Trump vs. Biden Senilität, Drogen – und was sonst noch beim TV-Duell wichtig ist

Philipp Dahm

27.6.2024

Biden und Trump stimmen Regeln für TV-Duell zu

Biden und Trump stimmen Regeln für TV-Duell zu

Das erste Fernseh-Duell der amerikanischen Präsidentschaftskandidaten steht kurz bevor. Nun wurden erstmal die Regeln geklärt. US-Präsident Joe Biden und sein Herausforderer Donald Trump haben sich darauf geeinigt.

17.06.2024

Hier sind die fünf wichtigsten Fragen und Antworten zum ersten TV-Duell zwischen US-Präsident Joe Biden und Herausforderer Donald Trump, die alles beinhalten, was du über die TV-Debatte wissen musst.

Philipp Dahm

27.6.2024

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Am Freitag 28. Juni um 3 Uhr MESZ findet in Atlanta, Georgia, das erste TV-Duell zwischen Joe Biden und Donald Trump statt.
  • Kopf-an-Kopf-Rennen in den Umfragen und grosses Interesse: Darum ist das TV-Duell so wichtig.
  • So unterschiedlich bereiten sich die beiden Kandidaten auf den Termin vor.
  • Wer ist seniler? Beide Lager werfen sich mentale Unfähigkeit vor.
  • «Pumped up Joe»: Darum sind Drogen ein Thema vor der Debatte.
  • Deshalb hat Trump bei dem Duell das letzte Wort.

Warum ist das TV-Duell wichtig?

Joe Biden und sein wahrscheinlicher Herausforderer Donald Trump liegen in den Umfragen Kopf an Kopf. Wenn eine Umfrage einen der beiden vorne sieht, ist dieser Vorsprung immer noch im Rahmen der Fehlerspanne. Weil viele, die sich zu den Demokraten oder Republikanern zählen, ihre Meinung schon gemacht haben, könnten die Unabhängigen bei der Wahl im November den Ausschlag geben.

Das Interesse an der Veranstaltung ist riesig: Etwa sechs von zehn Befragten geben in einer Erhebung des The Associated Press – NORC Center for Public Affairs Research an, es sei «äusserst» oder «sehr wahrscheinlich», dass sie die Debatte entweder live verfolgen, sich Ausschnitte davon ansehen, darüber lesen oder Kommentare dazu in den Nachrichten oder sozialen Medien konsumieren.

Wie bereiten sich die Kandidaten vor?

So verschieden die Kandidaten sind, so unterschiedlich ist auch ihre Vorbereitung auf das Ereignis: Joe Biden zieht sich fünf Tage vor dem Termin nach Camp David in das geschichtsträchtige Ferienhaus des US-Präsidenten zurück, das am Rande der Blue Ridge Mountains im Bundesstaat Maryland liegt.

Joe Bidens Helikopter Marine One hebt am 20. Juni in Rehoboth Beach, Delaware ab, um den Präsidenten via Dover nach Camp David zu bringen.
Joe Bidens Helikopter Marine One hebt am 20. Juni in Rehoboth Beach, Delaware ab, um den Präsidenten via Dover nach Camp David zu bringen.
KEYSTONE

Mindestens 16 Beraterinnen und Berater helfen dem 81-Jährigen, sich auf die Debatte vorzubereiten. Dabei stecken sie einerseits Themen ab – und üben andererseits das Frage-und-Antwort-Spiel, das verschiedene Sender weltweit übertragen werden.

Für diese Vorbereitung hat Donald Trump Joe Biden prompt persönlich angegriffen: Der Amtsinhaber «zieht sich in eine Hütte zurück, um sich ‹vorzubereiten›», lästert Donald Trump in Philadelphia, Pennsylvania. Sein Kontrahent werde in Camp David vor allem schlafen, sagte der 78-Jährige weiter.

Trump und Biden prallten zuletzt am 22. Oktober 2020 bei einem TV-Duell aufeinander.
Trump und Biden prallten zuletzt am 22. Oktober 2020 bei einem TV-Duell aufeinander.
IMAGO/Pond5 Images

Trump bereitet sich nicht dezidiert vor, sondern macht Wahlkampf in den Swing States – neben Pennsylvania besucht er Michigan, Wisconsin und Georgia. «Nun, das ist die beste Strategie hier», sagt er Fox News in Philadelphia über seine Vorbereitung durch Wahlkampf. «Wir haben hier all diese Leute, und sie schreien Fragen. Ich freue mich auf die Debatte.»

Wer ist seniler?

Beide Kandidaten haben keine praktische Erfahrung, wenn es um Debatten gibt, hält die «New York Times» fest: «Der Rost-Faktor ist real», sagt David Axelrod, der einst Barack Obama beraten hat, der US-Zeitung. «Keiner von diesen Typen ist es gewohnt, dass jemand nur ein paar Meter entfernt steht und sie angreift, ohne dass jemand sie verteidigt.»

Die beiden Seiten beschuldigen sich gegenseitig, einen Kandidaten ins Feld zu führen, der mit Blick auf die geistige Frische seine besten Zeiten hinter sich hat. In den sozialen Netzwerken werden jede Menge Bilder, Memes und Videos gepostet, die beweisen sollen, dass die Kandidaten zu senil sind, um das Land zu führen.

Sowohl Biden als auch Trump lieferten diesen Zweiflern zuletzt immer wieder Munition. Der US-Präsident sorgte beim G7-Gipfel für Verwirrung, als er wegzulaufen drohte, und beim Besuch einer Kirchengemeinde für Lacher – weil alle tanzten ausser ihm. Donald Trump stellt sein Publikum vor die Wahl, ob er lieber durch eine Batterie oder einen Hai sterben will: «Ich würde jedes Mal den Stromschlag nehmen», gab er zum Besten.

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Der Esel und der Elefant, die Parteisymbole der Demokratischen und Republikanischen Partei der Vereinigten Staaten von Amerika. (KEYSTONE/GERHARD RIEZLER)
J. David Ake/AP/dpa

Joe Biden bekam in dieser Sache übrigens Schützenhilfe aus Deutschland: «Ich denke, dass Joe Bide jemand ist, der sehr klar ist, der genau weiss, was er tut und der einer der erfahrensten Politiker der Welt ist – gerade wenn es um internationale Politik geht», sagte der deutsche Kanzler Olaf Scholz laut «Politico» nach dem G7-Gipfel über den amtierenden Präsidenten.

Was ist mit Drogen?

Dass Drogenmissbrauch – bei den Kandidaten, nicht im Volk – überhaupt ein Thema ist, liegt an Joe Bidens Rede zur Lage der Nation am 8. März: Der Präsident hat geliefert und entsprechend positive Resonanz bekommen. Nicht so im rechten Lager und bei Fox News: Allen voran Moderator Sean Hannity suggeriert, «Jacked up Joe» Biden habe vor der Rede gedopt.

Dieses Narrativ wird auf diesen Kanälen seither gepflegt – nur das Wording hat sich geändert. Selbst Donald Trump hat es aufgegriffen – und mit einer Prise Kokain angereichert, das er ganz öffentlich mit «Pumped up Joe» Biden in Verbindung bringt.

Ein Gegner, aufgeputscht und senil? Wenig schert sich das Trump-Lager um diesen Widerspruch – und fordert einen Drogentest vor dem TV-Duell. Die Biden-Seite lehnt das ab, was den Nährboden für Zweifel sät – zumindest bei der eigenen Anhängerschaft.

Warum hat Trump das letzte Wort bei dem Duell?

Das liegt am Prozedere. Die CNN-Grössen Jake Tapper und Dana Bash moderieren das TV-Duell. Es dauert 90 Minuten inklusive zweier Werbepausen. Es wird erstmals seit 1976 kein Publikum vor Ort sein. Die Mikrofone der Kandidaten sind stummgeschaltet, wenn der andere spricht. Nach Fragen werden sie nach zwei Minuten abgedreht.

Das erste TV-Duell der beiden ist ungewöhnlich früh angesetzt: Das war angeblich der Wunsch des amtierenden Präsidenten, der die TV-Debatten beendet haben will, bevor die ersten Briefwählenden ihre Stimme abgeben.

Der Herausforderer ist von seiner Partei bisher noch gar nicht als Kandidat nominiert worden. Das passiert erst bei einem Treffen der Republikaner Mitte Juli in Milwaukee, Wisconsin. Die zweite TV-Debatte ist für den 10. September beim Sender ABC angesetzt.

Zur Frage: Weil die Biden-Seite einen Münzwurf gewonnen hat, durfte sie sich die Podiumsseite aussuchen. Sie hat die rechte gewählt: Wenn zwei Kandidaten auf der Bühne stehen, präferiert das Publikum offenbar diese Seite. Trump hat dafür im Gegenzug das letzte Wort.