Drei Aspekte stechen rausWarum Biden das TV-Duell klar verloren hat
Philipp Dahm
28.6.2024
Biden vs. Trump – die Tiefpunkte im Video
Das erste TV-Duell zwischen Joe Biden und Donald Trump ist Geschichte. In Erinnerung bleibt das Duell auch wegen einiger Tiefpunkte.
28.06.2024
Beim TV-Duell mit Donald Trump hat Joe Biden den Kürzeren gezogen: Selbst Anhänger des Präsidenten räumen ein, dass sich der 81-Jährige nicht gut geschlagen hat. Drei Punkte sind dabei besonders aufgefallen.
Philipp Dahm
28.06.2024, 09:56
28.06.2024, 14:26
Philipp Dahm
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Joe Biden hat das TV-Duell gegen Donald Trump offenbar verloren.
Drei Aspekte fallen auf: Erstens hat sich Joe Biden in einer schlechten geistigen und körperlichen Verfassung gezeigt.
Zweitens hat Donald Trump gelogen, dass sich die Balken biegen – Beispiele inklusive.
Trump hat es drittens im Gegensatz zu Biden geschafft, seine talking points anzubringen.
CNN-Politik-Experte Van Jones war einst Berater von Barack Obama – und steht nicht gerade unter Verdacht, Joe Biden etwas Böses zu wollen. Was er nach dem TV-Duell gesagt hat? «Das hat wehgetan. Er hat sich überhaupt nicht gut geschlagen.»
Der Anwalt fasst zusammen: Biden habe gute Dinge gesagt, diese aber ziemlich schlecht rübergebracht. Und Trump habe schlechte Dinge gesagt – doch das allerdings vital.
Direkt nach der Sendung ist sich die Kommentatoren-Runde beim politisch linken Sender CNN einig, dass die TV-Debatte für Joe Biden ein «Desaster» war, das die Demokraten in Aufruhr versetzen dürfte. Drei Aspekte sind dabei besonders aufgefallen.
Was war Joe Biden nicht energetisch, als er im März seine Rede zur Lage der Nation gehalten hat. Sogar einen Drogentest hat die Trump-Seite deswegen vor dem TV-Duell gefordert. Der ist überflüssig, steht nun fest: Der 81-Jährige hat fahrig, klapprig und ältlich gewirkt.
Biden verliert bei seinen Aussagen den Faden. Er sagt Sachen wie «Wir haben die Gesundheitsversorgung geschlagen». Er verwechselt Billionen mit Milliarden und Jahrhunderte mit Jahrzehnten, auch wenn er sich nachträglich noch korrigiert. Er spricht leise und nuschelt mitunter. «Ich weiss gar nicht, wovon er redet», kanzelt Trump ihn einmal ab.
Ganz anders sein Gegenüber: Trump spricht klar und deutlich. Er wirkt konzentriert und souverän, hält sich mit Mimik einigermassen zurück und hört zu, wenn Biden redet – ganz anders als bei ihrem letzten TV-Duell 2020. Was die körperliche und geistige Ausstrahlung angeht, entscheidet Trump das Duell klar für sich.
2. Donald Trumps Lügen
Wenn es um die Inhalte geht, müsste eigentlich Biden die Nase vorn haben. Donld Trump lügt, dass sich die Balken biegen. Er prahlt, die Wirtschaft sei unter ihm «die beste in der Geschichte unseres Landes» gewesen. Das ist falsch: Die Arbeitslosigkeit war in seiner Ägide deutlich höher.
Er lobt sich, er habe den Preis für Insulin gedrückt. Tatsächlich haben das die Demokraten durchgesetzt. Er tönt, dass «alle Rechtsexperten wollten, dass [das Recht auf Abtreibung] gekippt wird». Dabei ist das ein Effort der christlichen Rechten. Er lügt: «Die USA haben derzeit das grösste Defizit überhaupt.» Und behauptet: «Biden bekommt sehr viel Geld von China.»
BOOM: Here is the clip of Donald Trump’s Chief of Staff CONFIRMING that Trump called fallen American soldiers “losers and suckers.” This is damning. Repost and spread this everywhere. pic.twitter.com/ew9U8s28wi
Dreist ist Trump, wenn er abstreitet, er habe Veteranen «Lutscher» und «Verlierer» genannt. Oder wenn er so tut, als habe er am 6. Januar 2021 angeboten, 10'000 Mitglieder der Nationalgarde zum Kapitol zu schicken, was die Demokratin Nancy Pelosi abgelehnt habe. Das habe diese selbst zugegeben, flunkert er völlig unverblümt.
3. Talking Points
Biden ist es so gar nicht gelungen, seine Gesprächspunkte anzubringen. Der grosse Trumpf in seinem Ärmel hätte das Thema Abtreibung sein können, doch darauf festnageln kann der Demokrat seinen Gegner nicht. Der tönt stattdessen: «Einige demokratische Staaten erlauben die Exekution von Babys nach der Geburt.»
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Patrick Semansky/AP/dpa
Im Gegensatz zu Biden macht sein Herausforderer mehr als deutlich, was sein Thema ist. Das Thema, auf das er immer wieder kommt – auch wenn es um völlig andere Dinge geht: die Migration. Biden schafft nur Jobs für Einwanderer. Biden hat 18 bis 19 Millionen Migranten ins Land gelassen. Und viele davon kommen direkt aus dem Knast oder der Irrenanstalt.
«Alles, was er sagt, ist eine Lüge», krächzt Biden einmal, was in Bezug auf die obige Migranten-Aussagen auch stimmt. Aber dennoch schafft Trump es zumindest, seine Botschaft an den Mann und die Frau zu bringen. Auch dieser Eindruck trägt dazu bei, dass Joe Biden bei diesem Duell offenbar den Kürzeren gezogen hat.
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