Bis zu 45 Grad diese WocheDas bedeutet die tödliche Hitzewelle für Reisende
jke
25.7.2024
Steigende Temperaturen und gefährliche Hitzewellen machen Europa zu einem herausfordernden Reiseziel für Tourist*innen: Reisende sollten sich auf extreme Wetterbedingungen einstellen.
jke
25.07.2024, 04:30
25.07.2024, 07:49
Jenny Keller
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Schwere Hitzewellen und Waldbrände in Südeuropa treiben Tourist*innen laut CNN Travel in kühlere Regionen.
Reiseziele wie die Tschechische Republik und Dänemark werden beliebter.
Der Klimawandel hat immer grösseren Einfluss auf die Wahl der Sommerdestination.
Für stark vom Tourismus abhängige Länder wie Griechenland und Italien hat das ernsthafte Auswirkungen.
Mary Beth Walsh dachte, sie sei als Texanerin an hohe Temperaturen gewöhnt, aber ihr Besuch in Athen Mitte Juni stellte sie vor eine ganz neue Herausforderung. «Ich hatte keine Ahnung von der extremen Hitze – bis wir dort waren», sagte die 21-Jährige zu CNN.
Trotz ihrer angeblich hohen Hitzetoleranz fand sie die 37 Grad Celsius «unerträglich». Das Fehlen einer Klimaanlage in ihrer Unterkunft und die hohen Tagestemperaturen machten es unmöglich, die Stadt zu Fuss zu erkunden. Allein diese Woche werden bis zu 45 Grad im Süden erwartet.
«Unsere Energieniveaus waren niedriger als erwartet», berichtete sie. «Es war ziemlich unerträglich, in der direkten Sonne zu laufen.»
Klimakrise zwingt Reisende zum Umdenken
Die durch die Klimakrise ausgelösten heissen Sommer in Europa sind für viele Tourist*innen mittlerweile Realität. Laut Expert*innen sank das Interesse an Reisen in heisse Mittelmeerländer 2023 aufgrund rekordverdächtiger Hitzewellen und Waldbrände.
Gleichzeitig werden kühlere Reiseziele immer beliebter. Zu den jüngsten hitzebedingten Vorfällen in Griechenland gehört auch der Tod der britischen TV-Persönlichkeit Michael Mosley. Solche Vorfälle könnten den Trend verstärken, dass Ferienreisende sich für nördlichere Reiseziele entscheiden.
Dass sich sowohl die Reisebranche als auch die Tourist*innen an die Auswirkungen des Klimawandels anpassen müssen, wird immer klarer für die Länder Südeuropas, von denen viele stark auf den Tourismus angewiesen sind, um ihre Wirtschaft zu stärken.
Schutzmassnahmen und Anpassungen
Die griechischen Behörden warnen Reisende immer wieder davor, die intensive Hitze, besonders in der Mittagszeit, zu unterschätzen. Wanderungen bei hohen Temperaturen haben in der Vergangenheit bereits zu Todesfällen geführt.
Stefanos Sidiropoulos, der Griechenlands grösstes Reisebüro für Outdooraktivitäten leitet, betont, dass sich Tourist*innen, besonders aus kühleren Regionen, an die Hitze gewöhnen müssen. Sein Unternehmen, Trekking Hellas, bietet Aktivitäten bei kühleren Temperaturen an, wie zum Beispiel bei Sonnenaufgang oder -untergang.
Tourismus und Klima
Der Klimawandel beeinflusst zunehmend die Wahl der Reiseziele, was für einige Länder, die stark vom Tourismus abhängig sind, ernste Folgen hat. In Griechenland trägt der Tourismus laut dem World Travel and Tourism Council mit fast 38 Milliarden Euro (rund 37 Milliarden Schweizer Franken) rund 20 Prozent zur gesamten Wirtschaft des Landes bei.
In Italien, wo kürzlich für die Städte Rom, Perugia und Palermo Hitzewarnungen der Stufe drei – die höchste Warnstufe – ausgegeben wurden, macht der Tourismus 10 Prozent der Wirtschaft aus, wobei laut aktuellen Zahlen jeder achte Arbeitsplatz mit der Branche verbunden ist.
Nach der Hitzewelle im Sommer 2023, bei der Tausende vor Waldbränden auf der griechischen Insel Rhodos fliehen mussten, stieg die Besorgnis der europäischen Reisenden über den Klimawandel um 7 Prozent, berichtet die European Travel Commission (ETC).
Dies führte zu einem Rückgang des Interesses an südlichen Mittelmeerzielen und einer Zunahme der Beliebtheit kühlerer Destinationen wie der Tschechischen Republik, Bulgarien und Dänemark.
«Reisende sind sich zunehmend extremer Wetterereignisse und ihrer möglichen Auswirkungen auf ihre Urlaube bewusst», sagte Eduardo Santander, CEO der ETC, und fügt hinzu, dass dies in Zukunft mehr Tourist*innen dazu veranlassen könnte, Südeuropa im Frühling oder Herbst statt im heissen Sommer zu besuchen.
Global wärmere Temperaturen
Die Bedenken der Tourist*innen bezüglich des Klimawandels seien derzeit aber meist nur von kurzer Dauer. «Nach dem Sommer sind die Reisenden besorgt, aber wenn sie ihre nächsten Urlaube im Frühling buchen, haben sie diese Ereignisse oft schon wieder vergessen», sagte er.
Die rekordverdächtigen Temperaturen des letzten Sommers weltweit wurden durch eine Mischung aus vom Menschen verursachtem Klimawandel und der Rückkehr des natürlichen El-Niño-Phänomens, das global wärmere Temperaturen bringt, angetrieben.
Diese Kombination führte in Teilen Europas, dem sich am schnellsten erwärmenden Kontinent der Erde, zu Rekordtemperaturen. Obwohl der Einfluss von El Niño nachlässt, sagen Expert*innen, dass der langfristige Trend der globalen Erwärmung anhalten wird.