Kuhverbot und Abtreibung nach der Geburt Mit diesen 5 bizarren Aussagen prägt Trump den Wahlkampf

Von Sven Ziegler

17.10.2024

Trump am Montag bei einem Anlass in Philadelphia: Für einmal blieb es eher ruhig. 
Trump am Montag bei einem Anlass in Philadelphia: Für einmal blieb es eher ruhig. 
Bild: Keystone

Donald Trump heizt den Wahlkampf mit skurrilen Aussagen an. Von der Behauptung, dass Demokraten Kühe verbieten wollen, bis hin zu Abtreibungsthesen – was steckt wirklich hinter seinen Behauptungen?

Sven Ziegler

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Donald Trump setzt im Wahlkampf immer wieder auf skurrile und verstörende Aussagen.
  • Seine Äusserungen werden breit aufgegriffen, stellen sich im Nachgang immer wieder als erfunden oder stark verfälscht heraus.
  • blue News erklärt, woher die Aussagen stammen.

Bizarre Aussagen, Anschuldigungen ohne Grundlagen und skurrile Erfindungen – immer wieder lässt US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump mit seinen Aussagen aufhorchen. Seine Äusserungen werden breit aufgegriffen, stellen sich im Nachgang immer wieder als frei erfunden oder stark verfälscht heraus.

blue News hat die skurrilsten und provokantesten Aussagen des Republikaners zusammengestellt und erklärt, woher die Grundlagen für die Äusserungen kommen und was wirklich dahintersteckt.

Demokraten wollen Kühe verbieten

Demokraten wollen Kühe verbieten

Demokraten wollen Kühe verbieten

Eines von vielen wirren Quotes von Donald Trump.

16.10.2024

«Sie wollen jetzt wirklich Dinge tun wie keine Kühe mehr und keine Fenster in Häusern. Sie haben wunderbare Pläne für dieses Land. Ehrlich gesagt, sie sind verrückt, und sie tun unserem Land grosses Leid an.» Diesen Satz äusserte Trump vor wenigen Tagen bei einem Auftritt in Las Vegas. 

Demokraten, die Kühe und Fenster verbieten wollen? Diese Aussage bringt Trump seit einigen Jahren immer wieder aufs Parkett. Ursprünglich stammt diese aus dem Jahr 2021, als Biden/Harris den «Green Deal» vorstellten, ein Programm für mehr Nachhaltigkeit in der Wirtschaft. Ein Teil: «Gemeinsam mit den Farmern und Viehzüchtern daran zu arbeiten, die Verschmutzung und die Treibhausgas-Emissionen der Agrarwirtschaft zu verringern – so weit das technologisch praktikabel ist.»

Daraus machte Trump ein Verbot für Kühe. Immer wieder spricht er etwa von einem «Vernichtungsplan für Kühe», den die Demokraten heimlich aufziehen würden. Das Team Harris meint dazu lediglich: «Ein verwirrter Trump in einer wahnhaften Tirade.»

Abtreibung nach der Geburt

Abtreibung nach der Geburt

Abtreibung nach der Geburt

Eines von vielen wirren Quotes von Donald Trump.

16.10.2024

Laut Donald Trump unterstützen die Demokraten eine Abtreibung nach der Geburt. Zum ersten Mal kam diese Behauptung im Januar bei einem Anlass in Iowa auf. Im April veröffentlichte Trump ein Video mit der Behauptung, dass Demokraten «Abtreibung nach der Geburt» befürworteten. 

«Das Baby wird geboren, und dann wird das Baby nach der Geburt getötet», behauptete Trump. «Demokraten und Radikale wollen das, und sie wollen es überall legalisieren.» Doch das ist falsch. So schrieb etwa das renommierte «American College of Obstetricians and Gynecologists», auf seiner Website: «Das ist illegal und Mord. Ein solches Prozedere existiert in Amerika nicht.»

Ursprünglich dürfte die Behauptung auf eine Aussage von Ralph Northam, dem demokratischen Ex-Gouverneur von Virginia zurückgehen. Dieser wurde 2019 zu einem Gesetzesentwurf befragt, der Abtreibungen bis kurz vor der Geburt erlaubte. Northam sagte, dass Abtreibungen im letzten Drittel der Schwangerschaft «in Fällen vorgenommen werden sollen, in denen (...) der Fötus nicht lebensfähig ist.» Von einer Tötung nach der Geburt war allerdings im Gesetzesentwurf nicht die Rede. 

Der Entwurf wurde in Virginia übrigens nie umgesetzt. Abtreibungen sind nur bis zum zweiten Schwangerschaftsdrittel legal. Und auch diese sind selten: Daten des amerikanischen Center for Disease Control and Prevention zeigen, dass 94 Prozent aller Abtreibungen vor der 13. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden. 

Südamerikanische Länder schicken psychisch Kranke in die USA

Vor allem im Jahr 2023 brachte Donald Trump die Behauptung vor, südamerikanische Länder würden gezielt psychisch Kranke als Migranten in die USA schicken. So erzählte er etwa bei einem Treffen, er habe von einem Doktor gelesen, der nichts mehr zu tun habe, weil alle Patienten in die USA entlassen worden sein.

«Vor kurzem gab es eine Geschichte über einen Psychologen. Oder Psychiater. Aber ein Psychologe. Er arbeitete in psychiatrischen Kliniken in Südamerika. Er arbeitete 24 Stunden am Tag und kümmerte sich um sehr psychisch kranke Menschen. Und er sass da und las eine Zeitung, und sie fragten ihn, was – was macht er da? Er sagte: ‹Ich habe keine Arbeit mehr. Die Leute sind alle in die Vereinigten Staaten entlassen worden.› Können Sie das glauben? Das ist es, was wir hier tun.»

Um welches südamerikanische Land oder welche Länder es sich handelte, sagte Trump nicht. Eine grosse Recherche von CNN und dem Faktenportal FactCheck.org ergab später, dass Trumps Behauptungen falsch sind. Auch eine Anfrage beim Trump-Team selbst und bei den Migrationsbehörden verlief im Sand. Auf welcher Grundlage Trump die Geschichte aufgriff, ist bis heute nicht klar.

Schulen ändern Geschlecht der Kinder

Schulen ändern Geschlecht der Kinder - Teil 1

Schulen ändern Geschlecht der Kinder - Teil 1

Eines von vielen wirren Quotes von Donald Trump.

16.10.2024

Bei einem Auftritt in Milwaukee Anfang Monat sprach Trump über die Schulbildung in Amerika. «Unsere Gegner nutzen staatlich finanzierte Schulen, um unsere Kinder zu indoktrinieren (...) und sogar die Geschlechter der Kinder zu ändern – ohne elterliche Zustimmung. Stellt euch vor, eure Kinder gehen zur Schule und kommen mit einem neuen Geschlecht zurück.»

Diese Behauptung taucht seit einigen Monaten immer wieder in Trumps Reden auf. So sprach er bereits im September bei einem Auftritt in Wisconsin von Geschlechtsumwandlungen an Schulen. «Können Sie sich vorstellen, dass Ihr Sohn das Haus verlässt und Sie sagen: ‹Jimmy, ich liebe dich so sehr, geh und hab einen schönen Tag in der Schule›, und Ihr Sohn kommt mit einer brutalen Operation zurück? Können Sie sich das überhaupt vorstellen? Was zum Teufel ist mit unserem Land los?»

Schulen ändern Geschlecht der Kinder - Teil 2

Schulen ändern Geschlecht der Kinder - Teil 2

Eines von vielen wirren Quotes von Donald Trump.

16.10.2024

Auch für diese Aussagen gibt es keine Beweise. Selbst in Staaten, in denen eine Geschlechtsangleichung vor dem 18. Geburtstag möglich ist, braucht es dafür eine elterliche Zustimmung. Das Politmagazin «The Atlantic» analysierte die rechtliche Lage und suchte nach möglichen Beweisen für Trumps Aussagen – ohne Erfolg. Auch Trumps Sprecher konnten für dessen Aussagen keine Beweise vorbringen. 

Militär gegen Linke

Militär gegen Linke

Militär gegen Linke

Eines von vielen wirren Quotes von Donald Trump.

16.10.2024

In einem Interview mit dem Trump-freundlichen Sender Fox News sprach Trump vor wenigen Tagen über einen möglichen Einsatz des Militärs – unter anderem am Tag der Wahlen. «Ich denke, das grössere Problem ist der Feind im Inneren», sagte Trump. «Wir haben einige sehr schlechte Menschen. Wir haben ein paar kranke Leute, linksradikale Verrückte. Und ich denke, sie sind das grosse – und es sollte sehr leicht zu handhaben sein, wenn nötig, durch die Nationalgarde, oder wenn wirklich notwendig, durch das Militär, denn sie können das nicht zulassen.»

Dass Trump offen mit dem Gedanken spielt, das Militär gegen seine politischen Gegner einzusetzen, ist neu. Chancen auf eine entsprechende Umsetzung dürfte Trumps Vorschlag aber nicht haben, solange er nicht Präsident ist. Der republikanische Abgeordnete Byron Donalds sagte am Dienstag zu «Politico», eine breite Allianz habe sich abgesprochen. «Wir werden es nicht zulassen, wir werden kein Militär innerhalb der USA stationieren für solche Dinge.» Donalds gilt als Trump-Unterstützer und stimmte 2021 gegen die Bestätigung der Wahlstimmen. 

Der frühere Verteidigungsminister Mark Esper, der unter Trump diente, sagte am Montag zu «The Hill» allerdings, dass man Trumps Äusserungen durchaus ernst nehmen sollte. So habe der ehemalige Präsident während seiner Amtszeit immer wieder mit dem Gedanken gespielt, das Militär oder die Nationalgarde in seinem Sinne einzusetzen. «Die Sicherung der Wahlen ist die Aufgabe der Behörden, etwa der Polizei. Aber nicht des Militärs.»