Vier Prozesse, kaum Konsequenzen Was wird jetzt aus den Strafverfahren gegen Trump?

dpa

7.11.2024 - 00:00

Der nun wiedergewählte Donald Trump beim Prozess um Schweigegeldzahlungen an einen Pornostar im Gericht in Manhattan.
Der nun wiedergewählte Donald Trump beim Prozess um Schweigegeldzahlungen an einen Pornostar im Gericht in Manhattan.
Brendan McDermid/Pool Reuters/dpa

Ein Ex-Präsident, der in gleich vier Strafverfahren angeklagt ist – das gab es in der US-Geschichte noch nie. Nun zieht Trump wieder ins Weisse Haus ein. Das hat auch Auswirkungen auf die gegen ihn laufenden Prozesse.

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Noch nie war ein US-Präsident in ein Strafverfahren verwickelt – der nun wiedergewählte Donald Trump ist gleich viermal angeklagt.
  • Mit seinem Wiedereinzug ins Weisse Haus ist Trump seine juristischen Sorgen wohl weitgehend los.
  • Neben einer Anklage wegen versuchtem Wahlbetrug wird Trump ebenso auf Bundesebene beschuldigt, höchst sensible Informationen aus seiner Amtszeit als Präsident gesetzeswidrig in privaten Räumen aufbewahrt zu haben.
  • Im Bundesstaat Georgia ist Trump ausserdem wegen seiner Einflussversuche bei der Wahl 2020 angeklagt – gemeinsam mit mehreren Mitangeklagten.
  • Bereits für schuldig befunden ist Trump in 34 Anklagepunkten wegen der illegalen Verschleierung von Schweigegeldzahlungen an eine Pornodarstellerin, um sich Vorteile im Wahlkampf 2016 zu verschaffen.

Der siegreiche Republikaner Donald Trump ist gleich in vier Strafverfahren angeklagt – und in New York wegen der Verschleierung von Schweigegeldzahlungen sogar verurteilt worden. Trump hat allerdings bereits bewiesen, dass er in juristischen Dingen ein Meister der Verzögerung und der Blockade ist. Gleich mehrere Verfahren gegen ihn stehen bereits auf der Kippe. Mit Trumps Wiederwahl ins Weisse Haus dürften die Prozesse nun wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen. Ein Überblick:

Das Verfahren in Washington zu versuchtem Wahlbetrug 

Trump ist in Washington im Zusammenhang mit versuchtem Wahlbetrug und dem Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 angeklagt. Es handelt sich um die schwerwiegendsten Vorwürfe gegen den 78-Jährigen. Im Falle einer Verurteilung könnte ihm eine jahrzehntelange Haftstrafe drohen – doch dazu dürfte es nicht kommen. Da es sich um ein Verfahren auf Bundesebene handelt, könnte das Justizministerium unter Trump den Prozess schlicht einstellen. Trump hat bereits angekündigt, den zuständigen Sonderermittler Jack Smith zu feuern. 

Möglicherweise kommt es gar nicht erst so weit. US-Medien berichteten nach Trumps Wahlsieg, dass Smith bereits darüber nachdenke, wie er die Ermittlungen abwickeln könne. Das Verfahren war zuletzt ohnehin ins Stocken geraten. Smith hat die Anklage im Sommer überarbeitet, nachdem das Oberste Gericht US-Präsidenten weitreichende Immunität für Amtshandlungen bescheinigt hatte.

Das Verfahren in Miami zur Dokumenten-Affäre

Trump wird in diesem Verfahren auf Bundesebene beschuldigt, höchst sensible Informationen aus seiner Amtszeit als Präsident gesetzeswidrig in privaten Räumen aufbewahrt zu haben. Die zuständige Richterin in Florida, die einst von Trump ernannt worden war, hat das Verfahren im Sommer eingestellt. Sonderermittler Smith legte dagegen Berufung ein. 

Auch dieses Verfahren dürfte sich nach Trumps Wiedereinzug ins Weisse Haus auf Anweisung des Justizministeriums hin in Luft auflösen. Oder Sonderermittler Smith verfolgt es gar nicht erst weiter – der Gepflogenheit folgend, dass das Justizministerium nicht gegen den amtierenden Präsidenten ermitteln kann. Trump wird voraussichtlich am 20. Januar für seine zweite Amtszeit vereidigt werden. 

Das Verfahren in Atlanta zu versuchtem Wahlbetrug 

Im Bundesstaat Georgia ist Trump wegen seiner Einflussversuche bei der Wahl 2020 angeklagt – gemeinsam mit mehreren Mitangeklagten. Anders als bei Prozessen auf Bundesebene könnte sich Trump im Fall eines Schuldspruches in Georgia nach seinem Einzug ins Weisse Haus nicht selbst begnadigen. Er kann das Verfahren auch nicht selbst einstellen lassen. Doch Trumps Anwälte haben die Ermittlungen aktuell weitgehend blockiert – die zuständige Staatsanwältin Fani Willis hatte zuletzt zahlreiche Rückschläge erlitten. 

Das Oberste Gericht in Georgia beschäftigt sich gerade mit der Frage, ob Willis von dem Fall abgezogen werden soll. Trumps Anwälte werfen ihr vor, von einer Beziehung zu einem anderen Staatsanwalt in dem Fall unrechtmässig finanziell profitiert zu haben. Sollte Willis abgezogen werden, könnte das gesamte Verfahren in sich zusammenfallen. Doch selbst falls Willis zuständig bleiben sollte, haben Trumps Anwälte bereits argumentiert, dass das Verfahren gegen den Republikaner nicht vor Ende von dessen zweiter Amtszeit beginnen dürfe – also frühestens 2029.

Trump gewinnt US-Wahl: Was hat er als nächstes vor? 

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Donald Trump ist erneut zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt worden. Damit droht eine radikale Agenda ins weisse Haus einzuziehen. Der Republikaner kokettiert, «Diktator» wolle er nur am ersten Tag einer zweiten Amtszeit sein. Und tatsächlich könnten die USA unter ihm autokratische Züge bekommen.

06.11.2024

Das Verfahren in New York zu unrechtmässig verbuchtem Schweigegeld

Geschworene in New York haben Trump Ende Mai in 34 Anklagepunkten für schuldig befunden. In dem Prozess ging es um die illegale Verschleierung von Schweigegeldzahlungen an eine Pornodarstellerin, um sich Vorteile im Wahlkampf 2016 zu verschaffen. Es war das erste Mal in der Geschichte der Vereinigten Staaten, dass ein ehemaliger Präsident wegen einer Straftat verurteilt wurde. 

Allerdings wurde die Strafmassverkündung bisher mehrfach verschoben – aktuell ist sie für den 26. November angesetzt. Trump droht maximal eine mehrjährige Haftstrafe.

Ob der Termin tatsächlich stattfindet, ist offen. Fachleute gehen davon aus, dass er verschoben werden dürfte. Selbst falls Trump zu einer Haftstrafe verurteilt werden sollte, gilt es als unwahrscheinlich, dass er diese noch vor dem Ende seiner zweiten Amtszeit antreten müsste. Es ist allerdings schwierig, in dem Fall Vorhersagen zu treffen, da es dafür keinen historischen Präzedenzfall gibt.

dpa