Lagebild UkrainePutin startet Winteroffensive – das sind seine fünf Ziele
Von Philipp Dahm
19.12.2023
Erbitterter Kampf um Awdijwka
In der seit zwei Monaten tobenden Schlacht um Awdijwka sind nach US-Schätzung rund 13'000 Russen gefallen oder verletzt worden. Um die 27'000 Truppen verbleiben. Wie zäh der Kampf ist, zeigt Mitte Dezember 2023 Reporting from Ukraine.
Bild: YouTube/Reporting from Ukraine
Zuletzt hatte dir russische Armee immer wieder erfolglos versucht, die Dörfer Stepowe und Berdychi (gelb umrandet) einzunehmen, um den Nachschub nach Awdijwka zu stören. Hier gab es aber kein Durchkommen.
Deshalb versucht es Moskau mit einem Angriff auf den Bahnhof (kleines gelbes Rechteck): Würde der erobert, könnte der Nachschub in die Stadt ebenfalls unterbrochen werden. Ein Hindernis ist das stark befestigte Industrieviertel (grosses gelbes Rechteck).
Bild: YouTube/Reporting from Ukraine
Problematisch ist der eigene Nachschub in exponiertem Gelände. Die Truppen können für die Attacke zudem nicht konzentriert werden.
Bild: YouTube/Reporting from Ukraine
Ein Gewässer teilt das Gelände in zwei Teile: Im westlichen gibt es eine Pumpstation und ein Wäldchen, im östlichen liegen Ferienhäuser.
Bild: YouTube/Reporting from Ukraine
Die Attacke auf die Pumpstation erfolgt durch offenes Gelände und führt für die meisten Angreifer in den Tod. Mörserfeuer und die 110. Mechanisierte Brigade schlagen die Russen zurück.
Bild: YouTube/Reporting from Ukraine
Auf der anderen Seite erreichen einige russische Soldaten die Ferienhäuser, die anderen geraten ins Kreuzfeuer. Ein Panzer zerstört schliesslich jene Datschen, die als Deckung genutzt werden.
Bild: YouTube/Reporting from Ukraine
Im Osten von Awdijwka hat ein massive Bombardement von Artillerie und Kampfjets das vorgelagerte Industriegebiet sturmreif geschossen: Die Verteidiger mussten sich zurückziehen.
Die Russen wollen weiter zu einem Steinbruch vorgestossen sein, der aber tiefer liegt und kaum für Angriffe taugt. Die Flanken sind exponiert: Vorerst stecken die Russen fest und werden von Drohnen gejagt.
Bild: YouTube/Reporting from Ukraine
Andere Wege in die Stadt führen an einem Restaurant (kleiner gelber Kreis) oder eine frühere Basis der Luftverteidigung (lila Rechteck) vorbei. Moskau lässt eine Attacke von der Stadt Spartak aus testen.
Bild: YouTube/Reporting from Ukraine
Die gut befestigten Überbleibsel der Basis wehren das nicht nur ab: Ein ukrainischer Gegenangriff auf Spartak trifft erfolgreich die Russen, die sich dort für den grösseren Angriff gesammelt haben.
Bild: YouTube/Reporting from Ukraine
Weil sie selbst alles eingeebnet haben, fehlt den Russen im Industriequartier die Deckung und die Flanken sind exponiert.
Weil die Versorgung der dortigen Truppen so gefährlich ist, setzt Russland erstmals ein Drohnen-Fahrzeug ein, das jedoch einer ukrainischen Drohe zum Opfer fällt.
Bild: YouTube/Reporting from Ukraine
Sammel- und Nachschub-Zentren im Hinterland sind beliebte Ziele der ukrainischen Artillerie.
Bild: YouTube/Reporting from Ukraine
Zuletzt haben die Russen in einem Waldgebiet einen Scheinangriff gestartet, um dann ...
Bild: YouTube/Reporting from Ukraine
... nach eigener Darstellung bis zu den ersten Wohnvierteln vorzudringen. Beweise gibt es dafür nicht und ...
Bild: YouTube/Reporting from Ukraine
... eine Attacke durch tiefes Gelände beim Steinbruch scheint auch wenig opportun zu sein.
Bild: YouTube/Reporting from Ukraine
An der südlichen Zange ist die Front übrigens schon seit Wochen stabil. Im Norden und Osten könnten die Verteidiger das Gröbste überstanden haben.
Bild: YouTube/Reporting from Ukraine
Erbitterter Kampf um Awdijwka
In der seit zwei Monaten tobenden Schlacht um Awdijwka sind nach US-Schätzung rund 13'000 Russen gefallen oder verletzt worden. Um die 27'000 Truppen verbleiben. Wie zäh der Kampf ist, zeigt Mitte Dezember 2023 Reporting from Ukraine.
Bild: YouTube/Reporting from Ukraine
Zuletzt hatte dir russische Armee immer wieder erfolglos versucht, die Dörfer Stepowe und Berdychi (gelb umrandet) einzunehmen, um den Nachschub nach Awdijwka zu stören. Hier gab es aber kein Durchkommen.
Deshalb versucht es Moskau mit einem Angriff auf den Bahnhof (kleines gelbes Rechteck): Würde der erobert, könnte der Nachschub in die Stadt ebenfalls unterbrochen werden. Ein Hindernis ist das stark befestigte Industrieviertel (grosses gelbes Rechteck).
Bild: YouTube/Reporting from Ukraine
Problematisch ist der eigene Nachschub in exponiertem Gelände. Die Truppen können für die Attacke zudem nicht konzentriert werden.
Bild: YouTube/Reporting from Ukraine
Ein Gewässer teilt das Gelände in zwei Teile: Im westlichen gibt es eine Pumpstation und ein Wäldchen, im östlichen liegen Ferienhäuser.
Bild: YouTube/Reporting from Ukraine
Die Attacke auf die Pumpstation erfolgt durch offenes Gelände und führt für die meisten Angreifer in den Tod. Mörserfeuer und die 110. Mechanisierte Brigade schlagen die Russen zurück.
Bild: YouTube/Reporting from Ukraine
Auf der anderen Seite erreichen einige russische Soldaten die Ferienhäuser, die anderen geraten ins Kreuzfeuer. Ein Panzer zerstört schliesslich jene Datschen, die als Deckung genutzt werden.
Bild: YouTube/Reporting from Ukraine
Im Osten von Awdijwka hat ein massive Bombardement von Artillerie und Kampfjets das vorgelagerte Industriegebiet sturmreif geschossen: Die Verteidiger mussten sich zurückziehen.
Die Russen wollen weiter zu einem Steinbruch vorgestossen sein, der aber tiefer liegt und kaum für Angriffe taugt. Die Flanken sind exponiert: Vorerst stecken die Russen fest und werden von Drohnen gejagt.
Bild: YouTube/Reporting from Ukraine
Andere Wege in die Stadt führen an einem Restaurant (kleiner gelber Kreis) oder eine frühere Basis der Luftverteidigung (lila Rechteck) vorbei. Moskau lässt eine Attacke von der Stadt Spartak aus testen.
Bild: YouTube/Reporting from Ukraine
Die gut befestigten Überbleibsel der Basis wehren das nicht nur ab: Ein ukrainischer Gegenangriff auf Spartak trifft erfolgreich die Russen, die sich dort für den grösseren Angriff gesammelt haben.
Bild: YouTube/Reporting from Ukraine
Weil sie selbst alles eingeebnet haben, fehlt den Russen im Industriequartier die Deckung und die Flanken sind exponiert.
Weil die Versorgung der dortigen Truppen so gefährlich ist, setzt Russland erstmals ein Drohnen-Fahrzeug ein, das jedoch einer ukrainischen Drohe zum Opfer fällt.
Bild: YouTube/Reporting from Ukraine
Sammel- und Nachschub-Zentren im Hinterland sind beliebte Ziele der ukrainischen Artillerie.
Bild: YouTube/Reporting from Ukraine
Zuletzt haben die Russen in einem Waldgebiet einen Scheinangriff gestartet, um dann ...
Bild: YouTube/Reporting from Ukraine
... nach eigener Darstellung bis zu den ersten Wohnvierteln vorzudringen. Beweise gibt es dafür nicht und ...
Bild: YouTube/Reporting from Ukraine
... eine Attacke durch tiefes Gelände beim Steinbruch scheint auch wenig opportun zu sein.
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An der südlichen Zange ist die Front übrigens schon seit Wochen stabil. Im Norden und Osten könnten die Verteidiger das Gröbste überstanden haben.
Bild: YouTube/Reporting from Ukraine
Die russische Armee hat eine Winteroffensive begonnen. Im Norden und Osten sind fünf Schlüsselstädte das Ziel. Der Kreml lässt auf breiter Front Druck machen – und Wladimir Putins Soldaten feiern dabei Erfolge.
Von Philipp Dahm
19.12.2023, 23:55
Philipp Dahm
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Wladimir Putins Winteroffensive hat fünf Ziele: Kupjansk, Lyman, Tschassiw Jar, Awdijwka und Kurachowe.
Zwischen Awdijwka und Wuhledar sind Moskaus Kräfte in eine Lücke vorgestossen und wollen Nowomychajiliwka erobern.
In Awdijwka gehen Moskau die Truppen nicht aus: Nördlich und nun auch südlich der Stadt wurde Boden gutgemacht. Von Osten her dringen Kämpfer in die Vororte ein.
Bei Bachmut und Lyman rücken russische Truppen vor.
Im Norden bei Kupjansk erleidet Moskaus Armee schwere Verluste, lässt aber nicht nach.
Noch vor wenigen Wochen hat die Welt auf den Süden der Ukraine geschaut: Was machen die Marine-Infanteristen am linken, östlichen Dnipro-Ufer? Was macht der Vorstoss von Robotyne nach Tokmak? Wie weit kommt die Gegenoffensive von Wolodymyr Selenskyjs Armee?
When he calls home, he'll say, 'I'm okay. Take care there!' Because on the front lines, they don’t have the luxury of war fatigue
Heute ist der Fokus ganz woanders. Tatsächlich sind die ukrainischen Kräfte ins Hintertreffen geraten. Wladimir Putin will bis zu den Präsidenten-Wahlen im März etwas vorweisen können und geht trotz des winterlichen Wetters in die Offensive.
Dabei hat der Kreml fünf Ziele und Stossrichtungen: Die Schlüsselstädte heissen von Nord nach Süd Kupjansk, Lyman, Tschassiw Jar, Awdijwka und Kurachowe, das zwischen Awdijwka und Wuhledar liegt.
Russischer Vorstoss in die Lücke
Im letztgenannten Gebiet stützt sich die Defensive auf drei Festungen: Awdijwka, Marjinka und Wuhledar. Das restliche Areal wird mit Minen und kleineren Befestigungen verteidigt. Genau da hat die russische Armee mit einem Vorstoss angesetzt.
Putins Truppen wollen Nowomychajiliwka erobern, das gut 17 Kilometer von Kurachowe entfernt liegt. Während sie im Süden der Siedlung relativ viel Boden gutmachen konnten, scheitern sie im Norden laut Reporting from Ukraine grossteils an der starken Verteidigung.
Aus den umliegenden Dörfern haben die Russen versucht, in Nowomychajiliwka einzudringen. Nach ihrer Aussage ist ihnen das auch gelungen. Ein Video auf X zeigt dagegen, wie russische Einheiten in einem Minenfeld vor dem Ort liegen bleiben.
2/Russian forces attempted to enter Novomykhailivka using the main eastern access road. This road was already heavily mined by Ukrainian forces. In the video, the wreckage of at least four Russian IFVs that attempted the attack can be seen. pic.twitter.com/AUIP6V1Nbd
Kiew will einen jedoch Gegenangriff gestartet und die russischen Angreifer verjagt haben. Dennoch ist der Druck auf die Siedlung hoch: Gut möglich, dass die ukrainische Armee Nowomychajiliwka nicht halten können wird.
Awdijwka: Druck von drei Seiten
Wer auf ukrainischer Seite geglaubt hat, dass Moskau nicht mehr genug Männer hat, wenn man an so vielen Frontabschnitten angreifen lässt, hat sich geschnitten. Im Süden der Stadt schien der Kampf schon konsolidiert zu haben – siehe obige Bildergalerie.
Doch ausgerechnet dort konnte die russische Armee nun erstmals Boden gutmachen. Auch aus dem Industriequartier im Osten sind Soldaten weiter Richtung Stadtmitte vorgerückt, weiss Military Lab. Und auch im Norden an der Bahnlinie ist Putins Armee vorgestossen. Ob diese Positionen gehalten werden können, muss sich aber erst noch zeigen.
Bradley sending 25mm into Russian positions near Stepove on the northwestern flank of Avdiivka. pic.twitter.com/Z4oLP8y4MH
Auch bei Bachmut behält Russland weiter die Initiative: Tschassiw Jar liegt keine sieben Kilometer westlich der Stadt. Auf dieses Ziel arbeiten Putins Truppen hin: Sie nähern sich langsam, aber stetig Bohdanivka, Ivanivske und Klischtschijwka.
Schwere Gefechte auch im Norden
Weiter südlich ist Lyman ein lohnendes Ziel für die Kräfte des Kreml: Die Siedlung ist noch gut 13 Kilometer von der Front entfernt. Moskau würde diese gerne bis an den Fluss Oskil verschieben, um eine stabile Verteidigungslinie zu bilden.
Das funktioniert aber nur, wenn der Fluss bis in den Norden die Front bildet. Dazu müsste aber erst Kupjansk fallen: Ähnlich wie in Awdijwka versucht die russische Armee dort zunächst, in der Breite anzugreifen, um Schwachpunkte zu finden.
Am nächsten sind die Russen Kupjansk, wenn sie das Dorf Synkivka einnehmen. Dann könnten sie auch die Verbindung nach Kysliwka im Osten unterbrechen und die Verteidigung einbrechen zu lassen, ohne sich um die ukrainischen Truppen in dem Waldgebiet dazwischen kümmern zu müssen, erklärt Reporting from Ukraine.
Doch der Gegner weiss das auch: Die Verteidiger nutzen starke Befestigungen, Minen und Drohnen, um die Angreifer abzuwehren.
Deshalb hat Moskau zuletzt mit grösseren mechanisierten Verbänden angegriffen. Für kurze Zeit konnten sich russische Truppen in Synkivka festsetzen, doch sowohl die Fahrzeuge als auch später geschickte Infanterie-Verstärkungen wurden aufgerieben. Der Kampf wird hier aber mit unverminderter Härte weitergehen.