Late Night USAStormy Daniels trocknet Trump mit nur einem Tweet ab
Von Philipp Dahm
28.3.2023
Noch immer wirkt Donald Trumps letzter und erster Wahlkampf-Auftritt nach. Der Ex-Präsident spielt angesichts mehrerer möglicher Klagen das Unschuldslamm, doch «Pferdegesicht» Stormy Daniels schlägt zurück.
Von Philipp Dahm
28.03.2023, 18:02
Philipp Dahm
Donald Trump habe 90 Minuten Gericht abgehalten, erklärt Jimmy Kimmel über den Wahlkampf-Auftritt des früheren Präsidenten am 25. März in Waco, Texas. «Er hat alle Hits gespielt», lästert der Moderator angesichts der üblichen Trump-Thesen. «Er nahm sich sogar die Zeit für einen persönlichen Angriff auf seine alte Flamme Stormy Daniels.»
Nachzusehen ist das Ganze ab Minute 5:51: «[Das Justizministerium] ermittelt gegen mich wegen etwas, das kein Verbrechen ist, kein Vergehen und keine Affäre», sagt der 76-Jährige. Und legt mit Blick auf das frühere Pornosternchen nach: «Ich habe Pferdegesicht nie gemocht. Ich mochte nie ... Ich habe nie ... Es ist einfach nicht ... Es ist schrecklich ...»
Fahrig geht es weiter: «Sie wäre nicht die eine. Es gibt nicht die eine», sagt Trump, bevor er zur Räson kommt. «Wir haben eine grossartige First Lady.» «Ja», antwortet Kimmel, «und ihr Name ist Jill Biden.» Dann stellt der Gastgeber von «Jimmy Kimmel Live» klar: «Er hat es nicht getan, er hätte es nicht getan, aber wenn er es getan hätte, hätte er es nicht mit ihr getan.»
Wer hält hier wem die Stange?
Dass Stormy Daniels, die eigentlich Stephanie Gregory Clifford heisst, von den Fans des Ex-Präsidenten einiges anhören muss, liegt auf der Hand. Doch die 44-Jährige ist schlagfertig, wie sie auf Twitter beweist. Ein User, der schreibt, Trump hätte sie nicht einmal mit einer Drei-Meter-Stange angefasst, kontert sie: «Stimmt. Er hat die mit 8 Zentimetern benutzt.»
Doch zurück nach Waco: «Der Burger King hat ein paar extra grosse Whopper auf seiner Wahlkampfveranstaltung gemacht», fährt Kimmel fort. «Er sagte, wenn er Präsident wäre, würde er den Krieg in der Ukraine in 24 Stunden beenden, sein Flugzeug ist mit [dem ‹Top-Gun›-Song] ‹Danger Zone› abgeflogen und er ist zu einer Nationalhymne eingelaufen, die ein Chor eingesungen hat, der aus Leuten besteht, die wegen des Sturms aufs Kapitol am 6. Januar verhaftet worden sind.»
Auf diesen Verbrecher-Chor ist der New Yorker sichtlich stolz. «Das Lied sagt viel aus, weil es in jeder einzelnen Kategorie Nummer eins ist», freut sich Trump. «Nummer zwei ist Taylor Swift. Nummer drei ist Molly Cyrus.» Den Miley-Versprecher greift Kimmel genüsslich auf: «Nummer vier ist Salami Gomez.» Eigentlich heisst die Dame Selena.
Homophobe Attacke gegen Selenskyj
Unterstützung bekommt der Redner in Waco von den «üblichen Charakteren», wie es der Moderator ausdrückt: «Clan Mom», also Marjorie Taylor Green, «Matt ‹Kindersicherheit› Gaetz» und «niemand anderes als Ted Nugent»: Der Sänger nutzt das Rampenlicht für eine homophobe Attacke auf Wolodymyr Selenskyj.
«Ich will mein Geld zurück», schreit der 74-Jährige gellend ins Mikrofon. «Ich habe kein Geld für die Ukraine für irgendeinen homosexuellen Spinner autorisiert. Ich will mein Geld zurück.» «Du hast kein Geld», kommentiert Kimmel trocken: «Dein letzter Hit war vor 43 Jahren. Geh zurück zu deinem Hochsitz und sei still.»
Nun könnte der Zuschauer den Eindruck gewinnen, dass der Auftritt schwer gefragt war, doch der Moderator korrigiert. Eigentlich würden 50'000 Menschen auf dem Gelände Platz finden, doch ein Luftbild zeigt, dass es deutlich weniger waren. Die vielleicht 3000 Besucher wurden einfach an einem Ort zusammengedrängt.
Aber was hat es mit diesem Fall eigentlich auf sich? Es geht um den Verdacht, dass Trump 2016 gegen Vorschriften zur Wahlkampffinanzierung verstossen hat. Sein früherer Anwalt und «Fixer» Michael Cohen hat sich in der Sache bereits schuldig bekannt und ist verurteilt worden.
Late Night USA – Amerika verstehen
blue News
50 Staaten, 330 Millionen Menschen und noch mehr Meinungen: Wie soll man «Amerika verstehen»? Wer den Überblick behalten will, ohne dabei aufzulaufen, braucht einen Leuchtturm. Die Late-Night-Stars bieten eine der besten Navigationshilfen: Sie sind die perfekten Lotsen, die unbarmherzig Untiefen bei Land und Leuten benennen, und dienen unserem Autor Philipp Dahm als Komik-Kompass für die Befindlichkeit der amerikanischen Seele.
Er hatte in Absprache mit seinem Boss Stormy Daniels einen Scheck zukommen lassen, damit die nicht darüber redet, was sie mit Trump 2006 angestellt hat – als dessen Gattin Melania gerade einen Sohn geboren hatte. Von dem Scheck über 35'000 Dollar, den Trump unterschrieben hat, gibt es eine Kopie, berichtet «Late Night with Seth Meyers».
Und dann hat Rudy Giuliani ja auch noch vor laufender Kamera vieles zugegeben, zeigt der Clip ab Minute 4:50: «Das war kein Wahlkampfgeld», tönt Giuliani 2018 bei Fox News. «Sorry, ich gebe euch jetzt Fakten, die ihr nicht kennt. Es gab keinen Bruch der Wahlkampf-Vorschriften.»
«Weil es durchs Anwaltsbüro geschleust wurde?»
Fox-News-Moderator Sean Hannity hakt nach: «Weil es durchs Anwaltsbüro geschleust wurde?» Giuliani antwortet treu: «Sie haben es durchs Anwaltsbüro geschleust und der Präsident hat es zurückgezahlt.» Hannity stammelt: «Oh, ich wusste nicht ... Hat er?» Giuliani nickt: «Jep.» Hannity: «Es hat nichts mit den Wahlkampf-Vorschriften zu tun?» Giuliani: «Null.»
«Ja, das ist das Verbrechen, du Dödel», erregt sich Meyers. «Er liess seinen Fixer Wochen vor der Wahl heimlich Schweigegeld zahlen, um eine Affäre zu kaschieren, und hat ihm dann das Geld zurückgezahlt und über seinen Zweck gelogen.» Schon das Wort «schleusen» mache klar, dass die ganze Sache stinkt, so der Late-Night-Host.
«Ich habe das Gefühl», sagt Meyers noch, «dass es definitiv besser wäre, ihn erst wegen anderer Sachen anzuklagen – wie den Putschversuch. Die Schweigegeld-Zahlung verstösst auch gegen das Gesetz und er sollte zur Verantwortung gezogen werden, aber es wäre Mist, wenn es das einzige wäre, wofür er angeklagt wird.»