US-Wahlkampf auf der Zielgeraden Trump geniesst Show vor Frauen, Harris streitet mit Fox News

Philipp Dahm

17.10.2024

Harris: Meine Präsidentschaft wird anders sein als die von Biden

Harris: Meine Präsidentschaft wird anders sein als die von Biden

Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris hat für den Fall ihres Wahlsieges einen eigenständigen politischen Kurs im Vergleich zu Amtsinhaber Joe Biden angekündigt. Entsprechend äusserte sie sich in einem Interview mit dem Sender Fox News: «Meine Präsidentschaft wird keine Fortsetzung der Präsidentschaft von Joe Biden sein. Und wie jeder neue Präsident, der ins Amt kommt, werde ich meine Lebenserfahrung, meine beruflichen Erfahrungen und frische, neue Ideen einbringen. Ich repräsentiere eine neue Generation von Führungskräften.»

17.10.2024

Der US-Wahlkampf wird auch in den Medien entschieden: Während Donald Trump bei einer Town Hall ein Heimspiel bestreitet, streitet sich Kamala Harris bei Fox News mit dem Moderator. Das sind die Reaktionen.

Philipp Dahm

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Nach ihrer Interview-Offensive bei eher liberalen Medienprodukten hat Kamala Harris nun Fox News ein Interview gegeben.
  • Verkehrte Welt: Nun wirft Harris' Team Donald Trump vor, er habe seit über einem Monat kein Interview gegeben.
  • Trump hat gerade zwei Bürgersprechstunden bestritten, doch die erste war eher eine Musikshow und die zweite war ein Heimspiel, weil das Publikum aus konservativen Frauen bestand.
  • Wie reagieren die US-Medien auf Harris' Fox-News-Interviews? Das sind die Kommentare – von den Rechtsaussen bis zu den Liberalen.
  • So fällt das Echo auf X aus.
US-Wahlen 2024 im Fokus

Amerika wählt am 05. November einen neuen Präsidenten. Aber nicht nur der Präsident, sondern auch 35 Senatssitze, das komplette Repräsentantenhaus sowie elf Gouverneure werden neu gewählt. blue News begleitet die heisse Phase des Duells um das Weisse Haus nicht nur mit dem Blick aus der Schweiz, sondern auch mit Berichten direkt aus den USA.

Im Weissen Haus wurde Kokain gefunden.
Patrick Semansky/AP/dpa

Der US-Wahlkampf im Jahr 2024 ist voller überraschender Wendungen. Joe Biden wirft nach dem ersten TV-Duell gegen Donald Trump das Handtuch. Kamala Harris übernimmt, doch es dauert, bis sie den grossen Medien das erste Interview gibt. Das kommt bei den Republikanern nicht gut an, die sie dafür kritisieren, dass sie sich der Öffentlichkeit nicht stellen wolle.

Und nun? Ist alles andersrum: Jetzt watscht das Harris-Team Trump ab, weil der seit einem Monat mit keinem grösseren Medium gesprochen habe. Zuletzt sei der 78-Jährige am 14. September beim Sender ABC zu Gast gewesen, moniert Sprecher Ammar Moussa. «Er hat das ‹60 Minutes›-Interview abgesagt. Er lehnt [ein zweites TV-Duell] ab. Und er lehnt es ab, seine Gesundheitsakte zu veröffentlichen. Was versteckt er?»

Man könnte einwenden, Trump habe gerade zwei Bürgersprechstunden bestritten, sogenannte Town Halls. Bei der ersten in Oaks, Pennsylvania, hat sich der New Yorker allerdings kaum den Fragen gestellt, sondern vor allem Musik abgespielt und sich dazu auf seine ihm eigene Art bewegt. Die zweite Town Hall bei seinem Lieblingssender Fox News hat ein rein weibliches Publikum, bei dem der Politiker im Vergleich zu Harris im Hintertreffen ist.

Trumps Heimspiel: Vater der Fruchtbarkeit

Doch eine objektive Befragung findet nicht statt: Der zweite Auftritt in Forsyth County im Swing State Georgia ist ein Heimspiel. Fox News hat – ohne darauf hinzuweisen – kurzerhand nur Trump-Fans zur Veranstaltung eingeladen. Entsprechend weich sind die Fragen und Probleme, mit denen der fünffache Familienvater konfrontiert wird. Die erste Frage aus dem Publikum sagt alles:

Trump darf bei Fox News ungestraft lügen, ohne korrigiert zu werden: So bezeichnet er sich dort als «Vater der [In-vitro-Fertilisation]», also der künstlichen Befruchtung. Das sei «einer der bizarrsten Momente» der Veranstaltung gewesen, so CNN: Tatsächlich habe sein Feldzug gegen die Abtreibung dazu geführt, dass viele Spitäler von einer IVF absehen, um bei Komplikationen und dem Tod des Fötus nicht angezeigt zu werden.

Trump-Fans werden kontern, dass sich Kamala Harris es bei ihrem «Media Blitz» auch nicht gerade schwer gemacht hat: Die 59-Jährige hat «The Late Show»-Host Stephen Colbert und die TV-Show «The View» mit Whoopi Goldberg besucht. Colbert wie auch Goldberg haben bereits eine Wahlempfehlung für die Demokratin abgegeben. Auch die Sender CNN, CBS und ABC, mit denen Harris gesprochen hat, gelten als liberal.

«Irre [Vizepräsidentin] schreit Bret Baier an»

Doch Harris hat sich nun auch Trumps Haus- und Hofsender gestellt: Wie ist ihr Interview mit Moderator Bret Baier angekommen? Wer rechtsaussen anfängt, sucht zunächst beim Portal «Breitbart»: «Bret Baiers Fragen zu den tödlichen Konsequenzen ihrer Grenzpolitik bringen Kamala Harris aus dem Konzept», wird dort getitelt. Das Interview sei ein «Desaster» für sie gewesen. «Sie kann nichts erklären», heisst es weiter. Und: «Irre [Vizepräsidentin] schreit Bret Baier an.»

Die Rechtsaussen-Plattform «Beeitbart» ist – wenig überraschend – von «Kamala Bombala» nicht überzeugt.
Die Rechtsaussen-Plattform «Beeitbart» ist – wenig überraschend – von «Kamala Bombala» nicht überzeugt.
Screenshot: Breitbart.com

«Harris hat Wählenden ‹keinen Grund› gegeben, sie zu unterstützen», titelt das rechte Newsportal «Newsmax» – und lässt dabei die frühere Sportmoderatorin Sage Steele zu Wort kommen, die bekundet, die Demokratin habe sich der Fragen entzogen. Ins selbe Horn stösst die konservative «Washington Times»: «Harris weicht Fragen aus und bleibt beim Anti-Trump-Drehbuch.»

«The Sun» aus New York schreibt: «Die Vizepräsidentin hat flugs vermieden, über frühere Politfehler zu reden, und konzentrierte sich auf das, was sie als Präsidentin tun würde.» Die rechte «National Review» nimmt kein Blatt vor den Mund: «Harris schlägt bei Fox News wild um sich – wie erwartet.»

«Harris gerät mit Fox aneinander»

Das rechte Revolverblatt «New York Post» berichtet, das Interview hätte viel länger sein sollen, sei aber von Harris' Team eingedampft worden. Es sei ein «gehässiges» Gespräch gewesen, heisst es weiter: Sie sei den Fragen zum Iran, der Grenze und Bidens Gesundheitszustand ausgewichen.

Die Nachrichtenagenturen wollen das Interview neutral darstellen. dpa hat ein «hitziges Wortgefecht im TV» gesehen: «Hitziges Wortgefecht im TV.» Die Kollegen der Associated Press titeln: «Harris bietet Fox-News-Moderator Paroli.» Das Interview sei für sie «kein Zuckerschlecken» gewesen. Weiter heisst es: «In einer Art Rollentausch bittet Harris Bret Baier, bei den Fakten zu bleiben.»

Noch ein kurzer Blick nach links: «Harris kam zum Fox-Interview. Sie bekam eine Debatte», titelt die «New York Times». Es sei ihr «strittigstes» Interview bisher gewesen. «Harris gerät mit Fox aneinander», lautet die Überschrift bei CNN. «Harris distanziert sich im angespannten Fox-Interview von Biden und drischt auf Trump ein», ergänzt CNBC. Und «ABC News» schreibt: «Harris stellt Trump als Bedrohung dar».

Verschiedene Reaktionen auf X


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