Aserbaidschan Fossile Brennstoffe als «göttliches Geschenk»? – Aserbaidschans Präsident sorgt für Aufsehen

SDA

12.11.2024 - 17:07

Ilham Aliyev, Präsident von Aserbaidschan, spricht auf dem UN-Klimagipfel COP29. Foto: Rafiq Maqbool/AP/dpa
Ilham Aliyev, Präsident von Aserbaidschan, spricht auf dem UN-Klimagipfel COP29. Foto: Rafiq Maqbool/AP/dpa
Keystone

Auf der Weltklimakonferenz sorgt Aserbaidschans Präsident Ilham Aliyev mit seiner Aussage, Öl und Gas seien ein «Geschenk Gottes», für Kontroversen. Trotz globaler Bemühungen um den Klimaschutz bleibt die Förderung fossiler Energieträger auf Rekordniveau.

Die Weltklimakonferenz steht im Zeichen der Auseinandersetzung mit der fossilen Industrie, die trotz aller Bemühungen um Klimaschutz weiterhin floriert. Aserbaidschans Präsident Ilham Aliyev sorgte für Aufsehen, als er Öl und Gas als «Geschenk Gottes» bezeichnete. Er verteidigte die Förderung dieser Energieträger und wies Vorwürfe zurück, dass Länder wie Aserbaidschan für ihre natürlichen Ressourcen kritisiert werden sollten. «Uns anzuklagen, dass wir Öl haben, ist so, als wenn man uns anklagt, dass Baku mehr als 250 Sonnentage im Jahr hat», erklärte Aliyev.

Reaktionen auf Aliyevs Äusserungen

Die Reaktionen auf Aliyevs Äusserungen liessen nicht lange auf sich warten. Martin Kaiser, Chef von Greenpeace Deutschland, zeigte sich entsetzt und bezeichnete die Aussage als «Schlag ins Gesicht» für all jene, die bereits unter den Folgen des Klimawandels leiden, wie die pazifischen Inselstaaten. Die Wissenschaft ist sich einig: Um die schlimmsten Auswirkungen der Erderwärmung zu verhindern, dürfen keine neuen Projekte zur Förderung von Kohle, Öl und Gas mehr entstehen.

Widersprüchliche Realität der fossilen Förderung

Trotz der auf der letztjährigen UN-Klimakonferenz in Dubai getroffenen Vereinbarung, sich von klimaschädlichen Energieträgern abzuwenden, zeigt die Realität ein anderes Bild. Eine Analyse von Umweltorganisationen ergab, dass die Öl- und Gasproduktion 2023 einen neuen Höchststand erreicht hat. Laut der «Global Oil & Gas Exit List» förderten die erfassten Unternehmen im vergangenen Jahr 55,5 Milliarden Barrel Öl-Äquivalent, was über den bisherigen Höchstwerten vor der Corona-Pandemie liegt.

Gerichtsurteil stärkt die fossile Industrie

Die Öl- und Gasindustrie erhielt zudem Rückenwind durch ein Gerichtsurteil zugunsten des britischen Konzerns Shell. Ein Zivilgericht in Den Haag hob ein Urteil der ersten Instanz auf, das Shell zur drastischen Reduzierung seines CO2-Ausstosses verpflichtet hätte. Diese Entscheidung könnte auch für andere Unternehmen weitreichende Folgen haben.

Kritik an abwesenden Staatschefs

UN-Generalsekretär António Guterres kritisierte in Baku die fortgesetzte Abhängigkeit von fossilen Energien als «absurd» und forderte die Industriestaaten der G20-Gruppe auf, ihre Klimaversprechen einzulösen. Doch auf der Bühne in Baku fehlten mehrere prominente Staats- und Regierungschefs, darunter Deutschlands Bundeskanzler Olaf Scholz, US-Präsident Joe Biden und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Stattdessen äusserten sich Politiker aus Ländern, die besonders stark von der Klimakrise betroffen sind, wie die Präsidentin der Marshallinseln, Hilda Heine, die die Verantwortung von Staaten und Unternehmen in Frage stellte.

«Die Geschichte wird über diejenigen urteilen, die bei dem Übergang versagen», warnte Heine und betonte die Dringlichkeit des Handelns angesichts der drohenden Klimakatastrophe.

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