Anschlag in MagdeburgWie gut sind eigentlich Schweizer Weihnachtsmärkte geschützt?
tgab
21.12.2024
Der tödliche Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg verunsichert auch die Besucher*innen in der Schweiz. Laut einem Experten sind hierzulande viele Märkte zu wenig geschützt.
tgab
21.12.2024, 21:48
Gabriela Beck
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Nach dem Anschlag in Magdeburg wird der Schutz von Weihnachtsmärkten intensiv diskutiert.
Ein Schweizer Experten kritisiert einen ungenügenden Schutz vieler Weihnachtsmärkte.
Sicherheitskonzepte seien oft nicht detailliert genug und Sperren nur vereinzelt aufgestellt.
Nach dem tödlichen Anschlag in Magdeburg herrscht auch auf Schweizer Weihnachtsmärkten grosse Betroffenheit - und Verunsicherung. Kann ein solcher Anschlag überall passieren, auch in der Schweiz?
Von einem «mulmigen Gefühl» berichtet eine Marktbesucherin auf dem Münsterhof in Zürich dem «Tagesanzeiger». Eine andere sagt: «Ich habe mir schon Gedanken gemacht heute Morgen». Ein Verzicht auf den Besuch des Weihnachtsmarkts sei für sie allerdings nicht infrage gekommen. «Ich fühle mich sicher in Zürich, ich kenne die Stadt, und glücklicherweise ist es hier auch noch nie zu einem solchen Terroranschlag gekommen.»
Die Organisatoren des Weihnachtsmarkts auf dem Münsterhof hätten reagiert, schreibt der Tagi. Mit Blick auf mögliche Nachahmungstäter haben sie demnach Anpassungen das Sicherheitskonzept angepasst. So seien die Zeiten, in denen die mobilen Zufahrtssperren aktiviert sind, verlängert worden.
Wenig Infos der Polizei aus taktischen Gründen
Das Wienachtsdorf am Bellevue arbeitet beim Sicherheitskonzept eng mit der Stadtpolizei zusamme. Die Stadtpolizei sei gut vorbereitet, man habe vollstes Vertrauen in die Behörden, versichert Co-Veranstalterin Katja Weber.
Die Stadtpolizei hält sich mit Auskünften zu Sicherheitsvorkehrungen zurück. «Aus taktischen Gründen machen wir keine detaillierten Angaben zu den konkreten sicherheits- und kriminalpolizeilichen Massnahmen im Umfeld der Zürcher Weihnachtsmärkte», sagt Sprecher Marc Surber am Samstag auf Anfrage des Tagi. Die Stadtpolizei Zürich stehe jedoch kontinuierlich in Kontakt mit den zuständigen Stellen von Kanton und Bund. Zudem würden, wie schon in der Vergangenheit, bei den verschiedenen Marktplätzen Fahrzeugrückhaltesysteme eingesetzt.
Auch Basel, Solothurn und Bern haben nach dem Anschlag in Magdeburg die Sicherheitslage für die eigenen Weihnachtsmärkte und Gebiete der Sonntagsverkäufe neu beurteilt. Allerdings habe sich für die Schweiz an der aktuellen Terrorlage nichts geändert, so die Auskunft der Polizei Basel.
Die Sicherung von Events sei für die Verantwortlichen immer eine Gratwanderung, sagt Sandro Wetter, Miteigentümer der Wetter-Gruppe, die unter anderem mobile Sicherheitssperren herstellt, gegenüber «20 Minuten». «Man will sich schützen, aber nicht gleich eine Betonwand um den ganzen Weihnachtsmarkt aufstellen». Deshalb seien viele Veranstaltungen in der Schweiz nur unzureichend geschützt.
Eine Gefahr sieht er in Sicherheitskonzepten, die nicht bis ins letzte Detail ausgearbeitet sind. Oft seien auch nur vereinzelte Sicherheitssperren aufgestellt. Laut Wetter haben Tests gezeigt, dass Beton-Elemente, die oft als Sperren zum Einsatz kommen, die Fahrzeuge teils gar nicht stoppen können oder beim Aufprall in gefährliche Beton-Schrapnelle zerbrechen, die Menschen verletzen können, schreibt «20 Minuten» weiter.
Ob aufgrund des Anschlags in Magdeburg weniger Menschen die Weihnachtsmrärkte in der Schweiz besuchen, können die Organisatoren nicht abschätzen. Eines der Ziele solcher Attentäter ist ganz kla: bei Menschen Angst schüren, damit sie Anlässen wie Weihnachtsmärkten fernbleiben.