Zu hoher LärmpegelZürcher Schulhaus ist ungeeignet für Unterricht – Millionen-Umbau
Sven Ziegler
22.1.2025
Das Schulhaus Leutschenbach galt bei seiner Eröffnung als Meisterwerk. Doch 15 Jahre später zeigt sich: Die offene Bauweise bringt erhebliche Lärmprobleme mit sich. Jetzt muss teuer umgebaut werden.
Sven Ziegler
22.01.2025, 10:04
Sven Ziegler
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Die offene Architektur des Schulhauses führte zu Lärm, da hunderte Schüler in offenen Räumen ohne Trennwände unterrichtet wurden.
Für 4,27 Millionen Franken wurden Glaswände und Schallschutzmassnahmen eingebaut, um die Lärmbelastung zu reduzieren.
Der ursprüngliche Architekt kritisiert die Änderungen und betont, dass die Probleme durch intensivere Nutzung entstanden seien.
Als das Schulhaus Leutschenbach im Jahr 2009 eröffnet wurde, galt es als revolutionäres Bauwerk. Die Stadt Zürich feierte das fünfstöckige Gebäude als «Meisterleistung», während Architekturliebhaber aus aller Welt den Bau bewunderten. Doch die Realität nach 15 Jahren Schulbetrieb zeigt: Die innovative Offenheit des Designs birgt erhebliche praktische Herausforderungen. Das berichtet der «Tages-Anzeiger».
Das Schulhaus Leutschenbach wurde mit einem Konzept der Transparenz und Offenheit entworfen. Schulzimmer ohne Mauern und weitläufige Räume sollten ein Gefühl der Freiheit vermitteln. Doch genau diese Offenheit brachte grosse Probleme mit sich. Der Lärmpegel durch hunderte Schüler, die in den Gängen und Treppenhäusern unterwegs sind, machte den Schulalltag zunehmend schwierig. «Kinder sind laut, wenn sie Treppen rauf- und runterrennen», erklärt die Schulleitung. Anweisungen, sich leise zu verhalten, zeigten wenig Wirkung.
Umbau für 4,27 Millionen Franken
Die hohen Lärmpegel zwangen die Stadt Zürich zum Handeln. Während der Sommerferien 2024 wurden zahlreiche Glaswände eingebaut, um die Lärmbelastung zu reduzieren. Zusätzlich erhielt die zentrale Treppe eine raumhohe Verglasung, um Geräusche einzudämmen. Die Gesamtkosten des Umbaus belaufen sich auf 4,27 Millionen Franken. Darin enthalten sind auch Anpassungen der Fluchtwege und eine erneuerte Beleuchtung.
Die Schulleitung zeigt sich erleichtert: «Der Einbau der Lärmschutzmassnahmen im Treppenhaus bewährt sich schon jetzt», schrieb sie im Quartalsbericht. Es sei «deutlich ruhiger geworden, was vor allem den Schülerinnen und Schülern entgegenkommt».
Stadt Zürich rechtfertigt sich
Architekt Christian Kerez, der das Gebäude entworfen hat, verteidigt sein ursprüngliches Konzept. «Die Akustik wurde sorgfältig berechnet und überprüft», betont er. Dass das Schulhaus heute von mehr Schülerinnen und Schülern intensiver genutzt werde als geplant, sei der Hauptgrund für die akustischen Probleme. Kerez kritisiert die neuen Trennwände und bedauert, dass er nicht in den Umbau einbezogen wurde: «Natürlich bedaure ich, dass ich diesen Umbau nicht selbst bauen durfte. Ich denke, ich hätte das besser hingekriegt.»
Das Hochbau- und das Schuldepartement der Stadt Zürich betonen, dass das Gebäude inzwischen intensiver genutzt werde als zum Zeitpunkt seiner Planung im Jahr 2002. «Zwischen Raumprogramm und Architekturwettbewerb sowie dem Umbau liegen mehr als 20 Jahre», heisst es in einer gemeinsamen Stellungnahme. Ob die Grundidee eines offenen Designs für ein Schulhaus jemals realistisch war, bleibt dennoch fraglich.