Hinter dem Kontaktverlust mit dem inhaftierten Kremlkritiker Alexej Nawalny könnte nach Ansicht seiner Sprecherin das Bemühen der russischen Führung stecken, die Isolation des 47-Jährigen vor den russischen Präsidentschaftswahlen zu verschärfen.
Der russische Präsident Wladimir Putin bewirbt sich um eine fünfte Amtszeit. Dass er die Wahl gewinnt, gilt als sicher angesichts der umfassenden Kontrolle Putins über das politische System des Landes. Prominente Kritiker wie Nawalny, die ihn herausfordern könnten, befinden sich entweder im Gefängnis oder im Exil. Die meisten unabhängigen Medien wurden verboten.
Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch erklärte, weder Verbündete noch Anwälte hätten eine Woche lang Kontakt zu dem inhaftierten Oppositionsführer gehabt. Die Strafkolonie, in der er untergebracht war, teilte mit, er sei dort kein Häftling mehr. Gefängnisvertreter sagten, Nawalny, der in der Strafanstalt eine 19-jährige Haftstrafe verbüsste, zu der er unter Vorwürfen des Extremismus verurteilt worden war, sei verlegt worden.
Wohin er gebracht wurde, sagten sie nicht. Verlegungen von Häftlingen in Russland unterliegen oftmals der Geheimhaltung. In vielen Fällen geben die Behörden wochenlang keine Informationen dazu heraus, wo sich Betroffene befinden, ehe sie eine andere Einrichtung erreichen und die Erlaubnis erhalten, Angehörige oder Anwälte zu kontaktieren.
Man müsse nun in jeder spezialisierten Strafkolonie nach Nawalny suchen, sagte Jarmysch. Mehr als 30 Einrichtungen, die in Frage kämen, gebe es in dem Land. «Also haben wir keine Ahnung, in welcher wir ihn finden werden.» Jarmysch vermutete, dass der Aufenthaltsort Nawalnys so lange wie möglich geheim gehalten werden wird, nachdem Putin seine erneute Kandidatur für eine weitere sechsjährige Amtszeit bekanntgegeben hat.
Mit Blick auf den Zeitraum bis zur Wahl am 17. März sagte Jarmysch, dass Nawalny ihrer Auffassung nach isoliert werden solle, damit er keinen Einfluss ausüben könne. Jeder verstehe, dass Nawalny Putins Hauptrivale sei, auch wenn er nicht auf dem Wahlzettel stehe. Zum Verbleib von Nawalny befragt, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow heute: «Wir haben weder den Wunsch noch eine Möglichkeit, Häftlinge aufzuspüren.»