Altersfalle für Trump?Harris' unerwartete Strategie verblüfft – es gibt ein grosses Aber
Sven Ziegler
18.8.2024
Kamala Harris auf Erfolgskurs: Von der Juristin zur Hoffnungsträgerin der Demokraten
Als Bezirksstaatsanwältin setzte sich Kamala Harris für strengere Waffengesetze und gegen die Todesstrafe ein. Diese Entschlossenheit prägt ihren Weg bis heute – nach Jahren im Schatten von Joe Biden will sie als Präsidentin die USA verändern.
04.09.2024
Kamala Harris macht sich Donald Trumps Argumente zu Nutzen, nimmt das Alter ihres republikanischen Widersachers als Anlass für Wahlkampf. Die Strategie geht auf – hat aber ihre Grenzen.
Sven Ziegler
18.08.2024, 00:00
10.09.2024, 17:05
Sven Ziegler
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Kamala Harris nutzt plötzlich das Alter von Donald Trump als Wahlkampf-Thema.
Das funktioniert – aber nur eingeschränkt.
Denn deutlich weniger Amerikaner sehen Trumps Alter als Problem.
Zu alt, zu senil, zu unberechenbar: Monatelang nutzte der ehemalige US-Präsident Donald Trump, der jetzt als republikanischer Kandidat wieder auf der ganz grossen Politbühne anzutreffen ist, das Alter seines Widersachers Joe Biden (81) als Argument. Mittlerweile ist Biden aus dem Rennen – übernommen hat die deutlich jüngere Kamala Harris (59)
Nun hat sich der Wind gedreht. Mittlerweile nutzt Harris das Alter des 78-jährigen Trump als Angriffsmittel. Dabei spielt nicht nur Trumps Alter eine Rolle, sondern auch die Botschaft, die Harris zu vermitteln versucht: Die Wahl 2024 sei eine Entscheidung zwischen einer Zukunft, die Fortschritt bringt, und einer Vergangenheit, die das Land nicht wieder erleben möchte.
Strategie hat ihre Grenzen
Wie das US-Magazin Politico berichtet, sieht die Harris-Kampagne Trump als Symbol für eine rückwärtsgewandte Politik. Anita Dunn, eine Beraterin von Präsident Joe Biden, erklärt: «Trump steht dafür, das Land zurückzuführen, nicht voranzubringen – zurück zu einer Zeit, in die die Menschen nicht zurückkehren wollen.» Harris hingegen betone eine Vision der Zukunft, in der Frauenrechte, Gesundheitsversorgung und wirtschaftliche Gerechtigkeit im Vordergrund stehen.
Trotz der Angriffe auf Trumps Alter hat diese Strategie ihre Grenzen. Während eine Umfrage der Marquette Law School ergab, dass 79 Prozent der Befragten Bidens Alter als problematisch ansehen, sind es bei Trump nur 57 Prozent.
Tatsächlich wird Trump von vielen als vitaler und energischer wahrgenommen als Biden. Douglas Heye, ein republikanischer Stratege, merkte gegenüber Politico an: «Man kann sagen, Trump ist erratisch und unfokussiert, aber er wird als eine Energiequelle gesehen.»
Dennoch gibt es Anzeichen dafür, dass auch Trump altersbedingte Veränderungen durchläuft. Die konservative Kommentatorin Megyn Kelly sagte in ihrem Podcast: «Bei seinen Reden merkt man, dass er oft den Faden verliert und die Leute das Interesse verlieren – das ist neu für Trump.»
Während Harris Trumps Alter subtil in ihren Reden thematisiert, setzt sie hauptsächlich auf die kontrastierenden Visionen für die Zukunft der USA. Auf einer Wahlkampfveranstaltung in Las Vegas betonte sie: «Diese Wahl geht nicht nur um uns gegen Trump, sondern um zwei unterschiedliche Visionen für unser Land: Unsere Vision, die auf die Zukunft ausgerichtet ist, und seine, die in die Vergangenheit schaut.»
Jüngere Wähler unterstützen Harris
Experten wie Paul Maslin, ein prominenter demokratischer Wahlforscher, sehen das Alter als «das Sahnehäubchen» auf Harris' Argumentation. «Man will sowieso eine Zukunftsvision anbieten, und jetzt kann man das durch die Frage nach Trumps mentaler Fitness und Energie ergänzen», erklärte Maslin in einem CNN-Podcast.
Die Argumente von Harris kommen vor allem bei den jüngeren Amerikanern gut an. Laut dem Pew Research Center ist der Rückhalt bei jungen Wählern besonders gross: 57 Prozent der unter 30-Jährigen unterstützen sie, während nur 29 Prozent Trump bevorzugen.
Celinda Lake, die als Meinungsforscherin für Bidens 2020-Kampagne tätig war, ist überrascht, wie schwer sich die Republikaner tun, Harris’ Kampagne effektiv zu begegnen. Sie konstatiert: «Sie wissen nicht, wie sie gegen sie vorgehen sollen»