Ukrainer reagieren auf Musks «Friedensplan» «Verp*ss dich»

AFP/dpa/uri

4.10.2022

Musk und Selenskyj: Twitter-Streit über Friedensplan

Musk und Selenskyj: Twitter-Streit über Friedensplan

Der Tesla-Chef hat Nutzer der Social-Media-Plattform aufgefordert, über einen Plan zur Beendigung des Krieges abzustimmen. Der ukrainische Präsident Selenskyj reagierte prompt mit einer eigenen Umfrage.

04.10.2022

Neutraler Status für die Ukraine, Verzicht auf die Krim und Referenden unter UNO-Aufsicht: Elon Musk legt auf Twitter dar, wie man seiner Meinung nach den Krieg beenden könnte – die Reaktionen sind heftig.

AFP/dpa/uri

4.10.2022

High-Tech-Milliardär Elon Musk hat mit einem Plan für «Frieden» in der Ukraine und einer Twitter-Abstimmung über seine Vorschläge die Wut der ukrainischen Regierung auf sich gezogen. Der Chef des US-Elektroautobauers Tesla und reichste Mensch der Welt liess seine mehr als 107 Millionen Follower auf Twitter am Montag über einen Vier-Punkte-Plan abstimmen, der unter anderem neue Abstimmungen in den von Russland annektierten Gebieten in der Ukraine unter UN-Aufsicht vorschlägt.

«Russland zieht sich zurück, wenn das der Wille der Bevölkerung ist», schrieb Musk dazu. Der Multimilliardär schlug ausserdem vor, dass die Krim als Teil Russlands anerkannt werde, dass die Wasserversorgung der Krim sichergestellt werde und dass die Ukraine «neutral» bleibe, letzteres vermutlich ein Verweis auf die Nato-Ambitionen des Landes. Twitter-Nutzer rief Musk auf, mit «ja» oder «nein» über seinen Vorschlag abzustimmen.

Der Unternehmer, der immer wieder mit provokanten Äusserungen aneckt, fügte kurze Zeit später hinzu, sein Szenario sei ohnehin «wahrscheinlich letztlich der Ausgang» des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. «Die Frage ist nur, wie viele Menschen davor sterben.» Es gebe ausserdem die Gefahr, dass der Konflikt in einen «Atomkrieg» münde, schrieb Musk. Einen Sieg der Ukraine hält Musk wegen der dreimal höheren Bevölkerungszahl Russlands für unwahrscheinlich.

Tesla-Gründer Elon Musk hat mit seinen Vorschlägen die ukrainische Staatsführung gegen sich aufgebracht.
Tesla-Gründer Elon Musk hat mit seinen Vorschlägen die ukrainische Staatsführung gegen sich aufgebracht.
KEYSTONE

Die Reaktion der ukrainischen Führung liess nicht lange auf sich warten. Staatschef Wolodymyr Selenskyj lancierte auf Twitter eine eigene Umfrage mit der Frage: «Welchen Elon Musk magst du mehr: den Ukraine-Unterstützer oder den Russland-Unterstützer?»

Innerhalb von kurzer Zeit beteiligten sich mehrere Hunderttausend Menschen an der Umfrage. Über 90 Prozent bevorzugten den die Ukraine unterstützenden Musk.

«Kein Ukrainer wird jemals deinen Tesla-Sche*** kaufen»

Expliziter als Selenskyj wurde der scheidende ukrainische Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk. «Verpiss dich (im englischen Original: Fuck off) ist meine sehr diplomatische Antwort an dich, Elon Musk», schrieb er auf Twitter. «Jetzt wird kein Ukrainer jemals deinen verdammten Tesla-Sch*** kaufen. Also viel Glück.»

Die Führung in Kiew strebt als einziges Szenario eine komplette Befreiung aller von Russland seit 2014 besetzten Gebiete einschliesslich der Schwarzmeerhalbinsel Krim an. Aussenminister Dmytro Kuleba hatte Musk deshalb vorgeworfen, das Wort «Frieden» als Euphemismus zu nutzen für die Formel «Lass die Russen noch Tausende unschuldige Ukrainer mehr ermorden und vergewaltigen und mehr Land rauben.»

Russland ist am 24. Februar in die Ukraine einmarschiert und erhebt nach der Abhaltung von Scheinreferenden Anspruch auf vier zum Teil von russischen Truppen besetzte ukrainische Gebiete. Am Montag hat die russische Staatsduma die vor wenigen Tagen unterzeichneten Dokumente zur Annexion ratifiziert.