Schwere Vorwürfe nach Trump-Attentat Augenzeugen sahen Schützen «von Dach zu Dach klettern»

Gregory Walton (AFP) aus Butler, USA

14.7.2024

Ein Augenzeuge sah den Schützen Minuten vor dem Attentatsversuch.
Ein Augenzeuge sah den Schützen Minuten vor dem Attentatsversuch.
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Augenzeugen berichten nach dem Attentatsversuch auf Donald Trump, dass der Schütze minutenlang auf dem Dach gelegen habe. Die Polizei habe nicht reagiert. 

Gregory Walton (AFP) aus Butler, USA

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Donald Trump hat einen Attentatsversuch überlebt.
  • Augenzeugen berichten, dass der Schütze minutenlang auf dem Dach gelegen habe.
  • Die Polizei habe nicht reagiert.

Schüsse ertönen und Schreie sind zu hören, Zuschauer werfen sich auf den Boden. Beamte des Secret Service eilen herbei, um Donald Trump zu schützen - den ehemaligen US-Präsidenten, auf den die Menge stundenlang in der Sonne gewartet hat.

Das Rednerpult auf dem Platz in der Kleinstadt Butler im Bundesstaat Pennsylvania, an dem der 78-Jährige noch wenige Sekunden zuvor sprach, schwankt. Die Anhänger des Republikaners schnappen nach Luft, als Trump, den die Beamten mit ihren Körpern abschirmen, wieder auf die Beine geholfen wird.

Der 78-Jährige wirkt benommen. Er hat seine rote Kappe verloren - das hält ihn jedoch nicht davon ab, die Faust zu heben. Applaus und Jubelschreie ertönen. «USA, USA», rufen die Anhänger, während Trump unsicheren Schrittes die Stufen von der Bühne zu seinem wartenden gepanzerten SUV geführt wird.

Schwere Vorwürfe an Sicherheitsbeamte

Augenzeuge Greg Smith sah nach eigenen Angaben den Schützen schon Minuten vor dem Attentatsversuch auf einem Dach. Er habe die Polizei auf ihn aufmerksam gemacht, doch diese habe ihm keine Beachtung geschenkt. «Ich frage mich: ‹Warum spricht Trump noch? Warum haben sie ihn nicht von der Bühne geholt?› Und plötzlich fallen fünf Schüsse», so Smith in einem BBC-Interview.

Der Schütze sei rund 15 Meter entfernt von ihm das Dach hochgeklettert. «Er hatte ein Gewehr, wir konnten deutlich ein Gewehr erkennen.» Weshalb auf dem Dach kein Sicherheitsbeamter postiert war, ist für Smith unerklärlich. «Warum ist hier nicht auf allen Dächern der Geheimdienst? Das ist kein grosser Ort. Es ist ein Sicherheitsversagen, ein 100-prozentiges Sicherheitsversagen.»

«Da war uns klar, dass es ein Schuss war»

«Sie werden Dich nicht unterkriegen», ruft ein Mann in der Menge, während Trumps Sicherheitsleute eine Menschenkette bilden, um ihn in Sicherheit zu bringen. Trump selbst hebt auch dann noch die Faust, als er in das Fahrzeug gebracht wird.

Trump reckt nach Attentatsversuch Faust

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Während einer Wahlkampfveranstaltung in dem Bundesstaat ist Donald Trump am Samstagnachmittag (Ortszeit) bei einem Schusswaffenangriff auf der Bühne verletzt worden. Ein Video zeigt, wie Trump die Faust ballt und ruft: «Kämpft, kämpft!»

14.07.2024

Erin Autenreith sagt, sie habe in der ersten Reihe «direkt vor Trump» gesessen. «Ich war so aufgeregt. Ich habe ihn einfach nur angesehen», sagt die 66-Jährige aus Glenshaw in dem nordöstlichen Bundesstaat Pennsylvania. «Dann habe ich diese Knallgeräusche gehört. Es hörte sich wie so etwas am 4. Juli an», sagt sie mit Blick auf den Nationalfeiertag in den USA.

«Aber als sie alle auf die Bühne sprangen, ihn umringten und ihn auf den Boden legten - da wurde uns klar, dass es wirklich ein Schuss gewesen sein muss», sagt Autenreith, die zum sechsten Mal an einer Trump-Kundgebung teilnahm und den ganzen Tag über bei der Veranstaltung mithalf. «Dann kamen noch mehr Leute und räumten den Bereich.»

Mehrere Tote und Verletzte 

Anschliessend habe Trump aufstehen können. Der 78-Jährige habe gesagt: «Lasst mich meine Schuhe holen», sagt Autenreith - die Worte des Republikaners sind auch auf Videoaufnahmen des Vorfalls zu hören. Es seien die ersten Worte gewesen, die Trump gesprochen habe.

Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump wird am Ohr blutend von Agenten des Secret Service in Sicherheit gebracht. (13. Juli 2024)
Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump wird am Ohr blutend von Agenten des Secret Service in Sicherheit gebracht. (13. Juli 2024)
Bild: Keystone/AP Photo/Gene J. Puskar

«Und ich sah auf seiner Wange, auf der rechten Seite, weil er sich gerade aufrichtete, (...) ein bisschen Blut», sagt die 66-Jährige. Trump selbst schreibt später in einem Onlinenetzwerk Truth Social, eine Kugel habe «den oberen Teil meines rechten Ohres durchbohrt».

Auch zwei Zuschauer werden nach Angaben des Secret Service verletzt, beide schwer. Der mutmassliche Schütze und ein Zuschauer werden demnach getötet.

«Mann neben mir war sofort tot»

Im Sender NBC News schildert ein Augenzeuge, wie der Mann neben ihm erschossen wurde. «Ich hörte mehrere Schüsse. Der Mann neben mir erlitt einen Schuss in den Kopf, er war sofort tot, fiel auf den Boden der Tribüne», sagt der Mann, dessen Name mit Joseph angegeben wird.

Eine andere Frau wurde demnach anscheinend am Unterarm oder an der Hand getroffen. Der Zeuge sagt, es sehe so aus, als sei das Todesopfer in der Schussbahn zwischen dem Schützen und Trump gewesen.

Als sich die Zuschauermenge des Geschehens bewusst wird, heizt sich die Stimmung auf. Manche Trump-Anhänger beschimpfen die Medienvertreter, die sich auf dem Platz aufhalten. «Das ist das, was ihr wolltet, nicht wahr?», sagt ein Mann, der seinen Namen nicht nennen will.

Dutzende Menschen machen vulgäre Gesten in die Richtung, aus der die Schüsse gekommen zu sein schienen. Nach Angaben des Bezirksstaatsanwalts von Butler County, Richard Goldinger, hatte sich der Schütze ausserhalb des Geländes, laut Secret Service schoss er von einem erhöhten Punkt.

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«Los, los, los», sagt ein Mitarbeiter des Secret Service, während Beamte versuchen, die tausenden Besucher der Wahlkampfveranstaltung zu evakuieren. «Das ist ein Tatort», sagt ein anderer. Auch ein Polizeihubschrauber ist im Einsatz, ein grosser Polizeiwagen wird durch die Menschenmassen manövriert.

Manche Besucher der Veranstaltung prangern Sicherheitsmängel an. «Nette Art, eine Absperrung zu organisieren», ruft eine Frau beim Verlassen. Eine andere Frau schluchzt und fragt, wie es Trump geht. Auf dem hinteren Teil des Platzes kniet eine Gruppe nieder und betet.

Der 59 Jahre alte Blake Marnell, der in der ersten Reihe sass, sagt, als Trump aufstehen konnte, habe er den Eindruck gehabt, dass die Beamten ihn von der Bühne holen wollten. Trump aber habe dort bleiben und seine Faust in die Welt recken wollen.

«Ich hätte nie gedacht, dass ich das erleben würde», sagt der aus San Diego kommende Mann über die Schüsse. «Es ist ein unglaublich trauriger Tag.»