Vom Makler zum Attentäter Wer war der Mann, der in New Orleans mindestens 15 Menschen tötete?

SDA

2.1.2025 - 12:02

FBI spricht von Terrorakt in New Orleans

FBI spricht von Terrorakt in New Orleans

Nach der Todesfahrt eines Mannes bei Silvesterfeierlichkeiten in New Orleans ist die Zahl der Opfer noch einmal gestiegen. Die Bundespolizei FBI untersucht den Fall als einen «Akt von Terrorismus».

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Über den mutmasslichen Attentäter von New Orleans werden Details bekannt: Der Ex-Soldat der US-Armee und Immobilienmakler soll vor dem Anschlag zwei kleinere Delikte begangen und Geldprobleme gehabt haben.

Keystone-SDA

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  • Der mutmassliche Attentäter Shamsud-Din Jabbar hat in der Neujahrsnacht mindestens 15 Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt. Die Polizei tötete ihn in einem Schusswechsel.
  • Jabbar war ehemaliger IT-Spezialist der US-Armee, später Immobilienmakler, hatte finanzielle Probleme und zeigte in Online-Videos Hinweise auf Radikalisierung durch den Islamischen Staat (IS).
  • In seinem Fahrzeug haben Ermittler eine IS-Flagge gefunden. US-Präsident Biden bestätigt, dass Jabbar kurz vor der Tat IS-inspirierte Inhalte online teilte, während Angehörige seine Radikalisierung betonen.

Der mutmassliche Attentäter von New Orleans, der vom FBI als der 42-jährige US-Bürger Shamsud-Din Jabbar identifiziert wurde, stammte aus Texas und war dort offenbar als Immobilienmakler tätig. Früher war er Soldat der US-Armee, in der er jahrelang als IT-Spezialist diente. In einem vor vier Jahren auf Youtube veröffentlichten Video, in dem er seine Maklerdienste anbot, rühmte sich Jabbar selbst als «harter Verhandlungspartner».

Aus von der «New York Times» veröffentlichten Strafregistern geht hervor, dass er zweimal wegen kleinerer Delikte angeklagt wurde: 2002 wegen Diebstahls und 2005 wegen Fahrens ohne gültigen Führerschein. Der Zeitung zufolge war Jabbar zweimal verheiratet, seine zweite Ehe ist im Jahr 2022 geschieden worden.

Im Scheidungsverfahren schilderte er dem Anwalt seiner Frau in einer E-Mail seine finanziellen Probleme. «Ich kann mir die Raten für das Haus nicht leisten», schrieb er laut «NYT». Seine Immobilienfirma habe im Jahr zuvor mehr als 28'000 Dollar Verlust gemacht. Auch habe er wegen der Anwaltskosten tausende Dollar an Kreditkartenschulden.

Die Georgia State University bestätigte der Nachrichtenagentur AFP, dass ein Mann namens Shamsud-Din Jabbar dort von 2015 bis 2017 studiert und einen Bachelor-Abschluss im Fach Computersysteme gemacht habe.

Aussagen in Video auf Youtube

In dem Youtube-Video, das AFP ansehen konnte, das später aber von der Plattform gelöscht wurde, gab Jabbar an, lange beim US-Militär als IT-Spezialist gedient zu haben. Durch diese Erfahrung habe er ein Verständnis für guten Service entwickelt und dafür, auf alles zu achten, «um sicherzustellen, dass alles reibungslos abläuft», sagt der Ex-Armeeangehörige mit einem Südstaatenakzent in dem Video.

Die US-Bundespolizei FBI bestätigte in ihrer Pressekonferenz nach der tödlichen Auto-Attacke, dass Jabbar US-Soldat war und offenbar ehrenhaft entlassen wurde. Laut Pentagon hatte er von 2007 bis 2015 im Personalmanagement und als IT-Fachmann für die US-Armee gearbeitet und ihr danach bis 2020 als Reservist angehört. Ein Armeesprecher sagte, Jabbar habe von Februar 2009 bis Januar 2010 in Afghanistan gedient und am Ende seines Dienstes den Rang eines Feldwebels gehabt.

Bei dem mutmasslich von dem 42-Jährigen verübten Angriff wurden in der Neujahrsnacht in New Orleans mindestens 15 Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt. Der Täter fuhr mit seinem Pick-up in dem bei Touristen beliebten Viertel French Quarter in eine feiernde Menschenmenge.

In jungen Jahren konvertiert

In seinem Wagen fanden die Ermittler eine Flagge der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). US-Präsident Joe Biden sagte unter Berufung auf die Ermittler, einige Stunden vor dem Angriff in New Orleans habe Jabbar in Online-Netzwerken Videos veröffentlicht, die darauf hinwiesen, dass er «vom IS inspiriert» gewesen sei.

Ein Mann namens Abdur Jabbar aus dem texanischen Beaumont, der nach eigenen Angaben der Bruder von Shamsud-Din Jabbar ist, sagte der «New York Times», sein Bruder sei «wirklich ein Schatz, ein netter Kerl, ein Freund, wirklich klug, fürsorglich» gewesen. Er sei bereits in jungen Jahren zum Islam konvertiert. Seine nun verübte Tat in New Orleans repräsentiere hingegen nicht den Islam, sagte Abdur Jabbar. «Das ist mehr eine Form der Radikalisierung, keine Religion.»

Chris Pousson, ein Jugendfreund Jabbars, sagte der «NYT», dieser sei ein Mensch gewesen, der «keine Probleme machte» und «gute Noten hatte». Demnach hätten die beiden 2017 über Onlinenetzwerke wieder Kontakt aufgenommen. Jabbar sei «nie bedrohlich gewesen, aber man konnte sehen, dass er wirklich intensiv geworden ist, was seinen Glauben angeht», zitierte die Zeitung Pousson.

Polizei: Täter wollte «Blutbad» anrichten

Laut der Polizeichefin von New Orleans, Anne Kirkpatrick, hatte Jabbar das Ziel verfolgt, «so viele Menschen wie möglich zu überfahren» und ein «Blutbad» anzurichten. Nach seiner Todesfahrt hatte der Angreifer das Feuer eröffnet. Er starb in einem Schusswechsel mit der Polizei.

Die Polizei entdeckte in seinem Pick-up nicht nur Waffen, sondern auch mutmassliche selbstgebaute Sprengsätze. Auch im French Quarter selbst waren zwei Sprengsätze deponiert worden, die entschärft wurden.