Lagebild Ukraine 50'000 Nordkoreaner und Russen sollen Kursk zurückerobern

Philipp Dahm

11.11.2024

Medien: Musk bei Trumps Telefonat mit Selenskyj dabei

Medien: Musk bei Trumps Telefonat mit Selenskyj dabei

Washington, 09.11.2024: Erste Gespräche: Der designierte US-Präsident Donald Trump hat mit Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj telefoniert. Der Tech-Milliardär Elon Musk war laut Medienberichten mit von der Partie. Geplant war das wohl ursprünglich nicht. Musk soll zugesichert haben, dass sein Satelliten-Kommunikationssystem Starlink weiterhin für die Ukraine zur Verfügung stehen wird. Laut Medienberichten hatte Selenskyj insgesamt das Gefühl, dass das das Gespräch mit Trump und Musk gut für die Ukraine verlaufen ist. Das Telefonat habe beim ukrainischen Präsidenten «kein Gefühl der Verzweiflung hinterlassen». Trump behauptet, dass er den Krieg in der Ukraine beenden könnte. Eine der Ideen in Trumps Team ist eine entmilitarisierte Zone entlang des Frontverlaufs. Eine weitere Überlegung ist, dass sich die Ukraine verpflichten soll, mindestens 20 Jahre lang auf einen Nato-Beitritt zu verzichten – im Gegenzug sollen dann weitere US-Militärhilfe folgen.

11.11.2024

Moskau hat angeblich 50'000 Soldaten zusammengezogen, um Kursk zurückzuerobern, bevor unter Donald Trump etwaige Verhandlungen über einen Frieden beginnen. Auch Nordkoreaner helfen dem Kreml dabei.

Philipp Dahm

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Wenn Donald Trump ins Weisse Haus einzieht, könnte er versuchen, die Front in der Ukraine einzufrieren – bis dahin muss Wladimir Putin aber auch die Ukrainer aus Kursk vertreiben.
  • Moskau soll in Kursk bereits 50'000 Soldaten zusammengezogen haben: Dabei sollen keine Personen von anderen Frontabschnitten abgezogen worden sein.
  • Unter diesen Soldaten sollen auch Tausende Nordkoreaner sein, die angeblich organisierter, jünger und fitter als die Russen sind.
  • Ein Experte rechnet damit, dass bald bis zu 15'0000 Nordkoreaner monatlich die russische Armee unterstützen werden.
  • Joe Biden schickt Kiew 500 Abfangraketen, bremst aber weiter beim Einsatz von Langstreckenwaffen gegen Russland.
  • Die russische Armee bezahlt für den aktuellen Frontfortschritt einen hohen Blutzoll.

Wie wird sich der Krieg in der Ukraine verändern, wenn Donald Trump ins Weisse Haus einzieht? Der kommende US-Präsident will den Konflikt innert 24 Stunden beilegen, wenn er sein Amt angetreten hat. Eine Option könnte für ihn sein, den Grenzverlauf einzufrieren.

Je nachdem, was sonst noch ausgehandelt wird, könnte Wladimir Putin das recht sein. Ein Waffenstillstand würde den Kreml in die Lage versetzen, dass sich die Armee und ihre Bestände erholen könnten, bevor diese erneut angreift. Einem Einfrieren der Front wird Moskau aber nur zustimmen, wenn die Lage in Kursk bereinigt ist.

Wenn Kiew jene Gebiete abtreten müsste, die Russland besetzt hat, müsste das umgekehrt auch für das russische Territorium in Kursk gelten, das der Gegner kontrolliert. Dass Putin hinnehmen würde, dass Kernland verloren geht, ist kaum vorstellbar. Sprich: Kursk muss zurückerobert werden – und das möglichst bis zum 20. Januar, wenn Trumps zweite Amtszeit beginnt.

50'000 Soldaten stehen in Kursk bereit

Wie die «New York Times» (NYT) berichtet, hat Moskau 50'000 Soldaten in Kursk zusammengezogen. Um auf diese Summe zu kommen, habe der Kreml nicht einmal Truppen aus anderen Frontabschnitten abziehen müssen. Dafür wird die Gruppe mit Soldaten aus Nordkorea aufgestockt.

Dem Bericht zufolge sind die Nordkoreaner, die eigentlich zum XI. Korps der Armee gehören, in Osteuropa in zwei Einheiten unterteilt: eine Angriffs- und eine Unterstützungsgruppe. Aktuell trainieren sie im äussersten Westen von Kursk für ihren bevorstehenden Einsatz an der Seite von russischen Truppen: Das Programm reicht von Artilleriefeuer über das Säubern von Gräben bis zum Minenlegen und Infanterietaktik.

George Barros von der Washingtoner Denkfabrik Institute for the Study of War meint, dass die Asiaten gut organisiert sind. «Die eine Sache, bei der sie vielleicht sogar besser sind als die Russen, sind Kohäsion und Disziplin», sagt er der NYT. 

«Jünger und in besserer Form»

Fällt die Hilfe aus Pjöngjang also bisher überhaupt ins Gewicht? «Tausende zusätzlicher Infanteristen können in Kursk einen Unterschied machen», antwortet Rob Lee, Militärexperte vom Foreign Policy Research Institute in Philadelphia, Pennsylvania. «Diese Soldaten sind jünger und in besserer Form als viele russische Zeitsoldaten.»

Barros glaubt nicht, dass es bei dem bisherigen Kontingent bleibt: Er rechnet damit, dass in Zukunft bis zu 15'000 Nordkoreaner die russische Armee verstärken könnten – und zwar jeden Monat. Die Frage ist, wie weit sie gehen werden: Würden sie an der Grenze Halt machen oder mit ihren russischen Kameraden auch auf ukrainischen Boden vordringen?

Auch Kiew bereitet sich auf Trumps zweite Amtszeit vor: «Der Winter ist ein kritischer Punkt. Ich hoffe, der Krieg neigt sich dem Ende zu», sagt eine ukrainische Quelle der Nachrichtenagentur Reuters. «Jetzt definieren wir für beide Seiten die Positionen für die Verhandlungen.»

Biden schickt Raketen – und bremst

Joe Biden will der Ukraine helfen, solange er noch kann: Laut «Wall Street Journal» (WSJ) hat der amtierende US-Präsident 500 Abfangraketen für die Luftabwehrsysteme Patriot und NASAMS nach Kiew geschickt. Zudem machen Paris und London Druck, damit Biden die Beschränkungen für weitreichende Waffen aufhebt, schreibt der britische «Telegraph».

Russische Flugplätze in Reichweite verschiedener Langstreckenwaffen.
Russische Flugplätze in Reichweite verschiedener Langstreckenwaffen.
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Gleichzeitig hat Frankreich eine weitere Lieferung von Marschflugkörpern des Typs Scalp an die Ukraine angekündigt, mit denen die Armee den Feind explizit auch hinter der Front angreifen soll. Der Schönheitsfehler ist jedoch, dass auch in den französischen Raketen US-Technik steckt, die bedingen, dass das Weisse Haus ihrem Einsatz zustimmt.

Lange Leine lässt das Weisse Haus Wolodymyr Selenskyj bisher nur bei den Antiradarraketen: Laut WSJ haben die USA Kiew mehrere Exemplare der brandneuen AGM-88E Advanced Anti-Radiation Guided Missiles (AARGM) übergeben, die bereits gegen die russische Luftabwehr im Einsatz seien.

Russland zahlt den Preis in Blut

An der Front rückt Russland weiter vor. Vor allem in Donezk im Südosten von Pokrowsk macht Putins Armee weiter Boden gut. Der Preis, der dafür gezahlt werden muss, ist aber weiter hoch: Zuletzt sollen an einem Tag 1770 russische Soldaten verletzt oder getötet worden sein.

Das schliesst an das an, was Admiral Sir Tony Radakin über den Oktober gesagt hat: Laut dem britischen Chief of the Defence Staff sind im vergangenen Monat jeden Tag durchschnittlich 1500 Russen pro Tag verletzt oder getötet worden.

Die USA gehen von 1200 russischen Verlusten pro Tag aus, doch selbst die Zahl ist zu hoch, schreibt das Institute for the Understanding of War: «Das russische Militär kann fast sicher eine tägliche Opferzahl von mehr als 1200 Personen nicht auf Dauer aufrechterhalten, während Putin versucht, eine weitere unfreiwillige Einberufung von Reservisten zu vermeiden.»


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