Peter Thiel Sebastian Kurz' neuer Chef ist Trump-Fan und Paypal-Gründer

Von Andreas Fischer

30.12.2021

Nach seinem Aus als Bundeskanzler Österreichs heuert Sebastian Kurz (links) bei Tech-Milliardär Peter Thiel als Manager an. Die beiden kennen sich seit Jahren.
Nach seinem Aus als Bundeskanzler Österreichs heuert Sebastian Kurz (links) bei Tech-Milliardär Peter Thiel als Manager an. Die beiden kennen sich seit Jahren.
Screenshot Twitter

Sebastian Kurz hat einen neuen Job: Österreichs Ex-Kanzler zieht es in die USA. Kurz soll Manager in einer Firma von Peter Thiel werden. Der ultraliberale Investor und bekennende Republikaner ist nicht unumstritten.

Von Andreas Fischer

Er war politischer Jungstar, dann folgten Korruptionsvorwürfe und Rücktritt: Nur wenige Monate nach seinem Rückzug aus der Politik hat Sebastian Kurz offenbar einen neuen Job. Österreichs Ex-Kanzler heuert laut übereinstimmenden Medienberichten beim Tech-Milliardär Peter Thiel an und soll im Frühjahr «Global Strategist» bei Thiel Capital werden.

Der US-amerikanische Investor mit deutschen Wurzeln ist nicht unumstritten. Politisch ist Peter Thiel (54), der neben der deutschen und US-Staatsbürgerschaft auch einen neuseeländischen Pass besitzt, Verfechter des Libertarismus, einer ultraliberalen politischen Strömung, die jeglichen staatlichen Einfluss auf die persönliche Freiheit ablehnt.



In einem Aufsatz aus dem Jahr 2009 bezeichnete Peter Thiel Freiheit und Demokratie als unvereinbar («Most importantly, I no longer believe that freedom and democracy are compatible»). Im Herbst 2021 erklärte (kostenpflichtiger Artikel) Thiel in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung»: «Alle meine Ideale sind libertär und liberal: freie Märkte, starke Individualrechte, maximale Meinungsfreiheit.» 

Das Interview hatte die FAZ anlässlich der Verleihung des Frank-Schirrmacher-Preises an Peter Thiel geführt. Der Preis wird für «herausragende Leistungen zum Verständnis des Zeitgeschehens» vergeben: Die Laudatio sollte eigentlich Sebastian Kurz halten, was von den politischen Turbulenzen in Wien verhindert wurde.

Kurz kennt den Trump-Fan seit Jahren

Kurz und Thiel kennen sich seit einigen Jahren und trafen sich etwa 2017 an der Münchner Sicherheitskonferenz, als Kurz Aussenminister war – er twitterte davon sogar ein Foto. In der Folge behielten die beiden Kontakt und tauschten sich vor allem über die Digitalisierung aus.

Der in Frankfurt am Main geborene Thiel ist bekennender Republikaner und unterstützte Donald Trump offen im Präsidentschaftswahlkampf 2016. «Ich bin stolz, homosexuell zu sein. Ich bin stolz, ein Republikaner zu sein. Vor allem bin ich stolz, Amerikaner zu sein!», sagte er in einer Rede auf dem Parteitag der Republikaner 2016 in Cleveland. Nach Trumps Wahlsieg arbeitete Thiel kurzzeitig als Berater und knüpfte Kontakte ins Silicon Valley.

Paypal-Gründer und erster Facebook-Investor

In der kalifornischen Tech-Schmiede gehört Peter Thiel zu den bekanntesten Persönlichkeiten. 1998 hatte er gemeinsamen mit Elon Musk 1998 den Internet-Bezahldienst Paypal gegründet und die Firma vier Jahre später an Ebay verkauft. Mit dem Deal machte Thiel aus einem Investment von 280'000 US-Dollar einen Erlös von 55 Millionen US-Dollar.

Peter Thiel war auch der erste externe Geldgeber von Mark Zuckerberg und stieg 2004 mit 500'000 US-Dollar bei Facebook ein. Der Börsengang des sozialen Netzwerkes machte Thiel 2012 zum Milliardär.

Peter Thiel (links) hat einst gemeinsam mit Elon Musk den Internet-Bezahldienst Paypal gegründet und später mit grossem Gewinn an Ebay verkauft.
Peter Thiel (links) hat einst gemeinsam mit Elon Musk den Internet-Bezahldienst Paypal gegründet und später mit grossem Gewinn an Ebay verkauft.
KEYSTONE/AP Photo/Paul Sakuma, File

Umstrittene Überwachungssoftware

Mittlerweile tritt Thiel vor allem als Investor und Risikokapitalgeber auf. Auch bei der Datenanalyse-Firma Palantir gehörte er zu den Mitgründern. Palantir machte durch seine enge Zusammenarbeit mit US-Sicherheitsbehörden Schlagzeilen. Der Firma wird vorgeworfen, Datenschutzbestimmungen zu verletzen und Geheimdienste mitlesen zu lassen. Palantir sei laut US-Bürgerrechtsvereinigung ACLU eine «Schlüsselfirma in der Überwachungsindustrie».

Dass der Big-Data-Konzern in Altendorf SZ eine Niederlassung gründete, rief zahlreiche Kritiker auf den Plan, darunter den schweizerischen Chaos Computer Club. Software von Palantir wird weltweit in vielen Behörden und Verwaltungen eingesetzt. Aber auch Unternehmen aus dem Finanz- und Versicherungssektor sowie der Pharmabranche stehen auf der Kundenliste.