Ukraine-Übersicht Heftige Kämpfe um Kupjansk — Tausende werden evakuiert

Agenturen/red

10.8.2023

Explosion in Russland: Hohe Rauchsäule über Unglücksort

Explosion in Russland: Hohe Rauchsäule über Unglücksort

Nach der Explosion auf einem Fabrikgelände in Russland war eine hohe Rauchsäule über dem Unglücksort zu sehen. Dutzende Menschen wurden verletzt, als offenbar ein Lager für Pyrotechnik hochging.

09.08.2023

 Im Gebiet Charkiw müssen mehr als Zehntausend Menschen ihre Häuser verlassen. Kiew erhält weitere Hilfe von einem wichtigen Unterstützer. Die Ereignisse des Tages im Überblick.

Agenturen/red

Angesichts heftiger Kämpfe bei der ostukrainischen Stadt Kupjansk im Gebiet Charkiw haben die ukrainischen Behörden die Evakuierung von 37 Ortschaften in der Region angeordnet. Laut einer Liste, die die städtische Militärverwaltung am Donnerstag veröffentlichte, handelt es sich neben kleineren Dörfern im nördlichen und südlichen Umland auch um Teile der am Ostufer des Flusses Oskil gelegenen Stadt. Mehr als 11'000 Menschen, darunter 600 Kinder, seien betroffen, schrieb der Leiter der regionalen Militärverwaltung, Oleh Synjehubow.

Die Ukraine hatte die Stadt Kupjansk im vergangenen Jahr im Zuge einer überraschenden Gegenoffensive im Gebiet Charkiw aus russischer Besatzung befreit. Die Stadt und das Umland wurden danach immer wieder und zuletzt verstärkt Ziel russischen Beschusses. In der Nacht zum Donnerstag soll eine Fliegerbombe des Typs Fab-25 das Gebäude der Stadtverwaltung beschädigt haben, wie Synjehubow auf Telegram berichtete. Zudem sollen in derselben Nacht im nur wenige Kilometer entfernten Dorf Kindraschiwka zwei Zivilisten durch russischen Beschuss verletzt worden sein. Das Dorf steht nun ebenfalls auf der Liste der zu evakuierenden Ortschaften.

Rauch steigt auf über einem Sonnenblumenfeld an der Frontlinie.
Rauch steigt auf über einem Sonnenblumenfeld an der Frontlinie.
Libkos/AP/dpa

Das dort angegriffene Territorium ist ausserhalb der vier von Russland völkerrechtswidrig annektierten Gebiete. Beobachtern zufolge könnten die Angriffe dort der Entlastung russischer Truppen im Süden und Südosten dienen, wo ukrainische Truppen seit zwei Monaten ihre Gegenoffensive konzentrieren. Moskau könnte demnach aber auch neue Eroberungen im Gebiet Charkiw anstreben, um diese als Verhandlungsmasse für den Fall einer diplomatischen Lösung des Krieges in der Hand zu haben.

Öldepot durch russischen Drohnenangriff zerstört

Auch fernab der Front im Westen der Ukraine wurden russische Angriffe gemeldet. Nach Angaben der örtlichen Behörden soll bei Dubno in der Region Riwne im Nordwesten des Landes in der Nacht ein Öldepot durch einen russischen Drohnenangriff zerstört worden sein.

Insgesamt habe Russland in der Nacht zehn Kamikaze-Drohen iranischer Bauart gegen das Nachbarland eingesetzt, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Sieben davon seien von der Luftverteidigung abgeschossen worden. Unabhängig lassen sich Angaben aus dem Kriegsgebiet oft nicht direkt überprüfen.

In seinem bereits seit mehr als 17 Monate andauernden Angriffskrieg bombardiert Russland die Ukraine immer wieder mit Marschflugkörpern, Raketen und Drohnen. Die Luftabwehr der Hauptstadt Kiew gilt mittlerweile dank internationaler Hilfe als gut ausgebaut. In anderen Städten und an der Front ist die Abwehr russischer Angriffe aus der Luft schwieriger.

Verletzte durch russischen Beschuss bei Hilfsgüterausgabe in Cherson

Während der Verteilung humanitärer Hilfsgüter in der südlichen Region Cherson sind offiziellen Angaben zufolge mindestens sechs Menschen durch russischen Beschuss verletzt worden. Eines der Opfer im Dorf Biloserka habe schwere Verletzungen erlitten, teilte der Leiter der regionalen Militärverwaltung, Olexander Prokudin, auf Telegram mit. Die Menschen wurden demnach in ein Krankenhaus gebracht.

Prokudin zufolge beschoss Russland die Region Cherson im Verlauf der vergangenen 24 Stunden insgesamt 65 Mal. Dabei sollen alleine in der gleichnamigen Gebietshauptstadt 16 Geschosse eingeschlagen sein.

Polen will 10'000 Soldaten in Grenzregion zu Belarus stationieren

Polen plant die Stationierung von insgesamt 10'000 Soldaten in der Grenzregion zum Nachbarland Belarus. Etwa 4000 Soldaten würden den Grenzschutz unterstützen, weitere 6000 sollten die Reserve bilden, sagte Polens Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak dem polnischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk am Donnerstag. «Es geht uns darum, den Aggressor abzuschrecken, damit er nicht wagt, Polen anzugreifen.»

Polen ist ähnlich wie Litauen besorgt wegen der Aktivitäten russischer Wagner-Söldner in Belarus und einer steigenden Zahl von Migranten, die über das Nachbarland unerlaubt in die EU einreisen wollen. Das EU- und Nato-Mitglied Polen hat eine 418 Kilometer lange Grenze zu Belarus.

Estland wird Handfeuerwaffen an Ukraine liefern

Estland wird der Ukraine weitere Militärhilfe für den Kampf gegen Russland leisten. Die Regierung des baltischen EU- und Nato-Staates beschloss am Donnerstag, Handfeuerwaffen und Munition an Kiew zu übergeben. «Wir haben wieder einmal einen Weg für Estland gefunden, zu helfen», sagte Verteidigungsminister Hanno Pevkur in Tallinn. «Die Ukraine muss gegen die anhaltende Aggression der Russischen Föderation unterstützt werden.»

Das an Russland grenzende Estland hat nach eigenen Angaben zufolge bislang Militärhilfe für die Ukraine im Wert von mehr als 400 Millionen Euro geleistet - oder umgerechnet mehr als ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Der kleine Baltenstaat hat rund 1,2 Millionen Einwohner und zählt zu den wichtigsten Unterstützern der Ukraine.

Yandex-Mitbegründer: «Ich bin gegen den Krieg»

Der Mitbegründer des russischen Internetkonzerns Yandex, Arkadi Wolosch, hat sich gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine ausgesprochen. «Ich bin kategorisch gegen die barbarische Invasion Russlands in der Ukraine, wo ich, wie viele andere auch, Verwandte habe», sagte Wolosch gemäss einer Mitteilung vom Donnerstag, die dem unabhängigen Portal «Medusa» vorlag.

Obwohl er seit 2014 nicht mehr in Russland lebe, trage er Verantwortung für die Handlungen seiner Heimat, erklärte der 59-Jährige, der als Yandex-Chef zurückgetreten war, nachdem er im Sommer 2022 auf die EU-Sanktionsliste gesetzt wurde. Es dürfe darüber gestritten werden, ob sein Anti-Kriegs-Statement zu spät komme, fügte Wolosch hinzu - nicht aber über dessen Inhalt: «Ich bin gegen den Krieg», betonte er.


Das Wichtigste in Kürze

  • US-Präsident Joe Biden will beim Kongress weitere 13 Milliarden Dollar (rund 11,4 Milliarden Franken) Nothilfen für die Ukraine beantragen.
  • Angesichts heftiger Kämpfe der Stadt Kupjansk im Osten der Ukraine haben die ukrainischen Behörden die Evakuierung von 37 Ortschaften in der Region angeordnet.
  • Moskau meldet den Abschuss zweier Drohnen gegen 4.00 Uhr Ortszeit (3.00 Uhr MESZ). Bereits am Mittwochmorgen hatte die Stadt einen abgewehrten Drohnenangriff gemeldet.
  • In der russischen Stadt Sergijew Possad bei Moskau gehen die Aufräumarbeiten und die Suche nach Vermissten nach einer Explosion in einer mutmasslichen Rüstungsfabrik weiter.
  • An allen Abschnitten der Front gab es nach Angaben des ukrainischen Generalstabs vom Mittwochabend heftige Gefechte, sodass in der Nacht in der gesamten Ukraine Luftalarm ausgelöst wurde.
  • Zur besseren Verteidigung gegen russische Luftangriffe hat Deutschland unterdessen die Flugabwehr der Ukraine mit zwei weiteren Abschussrampen des Waffensystems Patriot gestärkt. 
  • Der Donnerstag markiert den 533. Kriegstag.
  • Die Entwicklungen von Mittwoch findest du hier.
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  • 21.47 Uhr

    Wir beenden den Live-Ticker am Donnerstag

  • 20.44 Uhr

    Ukraine meldet ein Todesopfer bei Angriff auf ziviles Gebäude in Saporischschja

    Bei einem russischen Angriff auf die südukrainische Stadt Saporischschja sind Behördenangaben zufolge ein Mensch getötet und neun weitere verletzt worden. In einem zivilen Gebäude sei ein Feuer ausgebrochen, nachdem es «die Besatzer mit einer Rakete» beschossen hätten, schrieb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj im Online-Dienst Telegram.

    Laut dem Leiter der Militärverwaltung der Stadt, Anatoli Kurjew, wurden bei dem Angriff neun Menschen verletzt. Zwei Hochhäuser seien beschädigt worden, zudem «medizinische und pädagogische Einrichtungen».

    Bereits am Mittwoch waren bei einem Angriff auf Saporischschja zwei Menschen getötet und sieben weitere verletzt worden. Saporischschja ist eine äusserst wichtige Stadt am Fluss Dnipro, sie liegt gut 40 Kilometer von der aktuellen Front entfernt.

  • 19.57 Uhr

    Ukrainische Truppen an vielen Frontabschnitten unter Druck

    Die ukrainische Armee sieht sich an vielen Frontabschnitten im Osten und Süden heftigen Angriffen russischer Truppen ausgesetzt. Das geht aus dem Bericht des Generalstabs in Kiew hervor. Genannt wurden die Frontabschnitte Kupjansk, Lyman, Bachmut, Awdijiwka, Marjinka und Schachtarsk. Die russische Armee begleite die Angriffe mit Artilleriefeuer und Luftangriffen. Es gelinge aber jeweils, die Angreifer zu stoppen, hiess es. Die Militärangaben sind unabhängig nicht zu überprüfen.

    Ein ukrainischer Soldat steht in einem Schützengraben an der Frontlinie.
    Ein ukrainischer Soldat steht in einem Schützengraben an der Frontlinie.
    Libkos/AP (Archivbild)

    Der Bericht nannte indes nur zwei Abschnitte, an denen die Ukraine selber angreife - Richtung Melitopol und Berdjansk im Süden. Dort hofft die ukrainische Armee mit ihrer Gegenoffensive, das Asowsche Meer zu erreichen und die russische Landverbindung zur bereits seit 2014 völkerrechtswidrig annektierten Halbinsel Krim zu unterbrechen. In der Region haben sich die russischen Truppen aber besonders stark verschanzt.

    Die ukrainische Offensive läuft seit zwei Monaten, bleibt aber bisher hinter den hohen Erwartungen zurück. Russlands Angriffskrieg gegen das Nachbarland dauert bereits seit Februar vergangenen Jahres.

  • 19.14 Uhr

    Biden strebt weitere Milliardenhilfen für die Ukraine an

    US-Präsident Joe Biden will beim Kongress weitere 13 Milliarden Dollar (rund 11,4 Milliarden Franken) Nothilfen für die Ukraine beantragen. Gleichzeitig werde das Weisse Haus wohl darum bitten, den Katastrophenhilfefonds der US-Bundesregierung um zwölf Milliarden Dollar aufzustocken, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Quelle am Donnerstag der Nachrichtenagentur AP. Das Paket werde wahrscheinlich noch mit Mitteln für Bedürfnisse im Inland aufgestockt.

    Ziel der Kombination ist offenbar, eine breitere Unterstützung der oppositionellen Republikaner zu gewinnen, die im Repräsentantenhaus die Mehrheit stellen. Die Fraktion in der Kongresskammer steht unter erheblichem Druck, Unterstützung für Ex-Präsident Donald Trump zu zeigen, der US-Hilfen für die Ukraine äusserst skeptisch gegenübersteht und sich erneut um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner bewirbt.

  • 17.58 Uhr

    Russland meldet zwei Tote bei ukrainischem Angriff auf russische Grenzregion

    Bei einem ukrainischen Angriff auf ein Dorf in der russischen Grenzregion Brjansk sind russischen Angaben zufolge zwei Menschen ums Leben gekommen. «Zwei Zivilisten sind von den ukrainischen Streitkräften getötet worden», erklärte Gouverneur Alexander Bogomas am Donnerstag in Online-Netzwerken. Der Angriff ereignete sich demnach im Dorf Tschaussi, etwa fünf Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt.

    Zwei weitere Bewohner des Dorfes, eine Frau und ein Mann, wurden zudem laut Bogomas bei dem Angriff verletzt. Die Behörden von russischen Regionen an der Grenze zur Ukraine haben Kiew wiederholt willkürliche Bombardierungen vorgeworfen. Bei einem Beschuss der Grenzregion Belgorod wurden am Mittwoch russischen Angaben zufolge ein Mensch getötet und vier verletzt.

  • 14.53 Uhr

    Estland liefert Handfeuerwaffen an Ukraine

    Estland wird der Ukraine weitere Militärhilfe für den Kampf gegen Russland leisten. Die Regierung des baltischen EU- und Nato-Staates beschloss am Donnerstag, Handfeuerwaffen und Munition an Kiew zu übergeben. «Wir haben wieder einmal einen Weg für Estland gefunden, zu helfen», sagte Verteidigungsminister Hanno Pevkur in Tallinn. «Die Ukraine muss gegen die anhaltende Aggression der Russischen Föderation unterstützt werden.»

    Das an Russland grenzende Estland hat nach eigenen Angaben zufolge bislang Militärhilfe für die Ukraine im Wert von mehr als 400 Millionen Euro geleistet - oder umgerechnet mehr als ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Der kleine Baltenstaat hat rund 1,2 Millionen Einwohner und zählt zu den wichtigsten Unterstützern der Ukraine.

    Ein Scharfschütze der ukrainischen Armee ändert seine Position gegenüber den russischen Truppen in der Nähe von Bachmut.
    Ein Scharfschütze der ukrainischen Armee ändert seine Position gegenüber den russischen Truppen in der Nähe von Bachmut.
    AP

    «Die Russische Föderation darf nicht von Aggression profitieren. Dazu müssen die Unterstützer der Ukraine die Bereitstellung militärischer Hilfe beschleunigen und die Fähigkeiten ihrer eigenen Verteidigungsindustrie verbessern», wurde Pevkur in einer Mitteilung seines Ministeriums zitiert.

  • 14.25 Uhr

    Ukraine hat 37 Ortschaften in der Ostukraine evakuiert

    Angesichts heftiger Kämpfe der Stadt Kupjansk im Osten der Ukraine haben die ukrainischen Behörden die Evakuierung von 37 Ortschaften in der Region angeordnet.

    Die städtische Militärverwaltung hat eine Liste veröffentlicht, die zeigt, dass es sich neben kleineren Dörfern im nördlichen und südlichen Umland auch um die am Ostufer des Flusses Oskil gelegenen Stadtteil Kupjansks handelt.

    Demnach seien mehr als 11'000 Menschen, darunter 600 Kinder betroffen, schreibt der Leiter der regionalen Militärverwaltung, Oleh Synjehubow.

    Die Ukraine hatte die Stadt Kupjansk im Gebiet Charkiw im vergangenen Jahr aus russischer Besatzung befreit. Die Stadt und das Umland wurden danach immer wieder Ziel des russischen Beschusses.

  • 14.10 Uhr

    Ukrainische Marine richtet neuen Schiffskorridor ein

    Eigenen Angaben zufolge hat die ukrainische Marine einen neuen, temporären Korridor für den kommerziellen Schiffsverkehr im Schwarzen Meer eingerichtet.

    Er sei für Handelsschiffe, die derzeit in den Schwarzmeerhäfen der Ukraine festhingen, und den Transport von Getreide und Agrarprodukten gedacht, sagt ein Marine-Sprecher der Nachrichtenagentur Reuters. Es werde damit gerechnet, dass die ersten Schiffe den «humanitären Korridor» in den kommenden Tagen nutzen. Die Marine warnt zugleich vor dem Risiko von Minen im Schwarzen Meer. Zudem stelle Russlands Militär weiterhin eine Bedrohung dar.

  • 14.00 Uhr

    Yandex-Mitgbegründer nennt Krieg «barbarisch»

    Der Mitbegründer des russischen Internetkonzerns Yandex, Arkadi Wolosch, verurteilt den Krieg gegen die Ukraine scharf.

    «Die russische Invasion der Ukraine ist barbarisch und ich bin kategorisch dagegen», schreibt Wolosch in einer Mitteilung. Obwohl er seit 2014 in Israel lebe, müsse er seinen Teil der Verantwortung für die Taten Russlands übernehmen. Wolosch hat sowohl die russische als auch die israelische Staatsbürgerschaft. Er trat als Yandex-Chef zurück nachdem ihn die EU im Juni 2022 auf ihre Sanktionsliste setzte.

  • 11.30 Uhr

    AKW Saporischschja erneut mit Reservestromversorgung

    Über Nacht hat das von Russland besetzte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja erneut die Verbindung zur letzten verbliebenen Hauptstromleitung verloren. Gemäss einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters, die auf den staatlichen Konzern Energoatom verweist, sei das AKW auf eine Reserveleitung umgeschaltet worden.

    Weiter heisst es, das AKW stehe am Rande eines Stromausfalls, da die Reserveleitung weniger als die Hälfte der Stromkapazität der Hauptleitung habe.

    Das Kernkraftwerk Saporischschja ist im Hintergrund des flachen Kachowka-Stausees zu sehen.
    Das Kernkraftwerk Saporischschja ist im Hintergrund des flachen Kachowka-Stausees zu sehen.
    Kateryna Klochko/AP
  • 11.15 Uhr

    Patriot Systeme aus Deutschand bleiben bis Ende Jahr in Polen

    Die deutschen Luftverteidigungssysteme namens Patriot bleiben noch bis zum Jahresende in Polen stationiert. Man habe ein entsprechendes Angebot der deutschen Regierung angenommen, wie der polnische Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak zum öffentlich-rechtlichen Radiosender. Bis zum Ende des Jahres sei das Land bereit, eigene Patriot-Systeme in die Luftabwehr integrieren zu können. 

    Die drei deutschen Einsatzstaffeln sind seit Januar im Südosten Polens im Einsatz.

    Aufbau einer Luftverteidigungsstellung: Soldaten der deutschen Luftwaffe bei einer Übung.
    Aufbau einer Luftverteidigungsstellung: Soldaten der deutschen Luftwaffe bei einer Übung.
    Jens Büttner/dpa
  • 10.57 Uhr

    Nach Explosion nahe Moskau: Zwölf Menschen werden weiter vermisst

    Nach der schweren Explosion auf dem Gelände einer mutmasslich für die russische Rüstungsindustrie tätigen Firma in der Stadt Sergijew Possad werden offiziellen Angaben zufolge noch immer zwölf Menschen vermisst.

    Nach ihnen werde in dem rund 70 Kilometer nordöstlich von Moskau gelegenen Ort weiter unter den Trümmern gesucht, meldete die Agentur Interfax am Donnerstag unter Berufung auf den Zivilschutz. Bislang seien ein Todesopfer sowie 55 Verletzte registriert worden.

    Am Mittwoch hatte es auf einem Firmengelände in Sergijew Possad eine heftige Explosion gegeben. Offiziell nannten die russischen Behörden menschliches Versagen als Grund. Demnach soll ein Lager für Pyrotechnik in Brand geraten sein, das auf dem Fabrikgelände untergebracht gewesen sei. Mittlerweile soll auch der Direktor des Pyrotechnik-Betriebs festgenommen worden sein.

    Einer Recherche des unabhängigen Portals «Agentstwo» zufolge soll das Sagorsker Optisch-Mechanische Werk, auf dessen Gelände sich die Explosion ereignete, jedoch an der Entwicklung eines neuen Kampfflugzeugs beteiligt gewesen sein. In der Vergangenheit war zudem bekannt, dass das Werk optische Geräte für den militärischen Gebrauch herstellte. Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine wurde deshalb nun auch über eine möglicherweise gezielte Attacke auf Sergijew Possad, beispielsweise mit Drohnen, spekuliert.

    Rauch steigt über dem Fabrikgelände in Sergijew Possad auf.
    Rauch steigt über dem Fabrikgelände in Sergijew Possad auf.
    AP
  • 10.30 Uhr

    Polen will Grenzschutz zu Belarus mit 10'000 Mann verstärken

    Bis zu 10'000 Soldaten will Polen an die Grenze zu Belarus verlegen. Gemäss Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak sollen 4'000 den Grenzschutz direkt unterstützen, 6'000 dienen als Reserve. In einem Radiointerview sagt Blaszczak, solle die Verstärkung an der Grenze dazu dienen den Agressor abzuschrecken. 

    Seit sich hunderte Wagner-Söldner nach dem aufgegebenen Putschversuch in Russland nach Belarus gegangen sind, fürchtet Polen mehr um seine Sicherhiet.

  • 10.15 Uhr

    Mutmasslicher deutscher Spion soll aus persönlichen Motiven gehandelt haben

    Der mutmassliche Spion im Beschaffungsamt der deutschen Bundeswehr soll gemäss «Spiegel» zufolge aus persönlichen Motiven gehandelt haben.

    Demnach gehen die deutschen Behörden davon aus, dass der Hauptmann frustriert mit seiner beruflichen Situation gewesen sein soll. 

    So habe der Mann durch den Kontaktversuch mit den russischen Geheimdiensten versucht, sich möglicherweise wichtig zu machen, berichtet das Nachrichtenmagazin.

    Spionageverdacht im Bundeswehr-Beschaffungsamt: Festnahme in Koblenz

    Spionageverdacht im Bundeswehr-Beschaffungsamt: Festnahme in Koblenz

    Karlsruhe, 10.08.23: Spionageverdacht bei der Bundeswehr: Ermittler des Bundeskriminalamtes haben einen Mitarbeiter der Bundeswehr-Beschaffungsbehörde wegen Verdachts auf geheimdienstliche Agententätigkeit für Russland festgenommen. Auch die Wohnung und der Arbeitsplatz des Mannes wurden durchsucht, wie die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mitteilte. Der Beschuldigte sei dringend verdächtig, für einen ausländischen Geheimdienst tätig gewesen zu sein. Er soll sich von Mai dieses Jahres an «aus eigenem Antrieb» mehrfach an das Russische Generalkonsulat in Bonn und die Russische Botschaft in Berlin gewandt und eine Zusammenarbeit angeboten haben. Dabei habe er Informationen aus seiner beruflichen Tätigkeit übermittelt – «zwecks Weiterleitung an einen russischen Nachrichtendienst». Der Beschuldigte wurde dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt und kam in Untersuchungshaft. Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) in Koblenz ist zuständig für die Ausstattung der Bundeswehr mit Material und Waffen sowie die Entwicklung, Erprobung und Beschaffung von Wehrtechnik.

    10.08.2023

    Der mutmassliche Spion soll seit Mai dem Generalkonsulat in Bonn sowie der russischen Botschaft in Berlin mehrmals die Zusammenarbeit angeboten haben.

  • 9.15 Uhr

    Überlastete Spitäler können praktisch keine Dienstleistung für Zivilbevölkerung leisten

    Die medizinischen Kliniken in den von Russland besetzten Gebieten in der Südukraine sind  mit Verwundeten überlastet. Das berichtet die  Zeitung «Kyiv Independent» mit Verweis auf das Nationale Widerstandszentrum. 

    Dem Bericht zufolge, würden die russischen Besatzungstruppen ihre verwundeten Soldaten in Bezirkskrankenhäusern versorgen, bis sie sich teilweise oder vollständig erholt haben. Erst dann würden die Soldaten in eigene Einrichtungen verlegt werden, heisst es weiter.

    Die Folge sei, dass die Krankenhäuser praktisch keine Dienstleistungen für die Zivilbevölkerung anbieten könnten.

  • 8.40 Uhr

    London: Russland geht stärker gegen virtuelle private Netzwerke vor

    Die russischen Behörden sind nach Angaben britischer Geheimdienste zuletzt deutlich stärker gegen die Nutzung virtueller privater Netzwerke (VPN) vorgegangen. «VPN stellen wahrscheinlich die grösste einzelne Schwachstelle bei den Versuchen des russischen Staates dar, inländische Informationen allumfassend zu kontrollieren», schrieb das britische Verteidigungsministerium am Donnerstag in seinem täglichen Update.

    Geschützte Netzwerkverbindungen erlauben den Zugang zu Internetseiten sowie sozialen Medien, die in Russland gesperrt sind, und damit zu objektiven Informationen über staatliche Repressionen oder den Angriffskrieg gegen die Ukraine. VPN seien zwar seit 2017 in Russland illegal, aber dennoch weiterhin sehr beliebt, hiess es in London weiter.

    Nun aber seien viele der bekanntesten Verbindungen unbrauchbar, zitierte das Ministerium Medienberichte. «Neben zunehmenden technischen Störungen hat der russische Staat auch eine öffentliche Kampagne gestartet, und er versucht, die Bürger mit der Behauptung, ihre persönlichen Daten seien gefährdet, dazu zu verleiten, VPN zu meiden.»

    Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.

  • 8.10 Uhr

    US-Institut: Deal zwischen Prigoschin und Putin soll gescheitert sein

    Laut US-Experten deuten Spekulationen über den Rückzug der Wagner-Gruppe aus Belarus darauf hin, dass das Abkommen zwischen Kremlchef Wladimir Putin und dem Söldnerboss Jewgeni Prigoschin gescheitert sein dürfte.

    Wie das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) berichtet, behauptete ein russischer Insider am Dienstag, dass sich die Wagner-Kämpfer wieder aus Belarus zurückziehen würden. Eine erste Phase habe schon begonnen, eine zweite werde am Wochenende starten. Laut dem US-Institut spekulierten der Insider und eine mit Wagner verbundene Quelle, dass die Wagner-Kräfte das Land verlassen würden, weil der belarusische Präsident Alexander Lukaschenko sich weigere, Wagner zu finanzieren, nachdem er erfahren haben soll, dass Russland nicht für Wagner zahlen würde.

  • 7.22 Uhr

    Moskauer Bürgermeister: Erneut Drohnenangriff abgewehrt

    Die russische Hauptstadt Moskau ist Bürgermeister Sergej Sobjanin zufolge erneut Ziel eines Drohnenangriffs geworden. Zwei Drohnen seien gegen 4.00 Uhr Ortszeit (3.00 Uhr MESZ) von der Luftabwehr abgeschossen worden, teilte Sobjanin am Donnerstagmorgen bei Telegram mit.

    Die beiden Moskauer Flughäfen Wnukowo und Domodedowo liessen zwischenzeitlich keine Flugzeuge starten und landen. Zugleich wurde aus der Stadt Domodedowo nachts ein Brand auf einer Fläche von 1000 Quadratmetern gemeldet. Ob es einen Zusammenhang zu dem Drohnenvorfall gab, war zunächst unklar.

    Ende Juli/Anfang August war die russische Hauptstadt mit dem Wolkenkratzerviertel Moskwa City binnen drei Tagen zweimal Ziel eines feindlichen Drohnenangriffs geworden. Mehrere Drohnen wurden nach russischen Angaben abgeschossen. Allerdings wurde auch die Fassade eines Glasturms getroffen.

    Die Millionenmetropole war bereits zuvor mehrfach Ziel von Drohnenangriffen, die allerdings in keinem Verhältnis stehen zu den massenhaften Attacken Russlands in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine. Moskau beschiesst auch die Hauptstadt Kiew immer wieder mit Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern. Es gab in Kiew Tote, Verletzte und massive Schäden. Russland führt gegen die Ukraine seit mehr als 17 Monaten einen zerstörerischen Angriffskrieg.

    Reparaturarbeiten im Zentrum von Moskau nach dem Einschlag ukrainischer Drohnen am 30. Juli 2023.
    Reparaturarbeiten im Zentrum von Moskau nach dem Einschlag ukrainischer Drohnen am 30. Juli 2023.
    IMAGO/ZUMA Wire
  • 4 Uhr

    «Vielen Dank, Olaf!» - Deutschland schickt mehr Waffen

    Auf die neuen Patriot-Abschussrampen ging Selenskyj auch in seiner Videoansprache ein und duzte sogar den Kanzler, zu dem das Verhältnis zu Anfang des Krieges noch gespannt war. «Vielen Dank, Olaf, dafür - das ist notwendig, um unser Volk vor dem russischen Terror zu schützen», sagte er. Russland bombardiert die Ukraine immer wieder mit Marschflugkörpern, Raketen und Drohnen. Deren Luftabwehr hat sich seit dem Herbst 2022 mit internationaler Hilfe stark verbessert. Die Hauptstadt Kiew gilt mittlerweile als gut geschützt. In anderen Städten und an der Front ist die Abwehr der Luftangriffe schwieriger. Bei Raketenbeschuss auf die südukrainische Stadt Saporischschja wurden nach Selenskyjs Angaben mindestens drei Menschen getötet.

    Bundeskanzler Olaf Scholz und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in Vilnius. Foto: Kay Nietfeld/dpa
    Bundeskanzler Olaf Scholz und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in Vilnius. Foto: Kay Nietfeld/dpa
    Kay Nietfeld/dpa

    Für die Ukraine sind die in den USA gebauten Patriot-Systeme besonders wertvoll, weil sie nach Kiewer Angaben schon mehrmals russische Hyperschallraketen abgefangen haben. Deutschland hat auch die Neuentwicklung Iris-T geschickt, die im eigenen Land noch gar nicht im Einsatz ist. Die Flugabwehrpanzer Gepard haben sich als effektive Waffe gegen russische Drohnen iranischer Bauart erwiesen.

    Zu den neuen deutschen Lieferungen zählen auch zehn weitere Mehrzweck-Kettenfahrzeuge Bandvagn 206, sechs Schwerlastsattelzüge sowie etwa 6000 Schuss Nebelmunition für Artilleriegeschütze mit Kaliber 155 Millimeter. Das geht aus der offiziellen Liste militärischer Hilfen für die Ukraine hervor. Die Bundesregierung in Berlin aktualisiert die Liste wöchentlich. Demnach stellte Deutschland in dieser Woche auch 100 Maschinengewehre, Tausende Schiessbrillen, Ferngläser und Material zum Minenräumen zur Verfügung.

  • 3 Uhr

    Gefechte an allen Frontabschnitten

    Selenskyj berichtete, er habe mit seiner Militärführung die laufende ukrainische Gegenoffensive analysiert. «Was funktioniert gut. Was muss verstärkt werden. Was planen wir für die nahe Zukunft», sagte er. Der Generalstab in Kiew listete abends heftige Gefechte an allen Frontabschnitten im Osten und Süden des Landes auf. Bei Bachmut im Gebiet Donezk verteidige die ukrainische Armee die zurückeroberten Positionen gegen russische Angriffe. Bei Kujansk versuchten die Russen mit dem massiven Einsatz von Artillerie und Luftwaffe die Initiative zu gewinnen, sagte ein ukrainischer Militärsprecher. Diese Militärangaben waren nicht unmittelbar zu überprüfen.

  • 0 Uhr

    Vermisste nach Explosion in russischem Rüstungsbetrieb

    Durch die starke Explosion in der russischen Stadt Sergijew Possad, etwa 70 Kilometer nordöstlich von Moskau, wurden nach offiziellen Angaben 56 Menschen verletzt. Allerdings wurden acht Vermisste bis Mittwochabend nicht gefunden, wie Stadtoberhaupt Dmitri Akulow der Agentur Interfax zufolge sagte. Eine verletzte Beschäftigte der betroffenen Fabrik starb demnach im Krankenhaus. Kritische russische Medien berichteten, dass es angeblich mehrere Tote gegeben habe.

    Auf Fotos und Videos war zu erkennen, wie am Mittwochvormittag eine grosse Rauchsäule über der Stadt aufgestiegen war. Im Internet wurde spekuliert, dass das Sagorsker Optisch-Mechanische Werk (SOMS) Ziel eines Drohnenangriffs geworden sei. Der Betrieb stellt optische Geräte für den militärischen Gebrauch her.

    Russischen Behörden zufolge ereignete sich die Explosion in einem Lager des Pyrotechnikherstellers Piro-Ross. Das Unternehmen wurde 1994 von vier Rüstungsbetrieben gegründet. Die Firma liegt der Anschrift nach ebenfalls auf dem SOMS-Gelände.

    Die Stadtverwaltung rief den Katastrophenfall aus. Sie sprach von einem Verstoss gegen Sicherheitsmassnahmen als Ursache. Die Version eines Drohnenangriffs wurde von offiziellen Stellen zurückgewiesen. Unabhängig überprüfbar waren diese Angaben aber nicht. Russland beschiesst seit 17 Monaten systematisch die Ukraine. Seit einigen Monaten gibt es mutmassliche ukrainische Gegenangriffe mit Drohnen, die in Grenzregionen einschlagen, aber auch in Moskau.

  • 22.42 Uhr

    Selenskyj: Ukraine braucht viel mehr Flugabwehrwaffen

    Die Ukraine braucht nach den Worten ihres Präsidenten Wolodymyr Selenskyj noch viel mehr Waffen zur Abwehr russischer Luftangriffe. «Wir arbeiten jeden Tag, jede Woche daran, dass unsere Verteidiger des Himmels dafür mehr Flugabwehrsysteme und Raketen bekommen», sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache am Mittwoch. Deshalb würdigte er auch die Lieferung zweier weiterer Abschussrampen für das Flugabwehr-System Patriot aus Deutschland. «Das bringt die Schaffung eines vollwertigen Luftschutzschilds für die Ukraine definitiv näher.»

    Selenskyj erwartet nach eigenen Worten auch Fortschritte in dem Vorhaben, die ukrainische Luftwaffe mit westlichen Kampfjets F-16 auszustatten. In seinem Angriffskrieg bombardiert Russland die Ukraine immer wieder mit Marschflugkörpern, Raketen und Drohnen. Die ukrainische Luftabwehr hat sich mit internationaler Hilfe stark verbessert. Die Hauptstadt Kiew gilt mittlerweile als gut geschützt. In anderen Städten und an der Front ist die Abwehr russischer Angriffe aus der Luft schwieriger.

    Ukrainischer Flugabwehr-Schütze im Einsatz gegen feindliche Kampfjets.
    Ukrainischer Flugabwehr-Schütze im Einsatz gegen feindliche Kampfjets.
    IMAGO/Ukrinform