Trauerzeit endet Mullahs halten Aminis Eltern mit Drohungen von ihrem Grab fern

AFP/phi

26.10.2022

Opfer: Seit dem gewaltsamen Tod von Mahsa Amini steht der Iran nicht mehr still.
Opfer: Seit dem gewaltsamen Tod von Mahsa Amini steht der Iran nicht mehr still.
Reuters/IranWire

Nach 40 Tagen Trauerzeit pilgern heute Tausende Menschen zu einem Friedhof in Saghes, um Mahsa Amini die letzte Ehre zu erweisen. Nicht dabei sind ihre Eltern: Ihnen wurde mit dem Tod ihres Sohnes gedroht.

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Zum Ende der 40-tägigen Trauerzeit haben sich im Iran dutzende Menschen am Grab der Kurdin Mahsa Amini versammelt. Zahlreiche Männer und Frauen skandierten heute auf dem Aitchi-Friedhof in Aminis Heimatstadt Saghes in der westlichen Provinz Kurdistan  «Frau, Leben, Freiheit» und «Tod dem Diktator», wie online verbreitete Videos zeigten.

Aktivisten zufolge hatten Sicherheitskräfte Aminis Familie zuvor gedroht, dass sie «um das Leben ihres Sohnes fürchten» müsse, wenn auf dem Friedhof eine Zeremonie abgehalten werde. Von der in Norwegen ansässigen Menschenrechtsorganisation Hengaw geteilte Bilder zeigten eine starke Polizeipräsenz in Saghes.

Sicherheitskräfte hatten versucht, den Zugang zur Stadt abzuriegeln. Dennoch gelang es dutzenden Menschen, in Autos und auf Motorrädern in die Stadt zu gelangen, einige kamen zu Fuss. Auf einem weiteren im Internet geteilten Video, das zunächst nicht von unabhängiger Stelle geprüft werden konnte, waren die Rufe «Kurdistan, Kurdistan, der Friedhof der Faschisten» zu hören.

«Die Städte Sanandadsch, Saghes, Divandarreh, Mariwan und Kamjaran in der Provinz Kurdistan befinden sich im Generalstreik», erklärte Hengaw im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Mindestens 234 Tote seit Ausbruch der Proteste

Der Menschenrechtsorganisation zufolge waren auch der frühere Herta-BSC-Berlin-Spieler Ali Daei sowie der Kollege Hamed Lak nach Saghes gereist, um an der Beerdigung teilzunehmen. Daei hatte nach seiner Einreise in den Iran vorübergehend seinen Pass abgeben müssen, da er die Protestbewegung online unterstützt hatte.

Am heutigen 26. Oktober sind 40 Tage seit dem Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini verstrichen – damit ist die traditionelle Trauerzeit im Iran zu Ende. Seit ihrem Tod reissen die Proteste gegen die iranische Regierung nicht ab.

Amini war am 16. September in Teheran gestorben, nachdem sie dort drei Tage zuvor von der Sittenpolizei wegen des Vorwurfs festgenommen wurde, ihr Kopftuch nicht den Vorschriften entsprechend getragen zu haben. Aktivisten beschuldigen die Behörden, Amini misshandelt zu haben.

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Iran Human Rights (IHR) wurden bei den Protesten und dem gewaltsamen Vorgehen der iranischen Sicherheitskräfte landesweit bisher mindestens 234 Demonstrierende getötet.