht nur der Präsident, sondern auch 35 Senatssitze, das komplette Repräsentantenhaus sowie elf Gouverneure werden neu gewählt. blue News begleitet die heisse Phase des Duells um das Weisse Haus nicht nur mit dem Blick aus der Schweiz, sondern auch mit Berichten direkt aus den USA.

Im Weissen Haus wurde Kokain gefunden.
Patrick Semansky/AP/dpa

Niemand giftet die Moderatorinnen an. Das mimische Theater hält sich in Grenzen, wenn der andere spricht. Die Debatte wird niemals hitzig – nur einmal werden die Mikrofone abgedreht, als es um das Thema Migration und Haitianer in Springfield, Ohio, geht. Das sind die, denen Trump unterstellt, sie ässen die Haustiere der dortigen Bevölkerung.

Insgesamt gehen die Kontrahenten in diesem Duell jedoch bemerkenswert respektvoll und nett miteinander um. Es menschelt sogar, als Walz erzählt, sein Sohn sei selbst Zeuge einer Schul-Schiesserei geworden. «Ich wusste nicht, dass dein 17-Jähriger eine Schiesserei mitangesehen hat. Das tut mir leid, ich hoffe, es geht ihm gut. Christus, erbarme dich, es ist schrecklich.»

Und dann der Abgang: Walz und Vance gehen aufeinander zu, schütteln Hände und plaudern, während ihre Frauen lachend dazustossen – siehe Video ganz oben. Und wieder wünschen sich wohl viele Beobachter, dass es in der US-Politik viel öfter so zu- und hergehen würde. Es wäre doch eigentlich normal.

Themen? Déjà-vu!

Im Westen nichts Neues: Dass die Themen dieser TV-Debatte sich mit jenen des Trump-Harris-Duells derart decken, ist den Medien geschuldet. Immerhin gaben die CBS-News-Moderatorinnen die Marschrichtung vor, und da hat sie das meiste wiederholt.

Migration, Klimawandel, Steuern, Inflation, Abtreibungsrecht, Waffen, Gesundheit, Kinder und Demokratie – auch die Präsidentschaftskandidaten haben über diese Aspekte gesprochen. Einzig die Auftaktfrage zum Nahen Osten hat die Debatte wegen der Aktualität etwas unterschieden.

Die Positionen der Parteien zu diesen Punkten sind bekannt. Neue Fakten haben Walz und Vance dabei jedoch nicht geliefert.

Stärken und Schwächen

Es wird in der TV-Debatte schnell klar, dass es James David Vance ist, der mehr Erfahrung vor der Kamera hat. Der 40-Jährige wirkt ruhig, gefasst und souverän, mitunter aber auch glatt. Er geht verbal oft in die Offensive und kann auch einige Treffer landen – etwa beim Thema Wirtschaft.

Doch andererseits darf Vance auch relativ ungestraft lügen. Walz versäumt es, diese klar zu benennen und seinen Gegner darauf zeitnah festzunageln. So darf sich der Republikaner mit der Krankenversicherung Obamacare schmücken, die Trump eigentlich abschaffen will.

Nur selten kann Walz in der Debatte klar auftrumpfen – etwa wenn es um das Abtreibungsrecht geht und er von einem konkreten Fall einer jungen Frau aus Texas erzählt, die von ihrem Stiefvater missbraucht und geschwängert worden ist. Das ist anschaulich und geht nahe.

Doch auch bei diesem Thema verpasst Walz die Chance, Vance wirklich festzunageln. Der setzt sich eigentlich für ein nationales Abtreibungsverbot ein, was im Land ziemlich unpopulär ist. Statt ihn damit zu konfrontieren, lässt der Demokrat den Republikaner damit davonkommen, dass ihm das Schicksal der Texterin leid tue und man mehr reden müsse und mehr Optionen brauche.

Walz wirkt manchmal überfordert, kann aber beim Thema Migration punkten und zum Ende der Debatte einen wertvollen Schlag setzen, als es um den Ausgang der letzten Präsidentschaftswahl und den Sturm aufs Kapitol am 6. Januar 2021 geht – siehe Video ganz oben.

And the winner is ...

Wer hat das TV-Duell gewonnen? Ist doch egal!

Die überwältigende Mehrheit hat ihre Meinung gemacht und steht dem anderen Lager dank der Polarisierung der US-Politik relativ unversöhnlich gegenüber. 2 oder 3 Prozent sind vielleicht noch unentschieden – und ob die ihren Standpunkt von dieser Fernseh-Debatte beeinflussen lassen, sei mal dahingestellt.

Dass nun beide Seiten behaupten, sie hätten das Duell gewonnen, liegt auf der Hand. Ob das so ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. In einem Punkt hat einer der Kandidaten jedoch ein klares Ziel verfolgt, und dieses auch erreicht.

Und das ist JD Vance. Bis zur TV-Debatte ist Trumps designierter Vize äusserst unpopulär gewesen. Videos haben gezeigt, wie der Republikaner Menschen trifft, die ihn auflaufen lassen. Phrasen wie die von den «kinderlosen Katzen-Frauen» haben ihn weitere Sympathien gekostet.

Vance hat deshalb die Chance genutzt, sich auf der nationalen Bühne als empathischer Politiker zu präsentieren, der vernünftig wirkt. Dass er aus der rechten Ecke der Konservativen kommt, hat der Senator geschickt kaschiert. Wenn es um eine Image-Korrektur geht, hat Vance das Duell tatsächlich gewonnen.


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