Solar Geoengineering Schweiz scheitert mit Vorschlag die Sonne zu verdunkeln

Von Alex Rudolf

20.3.2024

Indem reflektierende Teilchen in die Stratosphäre entlassen werden, sollen die Wärme und das Licht im Idealfall zurück in den Weltraum reflektiert werden.
Indem reflektierende Teilchen in die Stratosphäre entlassen werden, sollen die Wärme und das Licht im Idealfall zurück in den Weltraum reflektiert werden.
Quelle: Keystone/SDA

Keine Antwort erhielt die Schweiz an der UNO-Klimakonferenz auf ihren Vorschlag, die Sonne zu verdunkeln. Der Verantwortliche vom Bundesamt für Umwelt erklärt, was es damit auf sich hatte.

Von Alex Rudolf

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Schweiz wollte die Erforschung des solaren Geoengineerings vorantreiben. Sie scheiterte damit aber bei der UNO-Klimakonferenz in Nairobi.
  • Nun wird die Forschung in diesem Bereich Privaten überlassen.
  • Wäre die Verdunkelung der Sonne eine Antwort auf den Klimawandel? Nein, findet der Verantwortliche beim Bundesamt für Umwelt

Gemeinsam mit anderen Ländern schlug die Schweiz der UNO-Klimakonferenz in Nairobi vor, die Verdunkelung der Sonne zu erforschen. Doch der Vorstoss wurde abgelehnt.

Felix Wertli, der beim Bundesamt für Umwelt für Internationales verantwortlich ist, erklärt blue News, warum die Resolution wichtig gewesen wäre und wie es nun weitergeht.

Was wollte man mit der Resolution erreichen?

«Das Ziel war, dass alle Regierungen, die Zivilgesellschaft und die Wissenschaft Zugang zu relevanten Informationen über den Umgang mit Solar Radiation Management (SMR) haben.» Damit ist auch Solar Engineering gemeint. Dabei wird mit dem Ausstoss von Partikeln in die Atmosphäre erreicht, dass Licht und Wärme zurück ins Weltall reflektiert werden. So kommt es im Idealfall zu einer Abkühlung der Erdatmosphäre. 

Der Wissensstand über diese Technologie sei in den einzelnen Mitgliedstaaten der UNO sehr unterschiedlich, sagt Wertli. Insbesondere habe man über mögliche Risiken und grenzüberschreitende Auswirkungen informiert werden wollen.

Wie war der Tenor an der Klimakonferenz zum SMR?

«Es wurde breit anerkannt, dass im Bereich des SRM mehr Forschung und ein besserer Zugang zu Informationen erforderlich sind, auch über die bestehenden Wissenslücken, mögliche Auswirkungen einschliesslich der damit verbundenen Risiken und Unsicherheiten.» Wie dies erreicht werden könne, dazu habe es jedoch unterschiedliche Ansichten gegeben, erklärt Wertli.

Die Meinungen seien auch dahingehend auseinandergegangen, ob und wann eine Diskussion über SRM stattfinden solle, die über den Zugang zu Informationen hinausgeht.

Eignet sich das Solar Engineering als Alternative zur Reduktion der Treibhausgasemission?

Nein. Es sollte in keinem Fall als Alternative betrachtet werden, sagt Wertli. «Einerseits, weil es nicht das Problem der wachsenden CO2-Konzentration in der Atmosphäre löst, sondern nur auf die Symptome eingeht.» Damit sei die Erdtemperatur gemeint. Andererseits kämen die erwähnten Wissenslücken über mögliche Auswirkungen und substanzielle Risiken hinzu, sagt er weiter.

Wie geht es nun weiter?

Die Forschung auf diesem Gebiet wird jetzt privaten Akteuren wie den Milliardären George Soros oder Bill Gates überlassen. Jüngst wurde zudem bekannt, dass die Harvard University ein Projekt zur Erforschung des Solar Geoengineering einstellen will. Dies, nachdem es zu Verzögerungen und öffentlicher Kritik gekommen war. Das Projekt sah vor, reflektierende Teilchen in die Stratosphäre zu entlassen und die damit erzielte Wirkung zu zu erforschen.

Kritiker*innen gehen davon aus, dass selbst die blosse Forschung auf diesem Gebiet, den Druck, CO2-Emissionen zu reduzieren, senken könnte.

Kann Geoengineering als Waffe eingesetzt werden?

Dies ist eine weitere Befürchtung. Vergleichbar mit dem Einsatz von Silberioinid der USA im Vietnamkrieg, um Monsunregen zu verursachen. Diesbezüglich sagte Umweltethiker und Philosoph Ivo Wallimann-Helmer der NZZ, dass die Massnahmen über Jahrhunderte aufrechterhalten werden müssten.

«Was aber, wenn man die Flugzeugflotte nicht mehr finanzieren könnte, die Millionen von Tonnen Aerosole in der Stratosphäre ausbringen müsste?» Dann würde sich das Klima von heute auf morgen sprunghaft verändern.

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