«Jetzt ist es persönlich, er muss sterben» Tyson fasst sich in den Schritt und verpasst Paul eine saftige Ohrfeige

Patrick Lämmle

15.11.2024

Tyson fasst sich in den Schritt und verpasst Paul eine saftige Ohrfeige

Tyson fasst sich in den Schritt und verpasst Paul eine saftige Ohrfeige

15.11.2024

Autsch! Beim offiziellen Wiegen vor dem Boxkampf haut Mike Tyson seinem Gegner Jake Paul mit der flachen Hand, mit der er sich kurz zuvor in den Schritt fasst, mitten ins Gesicht. Die Spiele mögen beginnen …

Patrick Lämmle

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • In der Nacht von Freitag auf Samstag (ab 02.00 Uhr Schweizer Zeit) überträgt Netflix diverse Boxkämpfe live. Das ganze endet mit dem Highlight-Kampf zwischen Mike Tyson und Jake Paul. Der Kampf dürfte um ca. 05.00 Uhr morgens beginnen.
  • Bereits im Vorfeld des Kampfes fliegen die Fetzen. Nach dem offiziellen Wiegen hoppelt Paul Tyson wie ein Affe auf allen Vieren entgegen und kassiert dafür vom 58-Jährigen eine Ohrfeige mit ordentlich Schmackes.
  • Nachdem Paul geschlagen wird, meint er: «Jetzt ist es persönlich, er muss sterben.»
  • Im Folgenden erfährst du mehr über das bewegte Leben von Mike Tyson.

Es ist nur ein Show-Kampf, doch Box-Fans weltweit sind elektrisiert. Denn mit Mike Tyson kehrt eine schillernde Figur zurück in den Ring. Schon vor dem Kampf verpasst er seinem Gegner Jake Paul nach dem offiziellen Wiegen eine Ohrfeige. Der 27-jährige Influencer bettelt allerdings auch regelrecht darum. Er nähert sich Mike Tyson auf allen Vieren und sieht dabei aus wie ein Affe. Nachdem er die Watsche kassiert, spuckt Paul grosse Töne: «Jetzt ist es persönlich, er muss sterben.»

Ob die beiden spontan handeln oder sich bloss an ein Drehbuch von Netflix halten, das wissen wohl nur die Direktbeteiligten. Der Streaminganbieter überträgt den Kampf live und schwingt ordentlich die Werbetrommel. Die beste Werbung überhaupt stellen aber Aktionen dar, die von den Medien mit Handkuss aufgegriffen werden. Manch einer stellt sich aber auch die Frage: Lässt sich mit Tyson wirklich spassen, ist er der Typ, der sich an ein Drehbuch halten würde?

Vor vier Jahren liess der 58-Jährige im Podcast «Hotboxin' with Mike Tyson» tief blicken und sagte Sätze wie: «Im Ring war ich ein Killer, nur dafür war ich geboren. Jetzt ist die Zeit vorbei. Ich bin nichts.»

Aber nun kehrt er ja zurück in den Ring. Dort fühlt er sich zu Hause, dort ist er der Killer. Aber ist er es noch immer? Oder sind die 31 Jahre Altersunterschied am Ende doch zu viel?

Mike Tyson: Ein Pendel zwischen den Extremen des Lebens

Klar ist, dass Tyson grundsätzlich der viel bessere Boxer ist. Tyson holt mit 20 Jahren und 143 Tagen den Weltmeistertitel im Schwergewicht – bis heute ist er damit der jüngste Boxer, dem dieses Kunststück gelingt. Am 22. November 1986 schickt er den kanadischen Titelhalter Trevor Berbick schon in der 2. Runde auf die Bretter. Mit seinem von brachialer Gewalt geprägten Kampfstil prügelt er in der Folge einen Champion nach dem anderen aus dem Ring. Mit 21 Jahren ist Tyson bereits Weltmeister der drei grossen Verbände im Schwergewichtsboxen.

Das Leben Tysons gerät aber aus den Fugen. 1987 wird er wegen sexueller Belästigung angeklagt, 1998 muss er eine Titelverteidigung verschieben, weil er sich bei einem Strassenkampf gegen einen früheren Gegner die rechte Hand bricht. Tyson schreibt Schlagzeilen wegen seines Übergewichts, öffentlich ausgetragener Eheprobleme und einem Autounfall, der als Selbstmordversuch dargestellt wird. Und so weiter …

1990 verliert Tyson erstmals

Am 11. Februar 1990 erleidet «Iron Mike» auch im Ring ein Debakel. Er verliert gegen den von Buchmachern als 42:1 gehandelten Aussenseiter James «Buster» Douglas seinen ersten Kampf überhaupt. In der 10. Runde schickt Douglas Tyson mit einer wuchtigen Dreier-Kombination ins Land der Träume. Der Kampf geht in die Geschichtsbücher des Schwergewichtsboxens ein.

1992 wird Tyson wegen Vergewaltigung zu sechs Jahren Haft verurteilt, wird dank guter Führung aber schon am 25. März 1995 nach drei Jahren aus dem Gefängnis entlassen. Im August desselben Jahres steigt er nach über vier Jahren Abwesenheit wieder in den Ring und schlägt seine ersten Gegner windelweich. Im März 1996 feiert er den grössten Sieg nach seiner Haftstrafe. In der 3. Runde schlägt er den britischen Titelhalter Frank Bruno k. o. und ist damit wieder WBC-Weltmeister. Tyson kassiert für den Sieg die damalige Rekordgage von 30 Millionen Dollar. Genügend Geld, um sich ein schönes Leben zu machen. Könnte man meinen. Doch Tyson schafft es in den kommenden Jahren, sein ganzes Vermögen zu verprassen. 

Tysons Niedergang als Boxer

Unvergessen ist natürlich auch der Kampf vom 28. Juni 1997 gegen Evander Holyfield, gegen den er Monate zuvor den WM-Titel abgeben musste. Nach drei Runden beisst Tyson seinem überlegenen Gegner ein Stück des rechten Ohres ab. Der Kampf wird abgebrochen und Tyson wird aufgrund seines äusserst unsportlichen Verhaltens die Boxlizenz auf unbestimmte Zeit entzogen, zudem muss er drei Millionen Dollar Strafe bezahlen.

Es folgen viele weitere Skandale, aber auch Comebacks. Mal sitzt er im Knast, mal kommt es im Vorfeld eines Kampfes zu einer Massenschlägerei inklusive Tyson-Biss in den Oberschenkel seines Gegners Lennox Lewis. Wieder ist er die Boxlizenz los. Dennoch darf er einige Wochen später gegen Lewis antreten. In der 8. Runde geht Tyson k.o., erhält aber als Trostpflaster immerhin 17 Millionen US-Dollar.

Am 11. Juni 2005 steigt Tyson, der seine Strahlkraft als Boxer längst verloren hat, dann ein letztes Mal in den Ring. Er verliert gegen den Iren Kevin McBride und tritt zurück. Er wolle den Boxsport, dem er so viel zu verdanken habe, durch solche Auftritte nicht lachhaft machen, begründet Tyson seinen Schritt.

Trunkenheit am Steuer, Drogen, Haftstrafen, eine Prügelei in einem Flugzeug: Tyson sorgt auch in den folgenden Jahren laufend für Skandale. Ein tragischer Schicksalsschlag lässt ihn zudem zeitweise noch tiefer fallen: 2009 wird seine Tochter beim Spielen von einem Kabel eines Laufbandes stranguliert.

Eines muss man Tyson aber lassen. Er hat sich nach Niederschlägen immer wieder aufgerappelt. Und in den letzten Jahren gewährt er immer wieder Einblicke in sein Seelenleben. Die Seele eines Mannes, die sich wie ein Jo-Jo zwischen den Höhen und Tiefen des Lebens hin und her bewegt.

Jake Paul ist seit 2020 Profiboxer

Und nun steigt Tyson also mit 58 Jahren, 37 Jahre nach seinem ersten WM-Triumph, wieder in den Ring. Sein Gegner ist der Influencer Jake Paul, ein 27-jähriger US-Amerikaner, der alleine auf Instagram über 27 Millionen Follower hat. Seit 2018 steigt Paul immer mal wieder in den Ring, seit 2020 wähnt er sich als Profiboxer. Den YouTuber AnEsonGib schickt Paul vor vier Jahren in der 1. Runde auf die Bretter, in der Folge gewinnt er Kämpfe gegen den ehemaligen Basketballspieler Nate Robinson, sowie die ehemaligen MMA-Kämpfer Ben Askren, Tyron Woodley (zwei Kämpfe) und Anderson Silva. Im Februar 2023 verliert Paul dann erstmals, gegen den Briten Tommy Fury hat er das Nachsehen. Man darf gespannt sein, wie er sich gegen Tyson schlägt.