«Ich hasse die Polizei»J. D. Vance wird von seiner Vergangenheit eingeholt
Jenny Keller
31.7.2024 - 18:19
Abwertende Bemerkungen von Trumps Vizekandidat über «kinderlose Katzenladys», seine Verachtung für Trump und weitere kontroverse Meinungsänderungen stellen J. D. Vance's Glaubwürdigkeit infrage.
Jenny Keller
31.07.2024, 18:19
01.08.2024, 16:05
SDA
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Immer mehr umstrittene Aussagen von Trumps Vizekandidat J.D. Vance sorgen für Unruhe bei den Republikanern.
Eine ehemalige Studienkollegin von Vance leitete der New York Times 90 E-mails und SMS von Vance weiter.
Vance gerät damit weiter in die Kritik, u.a. durch diffamierende Aussagen über «kinderlose Katzenladys».
Trotz schlechter Umfragewerte hält Trump weiterhin zu Vance und lobt dessen Arbeit.
Bei den Republikanern herrscht grosse Besorgnis. Für die Unruhe verantwortlich ist Donald Trumps Vizekandidat, J. D. Vance (39). Immer mehr seiner kontroversen Aussagen aus der Vergangenheit kommen ans Licht.
Eine ehemalige Kommilitonin der Yale Law School hat der «New York Times» rund 90 E-Mails und Textnachrichten weitergeleitet, die sie überwiegend zwischen 2014 und 2017 von Vance erhalten hatte.
Freundschaft zerbrach vor drei Jahren
Sofia Nelson, heute Pflichtverteidigerin in Detroit, ist eine trans Frau und sagt, sie und Vance seien einst enge Freunde gewesen. Sie hätten sich jedoch 2021 zerstritten, als Vance öffentlich bekannt gab, dass er ein Verbot der geschlechtsangleichenden Betreuung für Minderjährige in Arkansas unterstütze.
Nelson hofft, dass die E-Mails die Meinung der Wähler*innen über Vance beeinflussen werden. Im Interview mit der Detroit Free Press erklärte sie, dass sie den J. D. Vance von früher vermisse.
In einer Stellungnahme sagte ein Sprecher der Vance-Kampagne, es sei «bedauerlich», dass jemand «jahrzehntealte private Gespräche zwischen Freunden» teile. «Senator Vance schätzt seine Freundschaften mit Menschen aus dem gesamten politischen Spektrum», heisst es in der Erklärung.
Vance habe offen zugegeben, dass sich einige seiner Ansichten aus dem letzten Jahrzehnt geändert haben, nachdem er Vater geworden sei und eine Familie gegründet habe. Er habe ausführlich erklärt, warum er seine Meinung zu Präsident Trump geändert habe. Und: «Trotz ihrer Meinungsverschiedenheiten liegt Senator Vance Sofia am Herzen und er wünscht Sofia alles Gute.»
Was Vance in seinen E-Mails vor ein paar Jahren getextet hatte, dürfte ihm heute unangenehm sein. So schrieb er zum Beispiel 2016, dass er Trump niemals unterstützen könnte, da dieser eine «Katastrophe» sei. «Er ist einfach ein schlechter Mensch. Ein moralisch verwerfliches menschliches Wesen.»
Vance kritisierte auch die republikanische Partei und schrieb, sie habe «nichts anzubieten, das so attraktiv ist wie der Demagoge». Mit dem Demagogen meinte Vance wohl Donald Trump, also die einzige Figur, die die Aufmerksamkeit und Unterstützung der Menschen auf sich ziehe, während die republikanische Partei als Ganzes nichts bieten könne.
J. D. Vance: «I hate the police»
Über die Polizei äusserte er sich 2014 wegen deren brutalen Vorgehens mit den Worten: «Ich hasse die Polizei. Angesichts der negativen Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren gemacht habe, kann ich mir nicht vorstellen, was ein schwarzer Mann durchmachen muss.»
Im Dezember 2015 schrieb Sofia Nelson an J. D. Vance, eine muslimische Freundin habe ihr erzählt, dass Frauen, die Hijabs tragen, sich nicht mehr sicher fühlten, einfache Dinge wie den Einkauf im Supermarkt zu erledigen.
Vance antwortete: «Ich bin offensichtlich empört über Trumps Rhetorik, und am meisten sorge ich mich darüber, wie willkommen sich muslimische Bürger*innen in ihrem eigenen Land fühlen. Aber ich denke auch, dass die Menschen schon immer an verrückten Mist geglaubt haben. (...) Und es hat immer Demagogen gegeben, die bereit waren, die Menschen auszunutzen, die an verrückten Mist glauben.»
Im September 2016 schrieb er seiner Kollegin: «Je mehr weisse Menschen sich überlegen, Trump zu wählen, desto mehr werden schwarze Menschen leiden. Ich glaube das wirklich.»
Repost von Delfinattacke auf Frau
Im Februar 2024 postete Vance einen Tweet, der eine Frau zeigt, «die von einem Delfin vergewaltigt wird und es geniesst».
Harris campaign releases statement on JD Vance dolphin story titled: 'JD Vance is a Creep' https://t.co/9g7tWyURkK
Laut Social-Media-Nutzern liegt das Problem des Posts darin, dass die Wörter «Frau» und «Delfin» markiert waren, was sie spekulieren lässt, ob J. D. Vance nach Delfin-Pornografie gesucht habe.
Schimpftirade auf FOX News
Zudem machte Vance 2021 in einem Interview mit dem TV-Sender Fox News mit diffamierenden Aussagen von sich reden. «Die gesamte Zukunft der Demokraten wird von Menschen ohne Kinder kontrolliert. Wie kann es Sinn ergeben, dass wir unser Land Menschen überlassen haben, die kein direktes Interesse daran haben?»
Ausserdem bezeichnete er Frauen wie Kamala Harris, die keine Kinder haben, als «kinderlose Katzenladys, die in ihrem eigenen Leben unglücklich sind und deshalb «ihr Elend» auch dem Rest des Landes aufzwingen wollen.
J. D. Vance über «kinderlose Katzenladys». Interview mit Tucker Carlson auf FOX News, 2021.
Und weiter: «Diese Leute erkennen, dass sie unglücklich sind. Sie leben in Einzimmerwohnungen in New York City und haben ihr ganzes Leben darauf verwendet, ein Statusspiel zu gewinnen. (...) Sie schauen auf das mittlere Amerika und auf die Menschen, die sehr glücklich mit ihrem Leben und den Entscheidungen sind, die sie getroffen haben. Sie hassen normale Amerikaner dafür, dass sie die Familie diesen lächerlichen Statusspielen in New York vorziehen.»
Vances Stolz auf seine Familie
Auch eine Schelte gegen Journalist*innen konnte sich Vance nicht verkneifen: «Die unglücklichsten Menschen in den Mainstream-Medien sind diese mittelmässigen Journalisten, die ihr gesamtes Selbstwertgefühl in ihren miesen Jobs statt in ihren Familien finden.»
Angesprochen auf seine Äusserungen von damals sagte Vance nun: «Das, worauf man am meisten stolz ist, ist die Tatsache, dass man Kinder hat.»
Er erklärt weiter: «Als ich das Problem ansprach, dass wir nicht genug Babys haben, sagten viele Liberale und Linke, wir könnten doch einfach amerikanische Kinder durch Einwanderer ersetzen.» Er habe nichts gegen Einwanderer, sei mit der Tochter von Einwanderern verheiratet, habe drei Kinder mit ihr. «Aber wenn eine Gesellschaft nicht genug Kinder bekommt, um sich selbst zu ersetzen, ist das eine äusserst gefährliche und destabilisierende Sache.»
Schlechte Umfragewerte
Trump hat sich bisher kaum zu den Peinlichkeiten seines Vizekandidaten geäussert. Nur zum Thema «Katzenladys» verteidigte er Vance, der hauptsächlich von seiner Grossmutter erzogen wurde: «Er ist in einer sehr interessanten Familienkonstellation aufgewachsen und findet, dass Familie eine gute Sache ist. Das kann man durchaus mal sagen, finde ich.»
Das scheinen nicht alle so zu sehen: Vance erreicht aktuell die schlechtesten Umfragewerte eines Vizekandidaten. Laut CNN ist seine Beliebtheit seit dem Parteitag um sechs Punkte gesunken. In früheren Jahrzehnten lag dieser Wert der Vizekandidaten durchschnittlich bei +18 Punkten.
Sogar Trumps ehemalige hochrangige Mitarbeitende kritisieren Vance. Alyssa Farah Griffin (35), Kommunikationsdirektorin im Jahr 2020, warnt vor der «Katastrophe» Vance, und: «Es gab offenbar keinerlei Überprüfung von J. D. Vance.»
Trump hält zu Vance
Bisher hält Trump zu Vance und lobt seine «fantastische Arbeit». Den vom Parteitag abgesegneten Vizekandidaten auszutauschen, wäre kompliziert. Vance müsste freiwillig zurücktreten – oder sterben. Dann müsste kurzfristig ein neuer Parteitag abgehalten werden.
Trump bleibt daher kaum etwas anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen und seinen Vizekandidaten im besten Licht darzustellen.
Wall-Street-Manager soll US-Handelsminister werden
STORY: Der designierte US-Präsident Donald Trump hat sich für den Wall-Street-Manager Howard Lutnick als neuen Handelsminister entschieden. Lutnick galt zuvor als Anwärter auf den Posten des Finanzministers. Er teilt mit Trump das Ziel, Arbeitsplätze in der Industrie wieder in die USA zu holen und die Akzeptanz von Kryptowährungen zu erhöhen. Lutnicks Nominierung muss vom Senat bestätigt werden, wo Trumps Republikaner eine Mehrheit halten werden. Lutnick ist ein langjähriger Freund von Trump und organisiert als Co-Chef die Übergangsphase bis zur Machtübernahme im Januar. Im Hauptberuf leitet der 63-Jährige den Finanzdienstleister Cantor Fitzgerald. Trump hatte im Wahlkampf mit neuen hohen Zöllen auf Waren aus dem Ausland gedroht und behauptet, das werde Unternehmen zur Produktion in den USA zwingen. Lutnick schloss sich im Wahlkampf diesen Plänen an. Der Unternehmer gilt als scharfer Kritiker Chinas. Eine seiner wichtigsten Aufgaben dürfte die Umsetzung von Exportkontrollen im Technologie-Konflikt mit China sein.
21.11.2024
Selenskyj lässt Raum für zeitweise Gebietsabtretungen
Nach 1.000 Tagen Krieg in der Ukraine ist kein Ende in Sicht. Nun hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Raum für eine zeitweilige russische Kontrolle über ukrainische Gebiete gelassen.
Im Parlament sagte Selenskyj: «Vielleicht muss die Ukraine jemanden in Moskau überleben, um ihre Ziele zu erreichen und das gesamte Staatsgebiet wieder herzustellen.»
20.11.2024
Beziehungen mit USA: Putin zu Normalisierung bereit
Der russische Präsident Wladimir Putin ist offenbar unter Bedingungen zu einer Verbesserung der Beziehungen zu den USA bereit. Das sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Staatsagentur Tass. Er verwies darauf, dass nicht Russland das «Sanktions-Rennen» begonnen habe. Das habe Washington initiiert.
Die Beziehungen zwischen Moskau und Washington sind seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die benachbarte Ukraine auf einen Tiefpunkt gesunken.
Die USA haben eine Reihe von Sanktionen gegen Russland verhängt und unterstützen Kiew massiv mit Waffen. Moskau hofft auf eine Wende in den Beziehungen mit der Amtsübernahme des designierten US-Präsidenten Donald Trump im Januar.
19.11.2024
Wall-Street-Manager soll US-Handelsminister werden
Selenskyj lässt Raum für zeitweise Gebietsabtretungen
Beziehungen mit USA: Putin zu Normalisierung bereit