Machtkampf mit Maduro USA erkennen Rivalen als Wahlsieger in Venezuela an

SDA

2.8.2024 - 04:19

Maduro über Oppositionsführer: «Müssten hinter Gittern sein»

Maduro über Oppositionsführer: «Müssten hinter Gittern sein»

Caracas/Washington, 01.08.2024: Im Machtkampf nach der umstrittenen Wahl in Venezuela verschärft sich der Ton. Während die Opposition weiterhin daran festhält, die Wahl gewonnen zu haben, obwohl der autoritäre Präsident Nicolás Maduro zum Sieger erklärt wurde, schiesst der jetzt zurück: «Als Bürger sage ich: Diese Leute müssten hinter Gittern sein», erklärt Maduro in Caracas. Die USA fordern wiederum in verschärftem Ton, dass die Wahlbehörde die Listen mit den abgegebenen Stimmen öffentlich mache. Maduro hat der Überprüfung der Wahl zwar zugesagt, doch das zuständige Oberste Gericht gilt als regierungstreu. Für die aktuell gewaltsamen Proteste macht der Präsident die Opposition verwantwortlich. Die wiederum gibt der Regierung die Schuld daran.

02.08.2024

Verschiedene Länder zweifeln das offizielle Ergebnis der Präsidentenwahl in Venezuela an und fordern detaillierte Zahlen. Die USA gehen jetzt einen Schritt weiter.

Keystone-SDA

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die USA haben den Oppositionskandidaten Edmundo González Urrutia als Sieger der umstrittenen Präsidentenwahl in Venezuela anerkannt und den Druck auf den autoritär regierenden Staatschef Nicolás Maduro erhöht.
  • Die Opposition wirft der Regierung Wahlfälschung vor und reklamiert den Sieg für González.
  • Als Beleg veröffentlichte sie Daten, bei denen es sich nach ihren Angaben um die Ergebnisse aus mehr als 80 Prozent der Stimmbezirke handelt.
  • Demnach soll González 67 Prozent der Stimmen erhalten haben und Maduro nur 30 Prozent.

Die USA haben den Oppositionskandidaten Edmundo González Urrutia als Sieger der umstrittenen Präsidentenwahl in Venezuela anerkannt und den Druck auf den autoritär regierenden Staatschef Nicolás Maduro erhöht. «Angesichts der überwältigenden Beweise ist es für die Vereinigten Staaten und vor allem für das venezolanische Volk klar, dass Edmundo González Urrutia bei der Präsidentenwahl am 28. Juli in Venezuela die meisten Stimmen erhalten hat», teilte US-Aussenminister Antony Blinken mit. Es sei jetzt an der Zeit, dass die Parteien in dem südamerikanischen Land Gespräche über einen «friedlichen Übergang» aufnehmen.

Nach der Wahl am Sonntag hatte die regierungstreue Wahlbehörde den seit 2013 regierenden Sozialisten Maduro zum Sieger erklärt. Allerdings veröffentlichte sie bislang nicht die aufgeschlüsselten Resultate der einzelnen Stimmbezirke. Die Opposition wirft der Regierung Wahlfälschung vor und reklamiert den Sieg für González. Als Beleg veröffentlichte sie Daten, bei denen es sich nach ihren Angaben um die Ergebnisse aus mehr als 80 Prozent der Stimmbezirke handelt. Demnach soll González 67 Prozent der Stimmen erhalten haben und Maduro nur 30 Prozent.

G7-Aussenminister fordern detaillierte Ergebnisse

Die G7-Aussenminister und mehrere Länder Lateinamerikas riefen das Wahlamt zur Veröffentlichung der detaillierten Ergebnisse auf. Die unabhängige US-Organisation Carter Center, die Wahlbeobachter nach Venezuela geschickt hatte, bezeichnete die Abstimmung als undemokratisch. Maduro beantragte eine Untersuchung der Wahl beim Obersten Gerichtshof, der allerdings als regierungstreu gilt.

Oppositionsführerin María Corina Machado (l.) und Oppositionskandidat Edmundo González Urrutia bei einer Kundgebung am 30. Juli 2024 in der venezolanischen Hauptstadt Caracas.
Oppositionsführerin María Corina Machado (l.) und Oppositionskandidat Edmundo González Urrutia bei einer Kundgebung am 30. Juli 2024 in der venezolanischen Hauptstadt Caracas.
Bild: Keystone/EPA/Ronald Pena R

Nach Demonstrationen wurden laut Maduro bislang 1200 «Kriminelle» festgenommen, 1000 weitere würden gesucht. Er sagte, González und Oppositionsführerin María Corina Machado gehörten ins Gefängnis. Nach Angaben unabhängiger Organisationen kamen mindestens elf Menschen ums Leben.

Schon die Wiederwahl Maduros 2018 war von vielen Ländern nicht anerkannt worden. Der damalige Parlamentspräsident Juan Guaidó erklärte sich zum Interimspräsidenten. Die USA, Deutschland und andere Länder erkannten ihn an, er konnte sich aber im Land nicht durchsetzen – vor allem, weil das Militär hinter Maduro stand.