«Törichter Unsinn»Historiker sagte 9 von 10 Wahlen richtig vorher – und warnt davor, Biden fallenzulassen
Philipp Dahm
1.7.2024
Biden vs. Trump – die Tiefpunkte im Video
Das erste TV-Duell zwischen Joe Biden und Donald Trump ist Geschichte. In Erinnerung bleibt das Duell auch wegen einiger Tiefpunkte.
28.06.2024
Der Historiker Allan Lichtman hat ein System, mit dem er neun der zehn letzten Präsidentschaftswahlen richtig prognostiziert hat. Er warnt die Demokraten vor einem Führungswechsel – und ist nicht allein.
Philipp Dahm
01.07.2024, 19:33
02.07.2024, 14:50
Philipp Dahm
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Der Historiker Allan Lichtman hat bis auf das Jahr 2000 die letzten zehn Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen richtig vorhergesagt.
Lichtman sagt, es wäre ein «grosser Fehler», wenn sich die Demokraten von Joe Biden nach dem TV-Duell distanzieren würden.
Er belegt, dass ein Sieg oder eine Niederlage bei den TV-Debatten keine Auswirkungen auf das Ergebnis hätten.
Ronald Reagan habe 1983 bei den TV-Debatten versagt und sei damals 73 gewesen. Am Ende habe er bei der Wahl in nur einem Bundesstaat nicht gewonnen.
«Chill the f*** out», ruft der demokratische Senator aus Pennsylvania, John Fetterman, seinen Parteifreunden zu.
Auch sein Amtskollege aus Delaware, Chris Coons, warnt davor, Biden zu unterschätzen.
Allan Lichtman hat ein Händchen, wenn es darum geht, den nächsten US-Präsidenten vorherzusagen: Bei den letzten zehn Urnengängen tippte der Historiker der American University in Washington D.C. neunmal richtig. Nur im Jahr 2000, als George W. Bush gegen Al Gore siegte, lag der 77-Jährige daneben.
Lichtman hat für dieses Jahr noch keine Prognose abgegeben, doch der Wissenschaftler ist sich sicher, dass die Demokraten nach dem TV-Duell zwischen Joe Biden und Donald Trump nicht in Panik verfallen sollten. «Debatten sagen nichts über das Ergebnis voraus», erklärt der Gelehrte CNN.
Beispiele gefällig? «Hillary Clinton hat [2016] alle drei Debatten gewonnen – und dennoch verloren», so Lichtman. «John Kerry hat [2004] alle Debatten gewonnen, und trotzdem verloren. Barack Obama hat auf die Nase bekommen – 72 zu 20 Prozent in den Umfragen. Schlimmer als Biden – und er hat gewonnen.»
Seine Methode umfasse deshalb 13 Kriterien: Diese «Schlüssel» erfassten die «Struktur, nach der Wahlen wirklich verlaufen». Und im Gegensatz zu allem, was man gerade höre, sei die einzige Chance der Demokraten, das Weisse Haus zu behaupten, wenn sie auf Biden setzten.
«Das ist törichter Unsinn»
Was sind die 13 Faktoren, die Lichtman mit einberechnet? Vier davon beziehen sich auf politische Aspekte, sieben auf die Leistungen und zwei auf den Charakter. «Schauen Sie sich den Schlüssel Amtsbonus an. Der geht an Biden. Der Schlüssel Kampf – der geht an Biden. Er wurde angefochten.»
Diese Punkte würden an die Gegenseite gehen, wenn man den Amtsinhaber nicht mehr antreten lasse. CNN Moderatorin Abby Phillip wirft daraufhin ein, dass viele Demokraten fürchten würden, der 81-Jährige sei wohl zu alt für den Job – und dieser Aspekt tauche in Lichtmans Matrix nun mal nicht auf.
«Das ist ein grosser Fehler», verwirft Lichtman diesen Gedanken. «Sie sind keine Ärzte. Sie wissen nicht, ob Biden physisch in der Lage ist, eine zweite Amtszeit zu bestreiten, oder nicht.» Bei Ronald Reagan sei das ähnlich gewesen, als der sich 1983 mit 73 Jahren hat wiederwählen lassen. «Er hat 49 [von 50] Bundesstaaten gewonnen. Das ist also törichter Unsinn.»
«Der dümmste Sch****, den ich je gehört habe»
Die politischen Analysten würden den Demokraten nun erneut «schreckliche Ratschläge» geben wie bereits 2016. «Das beweist, dass das stimmt, was ich seit Jahren sage: Die Republikaner haben keine Prinzipien, die Demokraten haben kein Rückgrat.»
Weiter schimpft Lichtman: «Die Republikaner halten zu einem unverhohlenen Lügner, der in dieser Debatte alle 80 Sekunden gelogen hat. Und nebenbei: Die Lügen bleiben. Die Leistungen bei einer Debatte können [hingegen] überwunden werden.»
Unterstützung erhält Biden auch von Parteifreunden wie John Fetterman, dem progressiven demokratischen Senator aus Pennsylvania. «Diese ganze Biden-absägen-Sache – das ist der dümmste Sch****, den ich je gehört habe», poltert Fetterman im Interview mit Fox News. «Wenn du gewillt bist, Joe Biden hängen zu lassen, hilfst du Trump.»
«Es ist immer schlecht, gegen Joe Biden zu wetten»
Fetterman fühlt sich an sein eigenes Schicksal erinnert, als er 2022 gegen den Republikaner Mehmet Oz Wahlkampf gemacht hat – und ihn ein Schlaganfall traf. «Wir hatten eine schwierige Debatte, und dennoch haben wir es geschafft, zu gewinnen. Eine Debatte macht noch keine Karriere aus.» Auf X riet er den Parteifreunden: «Chill the f*** out.»
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Patrick Semansky/AP/dpa
«Es ist immer schlecht, gegen Joe Biden zu wetten», meint auch der Demokrat Chris Coons. «Ich war bei ihm, als er 2019 in Philadelphia seine Kandidatur angekündigt hat, und die meisten meiner Kollegen sagten: ‹Oh, er ist zu gemässigt, er ist zu weiss, er ist zu moderat.› Und ich war bei ihm in New Hampshire, als die Leute ihn in den Vorwahlen nicht gewählt haben – und ich war bei ihm, als er den Amtseid als Präsident abgelegt hat.»
Der Senator in Bidens Heimatstaat Delaware glaubt dem Amtsinhaber: «Bei diesem Rennen könnte nicht mehr auf dem Spiel stehen, und der einzige Demokrat, der Donald Trump je geschlagen hat, ist Joe Biden», sagt Coons dem Sender ABC. «Er ist unser Kandidat im November, und er hat die beste Chance, ihn zu schlagen.»
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